Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
Vom Netzwerk:
sich mein Herz doch nach Dir. Und auch die Umstände sind so unglücklich. Ich küsse Dich und die Tanetschkas.
    Deine S. Tolstaja.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [28. Juni 1909]
    [Kotschety]
    [Zusatz zu einem Brief Tatjana Tolstajas]
    Wollte Dir einen eigenen Brief schreiben, liebste Sonja, doch Tanja bot an, unter ihren etwas hinzuzufügen. Ich bin wohlauf, und wenn ich auch ein schlechtes Gewissen verspüre, glücklich und zufrieden zu sein, kann ich mich doch nicht enthalten, es zu sein. Heute ging ich im prächtigen Park spazieren [...] und dankte ohne Unterlaß Gott für alles, was er mir gab – nicht das Materielle, sondern das Geistige, welches allein wirkliches Glück zu schenken vermag. Von ganzem Herzen nehme ich Anteil an Deinen Sorgen und Deiner Traurigkeit und wäre froh, wenn ich Dir helfen könnte, doch ich weiß nicht, wie. Meine Pläne sind unbestimmt, denn ich weiß nicht, wo ich Tschertkow treffen werde, was ich mir sehr wünsche, ebenso er, der Arme. Wir nahmen an, daß er an einen Ort hier in der Nähe kommen wird, doch ich weiß noch nicht, wie er entschieden hat und warte auf seine Nachricht. Sollte er nicht hierher kommen können, was ich vermutlich mit der heutigen Post erfahren werde – jetzt ist es 11 Uhr am Morgen –, dann komme ich in ein, zwei Tagen. Ich werde selbstverständlich telegraphieren. Auf Wiedersehen, ich küsse Dich.
    L.T.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [28. Juni 1909]
    [Kotschety]
    Bevor Tanjas Brief abging, erhielt ich von Tsch[ertkow] die Nachricht, es sei ihm möglich, in eine Ortschaft hier in der Nähe zu kommen. Auf jeden Fall werde ich um den 3., den Donnerstag, abreisen. Deinen Brief habe ich erhalten und bedaure sehr, daß Ljowa abgereist ist.
    L.T. 80
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [8. September 1909]
    [Krjokschino 81 ]
    Vollauf gesund. Erwarte Dich sehr, ebenso die Tschertkows. Lew.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    13. Dezember 1909, 12 Uhr am Mittag.
    [Moskau]
    Lieber Ljowotschka, voller Freude erfülle ich Deinen Wunsch, Dir zu schreiben. Mir geht es sehr gut, und gleich gehe ich ins Gedenkkonzert zu Ehren Joseph Haydns; das Programm besteht einzig aus seinen Werken. Wanda Landowska 82 spielt Cembalo. Gestern war ich furchtbar erschöpft, vor allem aufgrund der schlaflosen Nacht im überheizten Zug. Mein Buch 83 wird morgen erscheinen, mein Gehilfe wird es an die Buchhandlungen ausliefern. Man sagte mir, daß in den »Russkije wedomosti« bereits eine Notiz darüber war, ich habe sie aber nicht finden können, doch es wurde wohl sehr gelobt. Was mich allerdings viel mehr freut, ist, daß ich gerade dem kleinen Serjosha meine Erzählung »Wanetschka« vorgelesen habe und er ganz begeistert davon war: »Wie schön«, sagte er.
    [...]
    Hier ist alles in bester Ordnung, von den Bekannten habe ich nur den strahlenden Dunajew in der Bank gesehen. Bisher habe ich wenig erledigt, es ist sehr anstrengend – überheizte Räume nach starkem Wind und bitterer Kälte und der schwere Pelz.
    Ich küsse Euch alle, denke immerfort an Euch und bin sehr in Sorge um Dich. Gib auf Dich acht, liebster Freund.
    Deine alte Sonja.

1910
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [4. Mai 1910]
    [Jasnaja Poljana]
    Andrjuscha ist mit Frau 84 und Tochter 85 gekommen, gerade haben wir gegessen. Andrjuscha ist sehr betrübt, daß das Haus ganz leer ist, fragt nach allen, ist Jasnaja Poljana gegenüber sehr sentimental eingestellt und aufgeregt, als ob etwas unausgesprochen sei. Mit seiner Berufung ist er sehr zufrieden 86 und reist in etwa 9 Tagen nach Tambow. Ich habe ihn eingeladen, mit mir am Freitag nach Kotschety zu fahren, aber er hat noch nicht entschieden, ob er mitkommt.
    [...]
    Es ist wieder sehr kalt geworden, und ich fürchte, daß sich dies schlecht auf Deine Gesundheit auswirken könnte, lieber Ljowotschka. Ich bitte Dich, gib hinsichtlich Essen und Kälte auf Dich acht. Es tut mir leid für Andrjuscha und seine Familie, daß es hier so trostlos ist. Ich bin sehr, sehr beschäftigt. Ich habe einen Haufen Korrekturen geschickt bekommen 87 , den ganzen Tag habe ich daran gesessen, bin gerade erst bei »Jugend«. Darüber hinaus sehe ich noch die Belege für die Jahresabrechnung aus dem Buchverkauf durch.
    [...]
    Nun denn also, lebt wohl, ich grüße alle und küsse Dich, Ljowotschka, und die beiden Tanetschkas. Die Zuneigung meiner lieben Enkelin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher