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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport
Autoren: Christine Noestlinger
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sollte doch wissen, wie erleichtert man ist, wenn man es endlich geschafft hat, aus einem »Dings« einen Breinstingl zu machen.

6. Alle Jahre wieder
Vom Vorsatz, heuer nichts zu schenken
    Je näher Weihnachten rückt, umso gespannter werde ich! Nicht dass ich, mir meine Kindlichkeit bis ins hohe Alter bewahrend, auf das gespannt wäre, was an Paketen unter dem Christbaum auf mich lauern wird, denn was dort meiner harren wird, ist mir ziemlich klar!
    Schließlich habe ich meiner Mutter mehrmals angedeutet, dass mein Bestand an Bettwäsche kein großer ist und meine Lieblingsfarbe – für Bettwäsche – seit neuestem wieder »Reinweiß« ist.
    Und nicht umsonst, meine ich, bin ich schon dreimal in Begleitung meines Mannes vor einem Tandlerladen stehengeblieben und habe eine bestimmte Kleinigkeit idiotisch lange angeglotzt.
    Und es steht zu hoffen, dass nicht der Mann einer anderen Frau schuld daran ist, dass diese Kleinigkeit seit ein paar Tagen nicht mehr in der Trödlerauslage liegt. Und dass mein Nachwuchs nur geschmacklich einwandfrei Schenkbares auswählt, weiß ich aus langjähriger Erfahrung!
    Ich bin auch nicht gespannt, ob ich es schaffen werde, allen Leuten, die ich beschenken will, gerecht zu werden, obwohl ich bis jetzt noch überhaupt kein Geschenk gekauft habe. Irgendwie, schließlich, schaffe ich es doch jedes Jahr. Und die Beschenkten scheinen nie allzu unzufrieden.
    Gespannt bin ich, wer von allen meinen Freunden, die in den letzten Wochen erklärt haben, »die Schenkerei komplett abzuschaffen«, diesen Vorsatz endlich durchführen wird!
    Seit gut einem Jahrzehnt nämlich höre ich von ernsthaften, aufrechten Leuten immer wieder: »Wir haben uns heuer geeinigt, die Geschenke abzuschaffen!« Und dann folgt viel von Konsumtrottelei und Verlogenheit und Sinnleere und all den Argumenten, die ich nicht weiter aufzählen will, weil sie ohnehin jeder kennt.
    Noch mehr beeindruckt bin ich allerdings immer dann, wenn mir diese ernsthaften, aufrechten Leute eine Woche nach Weihnachten erklären, wieso und warum sie dieses Jahr trotzdem geschenkt haben und beschenkt wurden.
    Der Gründe, noch einmal, ein letztes Jahr, an diesem »Irrsinn« teilzunehmen, sind viele, und sie brauchen auch nicht aufgezählt zu werden, weil wir sie alle kennen.
    Aber ich beeide hiermit in aller Öffentlichkeit: Der erste meiner Freunde, der tatsächlich damit aufhört, zu Weihnachten etwas zu verschenken, wird gebührend von mir belohnt; mit einem kleinen Weihnachtsgeschenk!
Diesmal: Languste oder Lachs?
    Die Weihnachtswünsche der Lieben hat die Hausfrau so gut wie möglich zu erfüllen, und das gilt nicht nur für die Packerln unter dem Christbaum, das gilt auch fürs Weihnachts-Festmahl, und da die Essenwünsche der Lieben so unterschiedlich wie ihre Packerl-Wünsche sind, muss die »Harmonisierung« der Gaumenfreuden ordentlich geplant werden, was kein Kinderspiel ist. So blättert der hilfreiche Ehemann im Kochbuch und sagt: »Der Lachs da, auf Blattspinat mit Parmesan-Bechamel, der wäre ideal!«
    Sicher wäre er ideal! Aber leider verabscheut die eine Tochter Spinat in jeglicher Form, den Defekt hat sie seit Babytagen, und der anderen Tochter graust vor Bechamel.
    So blättert der Ehemann entsagend um, hält der Ehefrau das Foto eines knusprigen Entleins unter die Nase und sagt: »Dagegen kann niemand was haben!«
    »Dagegen hat mein Backrohr was!«, erwidert die Ehefrau, denn für Gemahl, Töchter, Schwiegersöhne, Oma, angereiste Kusine und am 24. 12. stets zu Gast weilenden Hausfreund bräuchte es vier Entlein, und die gehen ins Haushalts-Backrohr leider nicht rein.
    »Dann frag halt die Kinder«, sagt der Ehemann und klappt resigniert das Journal zu.
    »Kann ich mir sparen«, sagt die Ehefrau. »Von denen höre ich doch nur, dass ihnen alles recht ist!«
    »Dann kannst ja eh den Spinat-Bechamel-Lachs machen«, sagt der Ehemann hoffnungsfroh.
    »Das sagen sie doch nur, weil sie wissen, dass ich nie was koche, was sie nicht mögen«, erklärt die Ehefrau.
    »Dann koch was, von dem du weißt, dass sie’s gern essen«, sagt der Ehemann und schaut drein, als denke er: Auf meine Wünsche kommt es sowieso nie an!
    Die Ehefrau seufzt und sagt: »Die Kinder haben sich auch beim Essen total auseinander entwickelt, da gibt es außer Joghurt kaum was, was sie beide gleichermaßen mögen.«
    »Wie wär’s mit Langusten?«, fragt der Ehemann. »Einmal im Jahr kann man sich die schon leisten, und die Schwiegersöhne schwärmen doch
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