Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
anderen sich vom Tisch erhoben, weil sie sich damit wohl auf der sicheren Seite wähnten, stand Balan schweren Herzens ebenfalls auf.
    Zwar hatte die Szene der Kleinen seinen Appetit kein bisschen beeinträchtigt, dennoch wollte er lieber in einem der Londoner Gasthäuser essen, als den Zorn des Königs auf sich zu ziehen.
    »Ich habe nachgedacht«, grummelte Osgoode auf dem Weg nach draußen. »Vermutlich hast du recht. Murie ist sicher nicht die Retterin, die uns vorschwebt.«
    »Nein, gewiss nicht«, bekräftigte Balan. Er zog seinen Cousin, der in Richtung Remise steuerte, auf den Weg in den Park. Diese Unterredung ließ sich besser in der Abgeschiedenheit der königlichen Gärten führen und nicht in den Stallungen, wo die Wände Ohren hatten. Er ahnte, dass Osgoode vor Mitteilungsdrang fast platzte. Am besten, er redete sich alles von der Seele, bevor sie ihre Pferde holten und Außenstehende etwas mitbekamen. Er kannte seinen Cousin und wusste, dass der mitunter übers Ziel hinausschoss.
    »Unfassbar, was für ein raffiniertes Weibsstück!«, knurrte Osgoode, kaum dass sie den dunklen Park erreichten.
    Balan murmelte etwas Unverständliches und blickte sich zur Sicherheit um, ob jemand sie belauschte.
    »Wir sollten keinen Gedanken darauf verschwenden, dass du dieses Weibsstück heiratest«, schob Osgoode nach, als wäre Balan und nicht er derjenige gewesen, der die Vorzüge einer solchen Verbindung über den grünen Klee gelobt hatte. »Sie fände auch keinen Gefallen an dir«, überlegte er laut. »Die Jungfer ist so verwöhnt, dass sie dich keines zweiten Blickes würdigen würde. Außerdem würde ich lieber in Gaynor Castle verhungern, als mir dieses hysterisch heulende Weibsstück ins Schloss zu holen. Großer Gott, ihre Heulerei hat man wahrscheinlich bis hier draußen in den Park gehört. Dieses Gekreische durchdringt die dicksten Schlossmauern.«
    Dass Osgoode das Mündel des Königs als Weibsstück bezeichnete, war zwar respektlos, fand Balan, aber er brachte es nicht übers Herz, seinen Cousin deswegen anzufahren. Zumal der bestürzt wirkte, weil Lady Murie als begüterte künftige Braut ausschied. Und da ihr Benehmen im Saal beileibe nicht das einer vornehmen jungen Dame gewesen war, passte die despektierliche Umschreibung mit Weibsstück recht gut.
    »Mach dir nichts draus, Cousin«, meinte Osgoode unvermittelt. Er straffte die Schultern und warf den Kopf in den Nacken. »Hier bei Hofe gibt es bestimmt etliche junge Damen, die für dich infrage kommen. Lass uns einmal gemeinsam überlegen.«
    Balan überging seinen knurrenden Magen und folgte seinem Cousin zu einer steinernen Bank. Diese Sache genoss oberste Priorität, da musste das Essen erst einmal warten.
    »Also, wen hätten wir noch anzubieten …«, begann Osgoode, als sie Platz genommen hatten. »Wie gefällt dir Lady Lucinda? Sie sieht recht hübsch aus und gilt als gut betucht.«
    Balan schüttelte den Kopf. »Soweit mir bekannt, ist sie bereits mit Brambury verlobt. Ihre Väter verhandeln derzeit über den Ehevertrag.«
    »Schade.« Sein Cousin zog die Mundwinkel herab. »Dann wäre da noch Lady Julia. Es heißt, sie soll ein wenig temperamentvoll sein, dafür aber von bestrickender Schönheit. Zudem schwimmt sie in Geld.«
    »Oh, diese Pest«, knurrte Balan.
    »Ich weiß, sie verfügt über ein aufbrausendes Temperament, aber dennoch … Sie ist gewiss umgänglicher als Lady Murie, und wir dürfen nicht allzu wählerisch sein, nicht wahr?«
    »Ich wollte die Dame auch nicht mit einer Pestepidemie vergleichen, sondern nur darauf hinweisen, dass sie an der Pest gestorben ist«, versetzte Balan verdrießlich.
    »Oh, das war mir nicht geläufig«, murmelte Osgoode, ehe er vorschlug: »Und Lady Alice?«
    »Sie hat Grantworthy geehelicht. Vor gerade einmal einem Monat.«
    »Ach tatsächlich? Das war mir nicht bekannt.« Osgoode ging abermals in sich und grübelte. »Lady Helen wäre keine üble Wahl, was meinst du?«
    »Fiel ebenfalls der Pest zum Opfer«, versetzte Balan, dessen Geduld an einem seidenen Faden hing. »Was hältst du davon, dich auf jene Damen zu beschränken, die vorhin einsam und allein an der hohen Tafel gesessen haben? Einige davon sind auf der Suche nach einem Gemahl, da ihre Angetrauten dem Schwarzen Tod zum Opfer gefallen sind.«
    »Gewiss, gewiss«, versicherte Osgoode hastig und hüllte sich erneut in Schweigen.
    Ungeduldig ließ Balan die fraglichen Damen vor seinem geistigen Auge Revue passieren.
    »Ich schätze, es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher