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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein retuschiertes Foto, vergräbt sich in Worte und weiß plötzlich, das ist der Mann fürs Leben, den heirate ich, auch wenn ich morgen Witwe sein kann! Stundenlang, tagelang habe ich mit ihr gesprochen – es hatte keinen Sinn. Das ist jetzt eine Zeit, in der die Hirne gelähmt werden. Wahrheiten sind wie Seifenblasen. Ihn kann ich ja noch eher verstehen, hat beide Eltern verloren …
    Irgendwo tickte eine Uhr, gemein laut in dieser Stille. Von der Wand hinter dem Schreibtisch blickte der Führer mit ehernem Blick herunter. Johann Lohmann sah ihn böse an. Auch daran bist du schuld, dachte er. Ich weiß, es ist primitiv, so zu denken, aber auch der kleinste Baustein von Schuld wird zum Berg, und der wird dich einmal erdrücken. Und uns alle mit, denn wir haben dich gewählt, Führer, wir sind eine schizophrene Generation …
    »Noch fünf Minuten!« sagte Schmitz VII mit gehobener Stimme. Er klappte die Trauakte auf und starrte auf den grauen Stahlhelm. Aus seinen Augen sprach Ergriffenheit und deutsche Manneswürde. »Wenn die Uhren auch in Rußland stimmen, steht Ihr Bräutigam jetzt vor seinem Kommandeur. Fräulein Lohmann, das müßten Sie jetzt eigentlich fühlen …«
    O Himmel, halt die Fresse, dachte Johann Lohmann und schlug die Beine übereinander. Heribert Bluttke räusperte sich, und Onkel Hannes bekam feuchte Augen. Er war wie seine Mutter und weinte gern, wenn es ans Herz ging.
    »Es ist soweit!« sagte Schmitz VII in die Stille hinein. »Jetzt ist die Heimat mit der Front verbunden …«
    Zehn Minuten vor dem angesetzten Termin stürzten der Regimentskommandeur, Major Blauer, und der Wehrmachtspfarrer Dr. Zoller die Treppe zum Bunker hinunter und rollten, obgleich sie Leutnant Brokamp aufhalten wollte, bis vor den Trauungstisch. Draußen machte es mörderisch Pfff-pfff-pfff, dann rumpelten einige Gewehrgranaten heran, aber sie schlugen weit vom Bunker entfernt in die trockene Erde. Es gab Staubwolken, aber sonst nichts.
    Major Blauer und Dr. Zoller sprangen auf, klopften den Dreck von ihren Uniformen und holten tief Luft. Hauptfeld Emil Knoll und der Unteroffizier Hasslick standen stramm, Hauptmann Hillemann und Leutnant Brokamp halfen, die Uniformen zu säubern.
    »Zwei oder drei Dreckskerle sitzen da herum!« schrie Major. Blauer. »Ich vermute, drüben auf dem Hügel, in dem Kusselgelände. Die muß man doch mit Granatwerfern erreichen können, Hillemann!«
    »Wir haben Befehl von der Division, so viel wie möglich Munition zu sparen. Keine Einzelaktionen, Freigabe des Materials nur bei Angriff.« Hillemann grinste schief. »Mit Blasrohren reiche ich nicht bis zu den Sowjets, Herr Major.«
    »Hier ist ein Notstand, Hillemann! Sollen wir uns abknallen lassen wie die Hasen?« Er nahm aus der Hand von Leutnant Brokamp seine Mütze und setzte sie auf. Dr. Zoller suchte unter seinem Uniformrock und fluchte unchristlich.
    »Scheiße!« sagte er. »So eine Scheiße! Verzeihung! Aber ich habe auf dem Kriechgang mein Kreuz verloren. Glatt von der Kette abgerissen!«
    »Und jetzt stehen Sie da wie eine Jungfrau ohne Hymen, was?« Major Blauer lachte unverschämt.
    »Ich habe meine Hände«, sagte Pfarrer Dr. Zoller gelassen und rieb sich die schmutzigen Handflächen. »Gott ist überall, wo Glauben ist.«
    »Amen!« Major Blauer sah auf seine Armbanduhr, verstohlen tat das der korrekte Hauptfeldwebel Knoll auch. »Noch fünf Minuten!« Er wandte sich an Hellmuth Wegener, der vor dem Tisch stand und das Foto Irmi Lohmanns ansah. Jetzt sitzt sie in Köln vor meinem Bild, dachte er. Ein Stahlhelm liegt symbolisch auf dem Tisch. In ein paar Minuten sind wir Mann und Frau. Irmi, ob das wirklich richtig ist …?
    »Ist das der glückliche Bräutigam?«
    Wegener fuhr herum und schlug die Hacken zusammen. »Jawoll, Herr Major. Fähnrich Hellmuth Wegener, Dritte Kompanie.«
    »Neu bei uns?«
    »Seit drei Monaten, Herr Major. Ich hatte mich bei Ihnen gemeldet, als ich …«
    »Ich behalte weder Namen noch Gesichter, Wegener.« Major Blauer winkte ab. »Fangen wir an. Wer zuerst? Sie, Herr Pfarrer?«
    »Sprechen Sie erst Ihre Heldenworte.« Dr. Zoller holte aus der Tasche seiner Uniform ein Metallkästchen. Es enthielt eine Hostienschachtel und einen winzigen silbernen Kelch. »Wenigstens das habe ich behalten. Haben Sie Wein hier, Hillemann?«
    »Nee, nur Kognak. Ist das eine Gotteslästerung?«
    »Kognak wird aus Wein gemacht … also ist es gottgefällig«, sagte Dr. Zoller sanft. »Noch eine Minute, Herr
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