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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady
Autoren: Anna Campbell
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gut wie neu.«
    »Das freut mich«, warf Miss Smith ein.
    »Nur meinetwegen hast du so sehr gelitten«, sagte Diana fast unhörbar. »Nur ich bin daran schuld.«
    Er neigte sich vor und nahm ihre Hand, die in seiner zitterte. Bestürzt fragte er sich, ob sie ihm ihre Finger entziehen würde. Mit jeder Sekunde schien sich die Kluft zwischen ihnen zu verbreitern. Und – verdammt – er wusste nicht, was er dagegen unternehmen sollte.
    Es drängte ihn, Diana zu umarmen und alles mit ihr zu teilen, was sein Herz erfüllte. Aber dazu musste er mit ihr allein sein. Und er brauchte Zeit, um herauszufinden, welche unausgesprochenen Worte ihn immer noch von ihr trennten.
    »Das ist unwichtig, Diana«, beteuerte er und meinte es ernst.
    »Keineswegs.«
    Bevor sie sich abwandte und aus dem Fenster starrte, las er die Gewissensqualen in ihren Augen. Er drückte ihre Hand und wollte ihr damit bedeuten, dass für ihn nur noch eines zählte – sie hatten wieder zueinandergefunden. Hoffentlich würde es ihm gelingen, sie ebenfalls davon zu überzeugen.
    Ashcroft hatte eine ganze Dienstbotenarmee und eine Wagenkavalkade aus London mitgebracht. Er hatte John Deans Umzug in die Hauptstadt geplant, obwohl er nicht sicher war, dass Diana den Marquess abweisen würde. Doch falls sie das tat, mussten sie möglichst schnell aus Marsham verschwinden.
    Zu seiner Verblüffung erklärte Mr. Dean sich ohne Zögern bereit, sein Heim zu verlassen. Nachdem er so lange in Burnleys Diensten gestanden hatte, schien er sich keine Illusionen zu machen, was dessen Reaktion auf die geplatzte Hochzeit anging. Über die Anwesenheit des berüchtigten Earl of Ashcroft schien er sich nicht sonderlich zu freuen. Aber er protestierte nicht gegen die Abreise.
    In diesem Moment kümmerte Ashcroft sich nicht um die Gefühle des alten Mannes. Er kümmerte sich um die Rettung von Dianas Familie. Er kümmerte sich darum, die geliebte Frau von dem verfluchten Ort wegzubringen, der sie beinahe ins Verderben gestürzt hätte.
    Nach einer hektischen Stunde war das Haus leer. Miss Smith, Mr. Dean und ein verwirrter Rex saßen in der Kutsche. Erst jetzt fiel Ashcroft auf, dass er Diana schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte den Dienstboten erklärt, welche Sachen gepackt werden sollten, dann war sie verschwunden. Kalte Angst stieg in ihm auf. Konnte sie in Burnleys Fänge geraten sein, ohne dass jemand Alarm geschlagen hatte? Im Haus und in der näheren Umgebung wimmelte es von Ashcrofts Dienstboten.
    Musste sie vor der Abfahrt noch eine letzte Pflicht erledigen? So schnell sein verletztes Bein ihn trug, eilte er durch alle Räume des Hauses, dann in den hinteren Garten. Keine Spur von Diana. Wütend verfluchte er seinen unzulänglichen Körper, der sich so langsam bewegte, wenn höchste Eile und ungehinderte Kampfkraft erforderlich waren.
    In wachsender Panik hinkte er zur Kutsche. »Diana ist verschwunden!«
    Miss Smith richtete sich besorgt auf. »Als wir von der Kirche zurückkamen, ging sie ins Haus.«
    »Ist sie Ihnen seither begegnet?«
    »Nein.«
    »Mr. Dean?«
    Nachdenklich umklammerte der blinde Mann seinen Gehstock. »Haben Sie auf dem Friedhof nachgesehen?«
    »Warum sollte sie …« Ashcroft verstummte, denn er wollte keine Zeit verschwenden, und wandte sich ab.
    Natürlich musste er auf dem Friedhof nachsehen, wenn Dianas Vater glaubte, sie würde sich dort aufhalten. Und er musste sie finden, bevor Burnley sie aufstöberte. Seine Fantasie gaukelte ihm groteske Bilder vor, wie grausam sich der Marquess für die Szene in der Kirche rächte.
    »Vom hinteren Garten führt eine Pforte auf den Friedhof«, rief Miss Smith ihm nach.
    Ashcroft blieb stehen, drehte sich um und befahl seinem Kutscher: »Fahren Sie nach London, Tobias, ich folge Ihnen später. Lassen Sie den Einspänner hier, die zwei kräftigsten Lakaien und Pferde für die beiden.«
    Seine Pistole gezückt, auf das Schlimmste gefasst, eilte er davon, ohne sein verletztes Bein zu beachten. Die Schmerzen spielten keine Rolle. Er musste Diana finden. Hinter ihm knallten Türen, die Wagenkolonne rollte davon.
    Getrieben von immer grässlicheren Fantasiebildern, erreichte er den kleinen Friedhof hinter der Kirche, der wie ein friedlicher kleiner Hafen dalag. Kein Aufruhr, keine Gewalttaten. Nur späte Sommerrosen, von Moos überwucherte, verwitterte Grabsteine und Vogelgezwitscher.
    Erleichtert seufzte er auf, als sich seine rasenden Herzschläge beruhigten, steckte die Pistole ein
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