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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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Tanja rührt mich sehr. Bald werde ich die Kleine ja sehen.
    Eure alte, einsame S. Tolstaja.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [3. Mai 1910]
    [Kotschety]
    Ich schreibe Dir, liebe Sonja, um Dich höchstpersönlich über mich zu unterrichten.
    Wir sind sehr gut angekommen, und ich vermag es kaum zu glauben, daß man hier das Haus verlassen kann, ohne auf wenigstens 8 Bittsteller zu treffen, vor denen man sich schämt, und zwei oder drei Besucher, die zwar sehr nett sein mögen, doch Aufmerksamkeit und Geistesanstrengung von einem fordern, daß man in den prachtvollen Park gehen kann und auf dem Rückweg von dort wieder niemandem begegnet außer den lieben Tanetschkas und dem lieben Mich[ail] Serg[ejewitsch Suchotin]. Es ist wie ein wunderbarer Traum. Mein Befinden ist gut – bereits den zweiten Tag habe ich kein Sodbrennen. Wie geht es Dir, hast Du Dich etwas erholt? Wer begleitet Dich hierher? Richte Andr[juscha] und Kate aus, ich bedauerte es, daß sie mich nicht angetroffen haben. Nun gehe ich zu Bett. Tanja ist so sehr um mein Wohl bemüht, daß ich sie am liebsten zügelte. Ich gehe spazieren und habe noch nichts Ernsthaftes geschrieben. Ich küsse Dich.
    L.T.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [14. Juni 1910]
    [Otradnoje]
    Ich nutze die Abreise Dimotschkas 88 , um ihm einen Brief an Dich mitzugeben, liebe Sonja. Sascha schrieb Dir bereits von unserer Fahrt hierher und wie wir angekommen sind. An Neuigkeiten gibt seither nur zu berichten, daß Sascha sich irgendwo einen starken Schnupfen geholt hat [...]. Ich selbst bin ganz und gar gesund. Mein Leben ist hier dasselbe wie in Jas[naja] Pol[jana] mit dem einzigen Unterschied, daß hierher weder Bittsteller noch Besucher kommen, was sehr angenehm ist. [...] Bis jetzt habe ich nicht besonders viel gearbeitet, mühe mich immer noch mit dem alten Zeug ab 89 . Doch ich hoffe, hier Muße zu finden. – Wie schön es auch sein mag, irgendwo zu Besuch zu sein, zu Hause ist es doch schöner. Und ich werde, wie ich es vorhatte, auf keinen Fall später als am 24. zurückkommen 90 , sollte bei Dir und bei mir bis dahin alles in Ordnung sein. Wie geht es Dir, und was machen Deine Arbeit, die Verlags- und die Wirtschaftsangelegenheiten? Reiben sie Dich auch nicht allzusehr auf? Dies ist die Hauptsache. Viel wichtiger als alle materiellen Dinge! Ich bedaure sehr, daß Ilja mich nicht antraf. Wie geht es ihm?
    Lebe wohl, meine liebe, alte Frau. Ich küsse Dich. Ich hoffe auf ein Wiedersehen.
    Dein Mann
    L.T.
    14., am Abend 91 .
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    17. Juni 1910
    [Jasnaja Poljana]
    Heute habe ich keine Nachrichten von Euch erhalten, lieber Ljowotschka; ich hoffe, dies bedeutet, daß alles in Ordnung ist. Hat Sascha ihren Schnupfen überwunden und ist er nicht in Husten übergegangen?
    [...]
    Hier im Hause ist nirgendwo ein Durchkommen: überall Leitern, in dem einen Zimmer wird geschliffen, im anderen gemalert. Morgen werden zwei Zimmer im oberen Geschoß fertig.
    Zu den Tschertkows kann ich nicht fahren: aufgrund meines nicht allzu guten Befindens und weil ich hier in einem Netz von mannigfaltigen Beschäftigungen gefangen bin, aus dem ich mich nicht befreien kann.
    Selbstverständlich komme ich umgehend, solltest Du, Gott behüte, erkranken oder ich Dir irgendwie sonst vonnöten sein. Doch ich hoffe, daß ersteres nicht eintreten möge, letzteres indes ist nach meinem Empfinden bereits lange nicht mehr der Fall. Gleichwohl danke ich dem Schicksal und Dir dafür, daß es wenigstens für eine Weile der Fall war.
    Heute las ich Tschertkows Anzeige des Inhalts, daß alle, die Dich zu sehen wünschten, seine Genehmigung einzuholen haben. Warum dies? Du wolltest doch am 24. zurückkommen; dies wird nur noch mehr Besucher anziehen. Hier gab es in letzter Zeit so gut wie keine Besucher; lediglich ein Abgeordneter des Friedenskongresses war hier, um Dich persönlich zur Teilnahme an dem Kongreß einzuladen; ich habe ihn nicht gesehen, er ist sogleich wieder abgereist. Auch Bittsteller kommen nur wenige, wir geben allen.
    Auf bald also, lebe wohl, bleibe gesund und gelassen. Ich küsse Sascha.
    Deine Sonja Tolstaja.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [18. Juni 1910]
    [Otradnoje]
    Heute wollte ich Dir, liebe Sonja, ohnehin schreiben. Am Morgen brachte Tsch[ertkow] plötzlich ein in der Nacht erhaltenes Telegramm, das für uns alle unverständlich war 92 . Von uns ist weder
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