Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)

angespannt.
    „Bruder! Warum brüllst du so? Suchst du etwa deine Maus?“
    Pure Wut durchströmte den Tiger. Seine Brust fing wieder an zu brennen, Schmerz durchströmte seinen Körper, schwächte ihn allerdings nicht. Ganz im Gegenteil. Er zog Energie daraus.
    „Wo ist meine Maus?“
    Der Puma überblickte provozierend den Raum.
    „Scheinbar nicht hier!“
    Beide scharrten mit den Füßen, um sich in Angriffsstellung zu bringen. Einen Kampf würde der Tiger nicht gewinnen. Sein Magen war total vollgefressen, was ihn langsam und verwundbar machte.
    „Wie lächerlich er doch aussieht“ dachte sich der Tiger.
    Ein Spiegel hing in dem kargen Raum. Der Tiger entfernte sich zwei Schritte und riss ihn von der Wand. Verwirrt näherte sich der Puma. Seine Krallen kratzten tiefe Löcher in den Parkett. Jeden Moment könnte er zu einem Angriff ansetzen. Die Luft brannte.
    Im letzten Moment hielt der Tiger den Spiegel ins Gesicht des Pumas. Er erstarrte und war gefesselt von seinem eigenen Spiegelbild. Als hätte er sich noch nie selbst betrachtet, blickte er befremdet in den Spiegel. Seine rote Mähne hing schief. Wie ein Fremdkörper hing sie am pechschwarzen Kopf des Pumas.
    Traurig drehte er sich weg und riss seine Mähne herunter.
    „Ich wollte immer jemand anderes sein!“
    So hatte ihn der Tiger noch nie gesehen. Er wusste nicht so richtig ob er nun froh oder ebenfalls niedergeschlagen sein sollte. Zeit seines Lebens hatte sich sein Bruder gewünscht ein Löwe zu sein, nicht wegen der königlichen Ausstrahlung, sondern einfach, um nicht Puma zu sein.
    „Nun verstehe ich.“
    Der Tiger senkte den Spiegel. Er reichte dem Puma seine Pfote, als Geste der Versöhnung.
    „Ich habe dich immer beneidet für das was du bist! Und am aller schlimmsten wurde es, als du dich verliebt hattest. Alles wollte ich dir nachmachen!“
    Nun sprudelte es aus dem Puma heraus. Es hatte sich vieles angestaut, dass nun endlich zum Vorschein kam. Der Tiger fühlte sich das erste Mal im Leben seinem Bruder überlegen. Unzählige Male hatte er sich dieses Gefühl gewünscht.
    „Eigentlich nichts Beneidenswertes“ dachte er sich.
    Als der Puma all sein Kummer erzählt hatte, grübelte der Tiger, wie er seinen Bruder aufbauen konnte.
    Er erzählte ihm die Geschichte mit dem rasselspielenden Schimpansen.
    „Egal mit welchen Fähigkeiten, als welches Tier, mit welchen Eigenschaften du auf dieser Welt herumirrst, sei wie du sein möchtest!“
    Langsam wurde der Puma wieder fröhlicher.
    „Schnapp die ein Lasso und spiel Cowboy, Tanze als schaue niemand zu, Lebe als ob es kein Morgen gäbe!“
    Die entzweiten Brüder waren wieder vereint. Nach jahrelanger Funkstille hatten sie sich nun viel zu erzählen. Ganz so verschieden wie man es vermuten könnte, waren die Beiden übrigens gar nicht.
    Als die Bärin und die Maus nach vielen Stunden zurückkamen, saßen Tiger und Puma unterm Tisch, wo sie gerade ihre Unterschriften umrahmten.

     

Ankunft
    Bärlin war das Ziel ihrer Reise gewesen. Doch was kommt nun? Geht es nun den weiten Weg wieder zurück? Oder wartet schon das nächste Abenteuer?
    Die Welt ist ein Buch. Viele Seiten und Kapitel durchlebten die beiden auf ihrem Weg. Sie setzten das ein oder andere Lesezeichen, doch wirklich zurück geblickt hatten sie nicht. Ihre Augen waren immer nach vorne gerichtet.
    Nun war es an der Zeit einen Moment durchzuatmen, um das Bisherige sacken zu lassen. Hunderte Erinnerungen schwirrten unsortiert durch die Köpfe der beiden.
    Aneinander gekuschelt blätterten sie ein bisschen. Egal welches Kapitel, eigentlich hatte jedes seinen Zauber und seine Berechtigung.
    „Irgendwie fühlt es sich so unwirklich an! Haben wir das tatsächlich gemacht?“ fragte der Tiger.
    „Es war meine schönste Reise!“ antwortete die Maus.
    „Und was machen wir jetzt?“
    „Lass uns nach Hause gehen!“
    Dieser Satz klang so wunderschön in den Ohren des Tigers. Für einen kurzen Augenblick waren die Schmerzen in der Brust vergessen. Sehnsucht nach einem zu Hause, einem Bett und seinen Freunden hatte sich angestaut. Das Reisen ist wunderschön, doch die meisten Tiere sind eben gemacht, um sesshaft zu sein.
    Eine Verschnaufpause und er ist wieder bereit für die nächsten Abenteuer. Ohne Frage! Nun war es allerdings Zeit für eine längere Rast.
    Ohne es zu wissen war der Tiger auch auf der Reise, die Liebe und sich selbst zu finden. Er fragte viele schlaue Tiere besonders nach der Haltbarkeit von Gefühlen, doch