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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle
Autoren: Sara Paretsky
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fehlen, aber ich würde sie nie daran hindern, die Stelle zu wechseln, etwas Neues auszuprobieren. Es geht darum, warum sie gekündigt hat. Es treibt mich zum Wahnsinn, wie sie sich von dieser Familie beherrschen lässt - und jetzt behauptet Max, ich habe kein Mitgefühl. Ich bitte dich!«
    Auf der Heimfahrt sprach sie über das Konzert und über die bissigen Bemerkungen, die Theresz über die Versammlung aus unmusikalischen Parvenüs bei ihrem Gedächtniskonzert gemacht hätte. Erst als ich vor ihrer Tür hielt, erlaubte sie mir, das Gespräch wieder auf Carol zu bringen.
    »Was sie vorhat? Das weißt du nicht? Sie will zu Hause bleiben und irgendeinen verfluchten Vetter ihrer morbiden Mutter pflegen. Er hat Aids, und Carol meint, es ist ihre Pflicht, sich um ihn zu kümmern.«
    Sie schlug die Autotür zu und wirbelte ins Haus. Ich spürte, wie mir die kalten Finger der Depression über die Schultern krochen. Arme Carol. Arme Lotty. Und arme Vic: Ich wollte nicht zwischen die beiden geraten. Ich wartete, bis in Lottys Wohnzimmer das Licht anging, und brachte den Trans Am wieder auf Touren.

4
    Rye auf Eiern
    In dieser Nacht schlief ich schlecht. Der Gedanke an Lotty, die in der Dunkelheit fröstelnd an ihre toten Angehörigen dachte, brachte die Albträume über die tödliche Krankheit meiner Mutter zurück. Ich näherte mich durch das Gewirr aus Schläuchen und Geräten Gabriellas Bett und sah auf den Kissen Lottys Gesicht. Sie starrte mich mit leerem Blick an, drehte sich dann weg. Ich kam mir vor wie in Gaze gewickelt, konnte mich nicht rühren, konnte nicht sprechen. Als mich die Türklingel ins Bewusstsein zurückholte, war das Aufwachen eine Erleichterung.
    Ich hatte im Schlaf geweint. Die Tränen verklebten mir die Lider, und ich wankte zur Tür, als die Klingel wieder schrillte.
    Es war die Klingel an der Wohnungstür. Ich sah nicht so deutlich dass ich die Person auf der anderen Seite des Spions hätte erkennen können. »Wer ist da?«, rief ich heiser durch die Tür.
    Ich legte das Ohr an den Rahmen. Erst verstand ich nur sinnloses Gebrabbel, aber schließlich begriff ich, dass es Mr. Contreras war.
    Ich zog die Riegel auf und machte die Tür einen Spalt weit auf. »Moment«, krächzte ich, »ich muss mir was anziehen.«
    »Tut mir leid, dass ich Sie wecke, Engelchen, ich meine, es ist halb zehn, und normalerweise sind Sie dann schon auf, aber Sie müssen spät nach Hause gekommen sein, und natürlich bin ich früh zu Bett gegangen, weil ich so erledigt war, nachdem ich >Ihrer Hoheit< beigestanden -«
    Ich schlug die Tür zu und stapfte ins Bad. Ich ließ mir unter der Dusche Zeit. Wenn mit Peppy etwas nicht in Ordnung gewesen wäre, hätte er es gleich gesagt. Das war zweifellos nur eine Bagatelle: Ein Welpe wollte nicht saugen, oder Peppy hatte die Eier mit Speck verschmäht, die der alte Mann ihr angeboten hatte.
    Ehe ich hinunterging, kochte ich mir eine Tasse starken Kaffee und trank ihn in großen, brühend heißen Schlucken. Danach fühlte ich mich weder ausgeruht noch erfrischt, aber wenigstens schaffte ich die Treppe.
    Mr. Contreras schoss heraus, als ich bei ihm klingelte. »Oh, da sind Sie. Ich hab schon geglaubt, Sie sind wieder ins Bett gegangen, und wollte nicht stören. Ich hab gedacht, weil Sie doch gestern Abend mit der Frau Doktor aus waren, wird es nicht so spät, aber Sie müssen noch jemanden getroffen haben.«
    Sein dauerndes Herumgestocher in meinem Liebesleben brachte mich manchmal zum Schreien. Der Schlafmangel machte mich besonders gereizt.
    »Könnten Sie bloß ein Mal, als nobler Versuch, so tun, als ob mein Privatleben meine Privatsache wäre? Sagen Sie mir, wie es Peppy geht und warum Sie mich unbedingt wecken mussten.«
    Er hob versöhnlich die Hände. »Nicht nötig, dass Sie mir die Fiedel auf dem Haupt zerschlagen, Engelchen. Ich weiß, dass Sie ein Privatleben haben. Deshalb hab ich ja bis halb zehn gewartet. Aber ich wollte unbedingt mit Ihnen reden, bevor Sie den ganzen Tag lang weg sind. Seien Sie nicht sauer.«
    »Okay, ich bin nicht sauer.« Ich versuchte, die Stimme ruhig zu halten. »Sagen Sie mir, wie sich Ihre Königliche Hundheit fühlt. Und wie geht es den Kleinen?«
    »Alles in Ordnung. Die Prinzessin ist ein Champion, aber das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen. Wollen Sie sie sehen? Sie haben doch saubere Hände, oder?«
    »Ich habe mich eben von Kopf bis Fuß abgeschrubbt, und die Jeans sind frisch gewaschen«, sagte ich ernst.
    Mr. Contreras ließ mich
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