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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford
Autoren: Julia Justiss
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fuhren sie schweigend weiter, bis die Kutsche erneut anhielt.
    Er beugte sich zu ihr, um sie hochzuheben, doch Clarissa schob ihn von sich. "Ich kann allein gehen. Danke."
    "Da bin ich mir sicher", erwiderte Sandiford freundlich. "Aber Ihr Erscheinungsbild ist augenblicklich … Wie soll ich sagen? Es könnte etwas beunruhigend wirken. Wenn ich Sie trage und vorgebe, dass Sie in Ohnmacht gefallen seien, wird niemand auf Ihre zerrissenen Kleider achten."
    Miss Beaumont musste wirklich sehr erschöpft sein, denn sie fügte sich seinem Vorschlag ohne weitere Widerrede. Er stieg aus und streckte ihr dann die Arme entgegen, um sie aus der Droschke zu heben.
    Nachdem er den Kutscher bezahlt hatte, trug er Clarissa, die ihren Kopf an seiner Schulter vergraben und vor Entkräftung seufzend die Augen geschlossen hatte, die Treppe zu seinen Zimmern hinauf. Erst als er schon fast oben war, schaute sie plötzlich verwirrt auf. "Das ist gar nicht Sarahs Haus. Wo sind wir hier?" verlangte sie zu wissen.
    "Englemere hat Sie gemeinsam mit mir gesucht. Augenblicklich ist niemand im Haus, um Becky holen zu lassen, ohne dass Sarah davon erfährt. Wir wollen sie doch nicht erschrecken. Da hielt ich es für das Beste, Sie zunächst in mein Haus zu bringen." Als sie sich versteifte, fügte er rasch beruhigend hinzu: "Ich kenne mich mit solchen Verletzungen aus, das dürfen Sie mir glauben. Sobald Englemere wieder zu Hause ist und mir eine Nachricht zukommen lässt, werde ich Sie sofort zur Curzon Street begleiten."
    Und das wollte er auch. Allerdings erst viel später. Und hoffentlich nachdem er die Antwort erhalten hatte, die er sich wünschte.
    Clarissa hatte furchtbare Stunden hinter sich. Zunächst wollte er sich um ihre Wunden – die körperlichen wie die seelischen – kümmern. Alles Weitere musste bis später warten.
    Er ließ sie auf einem Sofa nieder und befahl seinem verblüfften Burschen, frisches Wasser, eine Salbe, Verbandszeug und Cognac zu bringen. Während er Clarissas Verletzungen versorgte, bat er sie, zur Beruhigung ein paar Schlucke Cognac zu sich zu nehmen und ihm zu erzählen, was geschehen war.
    Widerstrebend berichtete sie von den Ereignissen des Abends, wobei sie sich für ihre Unbesonnenheit und Gedankenlosigkeit immer wieder rügte. Mehrmals musste Sandiford sich zusammennehmen, um nicht entsetzt aufzuschreien. Als Clarissa ihm von Lord Johns schändlichen Absichten erzählte, konnte er einen lauten Fluch nicht unterdrücken. Dafür sollte dieser Verbrecher büßen.
    Erst nachdem er ihr mehrmals beteuert hatte, dass Englemere inzwischen den Polizeidetektiv und ihren Lakaien James im Bordell gefesselt, aber ansonsten wohlbehalten vorgefunden hatte, atmete Miss Beaumont auf.
    "Möchten Sie vielleicht ein heißes Bad nehmen?" erkundigte sich der Oberst, nachdem er die Wunden an ihren Händen gereinigt, mit Salbe versorgt und eingebunden hatte. Clarissa hatte inzwischen ihr Glas mit Cognac bis auf den letzten Tropfen geleert.
    Zwar waren ihr beinahe die Lider zugefallen, doch nun riss sie die Augen weit auf. "Hier? Jetzt?"
    Er nickte. "Ich weiß nicht, wann Englemere zurückkehren wird. Er und Harold Waterman müssen die Gefangenen dem Richter vorführen, sich um den Detektiv und Ihren Diener kümmern und die Frauen irgendwo unterbringen. Und ich bin mir sicher, dass Sie sich in diesem Kleid alles andere als wohl fühlen."
    Sie schauderte. "Ich werde es verbrennen. Aber hier ein Bad nehmen? Das gehört sich nicht, wie Sie ganz genau wissen. Ich sollte ohne Begleitung nicht einmal hier sein."
    "Wenn ich an die Vorfälle der letzten Stunden denke, halte ich derartige Überlegungen, was schicklich ist und was nicht, für reichlich überflüssig. Sie nicht auch?"
    Clarissa seufzte. "Ich würde liebend gern ein Bad nehmen. Aber ich habe keine frischen Kleider."
    "Ich kann Ihnen gern eine Robe leihen", erwiderte Sandiford, der sich darum bemühte, gelassen zu klingen, obgleich sein ganzer Körper in höchstem Maße angespannt war.
    Erstaunlicherweise widersprach sie nicht noch einmal, wie er erwartet hatte.
    "Ich bringe Ihnen eine Decke. Dann können Sie sich etwas ausruhen, während Jeffers Ihr Bad bereitet."
    Er eilte davon, um einen höchst missbilligend dreinblickenden Jeffers zu bitten, die Wanne vor den offenen Kamin zu ziehen und sie mit heißem Wasser zu füllen. Als alles bereit war, weckte Sandiford Clarissa, die inzwischen eingeschlafen war.
    "Ihr Bad ist nun fertig. Wenn Sie irgendetwas brauchen, rufen Sie
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