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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady
Autoren: Anna Campbell
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Diana.
    Spontan sprang er auf – und strauchelte prompt, als er das steife Bein belastete. »Verdammt!« Ausgerechnet jetzt, wo er den Helden spielen wollte, blamierte er sich. Er musste stark sein. Gebieterisch. Noch hatte er die geliebte Frau nicht endgültig erobert.
    Diana schrie erschrocken auf und wandte sich zu ihm. Mit beiden Armen umfing sie ihn und verhinderte seinen Sturz. »Oh Ashcroft, wie kannst du es ertragen, mich auch nur anzusehen?«
    »Wie sollte ich es ertragen, es nicht zu tun?« Endlich berührte er sie. Wie Balsam strömte ihre Wärme in seinen Körper und füllte die leere Kälte. Für einen gesegneten Moment stand er einfach nur da, genoss ihre Nähe, das Kinn auf ihrem Scheitel. Wie der Himmel fühlte sie sich an. Und sie roch nach frischen grünen Äpfeln.
    Seufzend presste sie ihr Gesicht an seinen Hals, der ihre heisere Stimme dämpfte. »Keine Ahnung, woher du die Großmut nimmst, mir zu verzeihen. Jedenfalls danke ich dir von ganzem Herzen. Ich gehöre dir, und ich bleibe bei dir, solange du mich haben willst.«
    Solange ich sie haben will?
    Was zur Hölle sollte das bedeuten? Er rückte ein wenig von ihr ab und schaute ihr prüfend in die Augen. »Wie meinst du das?«
    »Oh, der Teufel hole diese Tränen!« Zitternd wischte sie über ihre Wangen. Doch sie vermochte die Flut, die ihren Blick verschleierte, nicht aufzuhalten. »Hast du ein Taschentuch?«
    »Natürlich.« Er wühlte in seinen Taschen. Dann reichte er ihr ein schneeweißes Tuch, immer noch verwirrt von ihren Worten.
    »Danke.« Hastig strich sie über ihr Gesicht. »Ich weine nie.«
    Jetzt erinnerte sie ihn schon etwas eher an die Frau, die ihn verführt hatte, wider sein bestes Wissen. Und zu seinem höchsten Entzücken. »Das sehe ich.« Doch er konnte ihre letzte seltsame Bemerkung nicht übergehen. »Diana?«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seinem Blick stand und zerknüllte das Taschentuch. »Ich meine, ich werde deine Geliebte sein.«
    Was sollte der Unsinn? »Ich will nicht, dass du meine Geliebte wirst.«
    Da wurde sie blass. Gekränkt blinzelte sie ihn an und ließ ihn los, trat zurück, und er empfand die Entfernung wie einen eisigen Windstoß. »In der Kirche hast du mich gebeten, mit dir zu kommen.«
    Stöhnend packte er ihre Arme. »Als meine Ehefrau.«
    Wie Espenlaub zitterte sie in seinem Griff. »Das hast du nicht gesagt.«
    »Nachdem du aus London abgereist warst, bat ich um deine Hand.«
    Verblüfft schüttelte sie den Kopf. »Vor zwei Monaten. Als du noch nicht wusstest, was ich getan hatte.«
    »Jetzt weiß ich es, und ich möchte dich immer noch heiraten«, erklärte er ungeduldig und verbot sich, sie zu küssen. Wenn er sie küsste, würde er nicht mehr aufhören, und er erkannte widerstrebend, dass sie erst einmal die Vergangenheit bewältigen mussten. »Zweiunddreißig Jahre habe ich gebraucht, um die Frau zu finden, mit der ich mein Leben verbringen will. Und es würde länger als zwei Monate dauern, bis ich mich anders besinne.«
    In ungläubigem Staunen riss sie die Augen auf. »Aber du kannst dir unmöglich wünschen, mich zu heiraten. Und das … solltest du auch nicht.«
    Er zog sie an sich, umschlang sie so fest wie nur möglich, als fürchtete er, sie würde wieder einmal davonlaufen. »Das kann ich, und das will ich«, versicherte er.
    »Tarquin …«
    Einige Sekunden lang verharrte sie reglos in seiner Umarmung, und er wappnete sich gegen ihren Protest, gegen neue Argumente. Dann schien irgendetwas in ihr zu zerbrechen. Mit einem erstickten Schrei schmiegte sie sich an seine Brust und begann herzzerreißend zu schluchzen.
    »Bitte, Diana, weine nicht. Um Himmels willen, weine nicht!«
    Automatisch streichelte er ihren Rücken. Seit er sie vor den Gräbern gefunden hatte, näherte sie sich dem Ende ihrer Nervenkraft. Jetzt jagte ihm ihr Zusammenbruch Angst ein. Hilflos lauschte er ihrem Gestammel, ihren halb erstickten Erklärungen und Entschuldigungen.
    Währenddessen versuchte sein Gehirn fieberhaft, die Bedeutung dieses letzten Gesprächs zu ergründen. In der Kirche hatte sie geglaubt, er würde ihr nur eine vorübergehende Liaison anbieten. Trotzdem hatte sie ohne Zögern diese ungesicherte Zukunft einem Luxusleben als Marchioness of Burnley vorgezogen.
    Monatelang hatte er sich mit ihren Missetaten auseinandergesetzt. Er hatte nicht gelogen, als er ihr in der Kirche versichert hatte, er wolle die Vergangenheit ruhen lassen. Er war der unumstößlichen Überzeugung gewesen,
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