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Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)

Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Robert Gehrke
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führte die Maus und den Tiger ein bisschen durch die Anstalt. Offensichtlich war der Empfangsbereich von der eigentlichen Klinik abgegrenzt. Man musste ein sehr dickes abgeriegeltes Tor durchqueren, um zu den einzelnen Stationen zu gelangen.
    „Ein bisschen unheimlich.“ dachte sich der Tiger.
    Ein nicht enden wollender Korridor erstreckte sich durch das gesamte Gebäude. Mit einem grellen hellblau wurde der karge Durchgang etwas aufgewertet, was eher wie eine erzwungene Verschönerung wirkte.
    „Die Farbe wirkt beruhigend auf unsere Patienten. Gegenstände sind laut unseren Richtlinien verboten.“ sprach der Elch nüchtern.
    Dutzende Türen befanden sich im Korridor, die alle mit der dementsprechenden Station beschriftet waren. Lauter medizinische Fachbegriffe, von denen der Tiger wenig Ahnung hatte.
    Eine Tür hatte die Aufschrift „Sucht- Alkohol“ und war einen Spalt weit geöffnet, was den kurzen Anblick eines Pferdes ermöglichte. Mit gesengtem Kopf blickte es gierig seine Schnabeltasse an und wirkte irgendwie seltsam.
    Der Tiger ignorierte von nun an die Stationen und blickte auf den Rücken des Elches, um weiteren Begegnungen aus dem Weg zu gehen. Vergebens! Die Tür mit der Aufschrift „Sozial Phobie“ machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Ein Beuteltier und ein Maulwurf liefen Arm in Arm aus der quietschenden Tür. Das Beuteltier erblickte die Tiere im Korridor, schrie kurz auf und rollte sich hysterisch zu einer Kugel zusammen. Der Maulwurf war ebenfalls total überfordert und buddelte sich in den nächstgelegenen Blumentopf ein.
    „Schön zu wissen, dass manche Patienten auch Angst vor uns haben.“ dachte sich der Tiger.
    Der Elch zog kräftig an seiner Zigarre, nahm den Vorfall offensichtlich zur Kenntnis und lief unbehelligt weiter.
    „Anders als andere Anstalten kategorisieren wir nicht nach den Tierarten, sondern nach den Krankheitsbildern.“
    Manie, Sucht- Drogen und Magersucht standen auf den Türen, bis der Tiger endlich die Aufschrift „Lemminge“ erblickte.
    „Ich dachte sie unterteilen nicht nach Tierarten, Herr Doktor?“
    „Nun ja, das ist eine Ausnahme. Die Patientenzahlen geben uns hier keinen Spielraum.“
    Den Tiger packte erneut ein großes Unwohlsein.
    „Wartet hier kurz. Ich will unsere sensiblen Patienten auf euch vorbereiten.“ sprach der Elch und betrat die Lemming Station.
    Gegenüber befand sich eine Tür mit der Aufschrift „Nymphomanen“. Der Tiger hatte keine Ahnung davon, doch der Begriff gefiel ihm.
    „Klingt ein bisschen wie Fantasiewesen oder Zauberer.“
    Tatsächlich war auch diese Tür einen Spalt geöffnet. Ein hübscher Karnickel saß auf einem Sofa und winkte dem Tiger. Er erwiderte die herzliche Geste. Der Karnickel strahlte über beide Ohren. Er schien sich in etwas herein zu steigern und überschüttete den Tiger nun mit einigen Luftküssen. Dem Tiger gefiel dieses Spiel, schließlich war der Karnickel überaus attraktiv. Aus Eifersucht knallte die Maus die Tür zu und schaute ihn wütend an.
    „Ok. Kommt doch herein.“ unterbrach der Elch.
    Der große Raum unterschied sich erheblich von dem Korridor und das nicht nur wegen der gelben Farbe an den Wänden. Der Boden und die Wände waren aus einem Material, das ihn weich wie Gummi machte und sogar ein bisschen federte.
    In der Mitte befand sich eine riesen Plattform, die offensichtlich eine Klippe nachstellen sollte. Nach und nach sprangen die jungen Lemminge herunter, was ihnen riesigen Spaß bereitete.
    „Wir nennen es das Lemming Syndrom“ erklärte der Elch.
    Ohne groß zu überlegen schloss sich der Tiger den Lemmingen an und zeigte einige tolle Sprünge von der Klippe.
    Ein kleinere Gruppe der Kranken befand sich ein bisschen abseits der Springenden und schien zu malen. Die Maus setzte sich dazu und beobachtete.
    „Was malst du denn da?“ fragte sie ihren Nebensitzer.
    „Ein Haus, eine Blume, eine Sonne und den Himmel.“
    „Wirklich schön gemalt! Was ist denn das braune da rechts? Sieht ein bisschen aus wie ein Baumstamm.“
    „Das ist eine Klippe.“
    „Oh! Ok. Schön!“ sagte die Maus verlegen.
    „Magst du auch mein Bild sehen?“ fragte ein anderer Lemming und wedelte mit seinem Blatt Papier.
    Auf dem Bild sprangen drei Wesen einen Felsen hinunter, was trotz kindlicher Malerei unschwer zu erkennen war. Ein Lemming war bereits auf dem Boden aufgeschlagen und lag in kleinen Einzelteilen auf dem weißen Papier. Rote blutdurchdrängte Körperteile befanden sich in einer
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