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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle
Autoren: Richard Gordon
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brüllendes Gelächter aus. «Wissen Sie, was Sie sind? Ein verdammter procureur!»
    In einem solchen Zustand hatte ich den armen Kerl nicht gesehen seit damals, als der Aufsichtslehrer entdeckte, daß er im Schlafraum weiße Mäuse hielt.
    «So unternehmt doch etwas!» entfuhr es ihm. «Auf der Stelle! Lancelot - Gaston - ihr müßt dieses Weibsbild von hier fortbringen -»
    «Sie haben sie gefunden», sagte Sir Lancelot kurz. «Sehen Sie zu, daß Sie sie wieder verlieren.»
    «Gaston!» Miles umkrallte meinen Arm. «Du bist mein Cousin... du mußt mir helfen, verstehst du? Ich flehe dich an. Meine ganze Karriere —»
    Das Mädel zwinkerte Sir Lancelot zu. «Sie werden mik nak Show besuken komm?»
    «Die überwältigende Liebenswürdigkeit Ihrer Einladung, Madame, macht mir meine notgedrungene Absage doppelt schwer.»
    Sie griff sich den Zylinder des Bischofs vom Hutständer und setzte ihn sich à la Marlene Dietrich im «Blauen Engel» auf.
    «Mir wird schwach», schrie der Bischof auf und ließ sich in einen Armstuhl fallen.
    «Ein Familienübel, Charles.» Sir Lancelot schien in ähnlichen Lustgefühlen zu schwelgen wie Klein-Bartholomew am Christtag-morgen. «Du weißt, wo der Brandy zu finden ist.»
    «Mein Gott», keuchte Miles. «Wenn das in die Zeitungen käme -»
    «In die Zeitungen!» Der Bischof ließ sein Taschentuch flattern. «Ich muß fort. Ich muß augenblicklich fort —»
    «Gewiß, auch ich bin der Meinung, daß die Landluft deiner Konstitution weitaus zuträglicher ist», stimmte ihm Sir Lancelot gelassen zu. «Ich werde dich persönlich um sechs Uhr früh wecken —»
    Das Mädel warf den Fächer weg und trug nun lediglich den Hut des Bischofs in der Art eines Muffs.
    «Was ist los mit dir, Charles?» fragte Sir Lancelot. «Also weißt du! Das ist doch weiter nichts als ein gesundes nacktes Frauenzimmer.»
    «Ich fahre weg. Noch heut abend -»
    «Es gibt einen ausgezeichneten Abendzug. Und mein Auto steht dir jederzeit für die Fahrt zum Bahnhof zur Verfügung.»
    Das Mädel begann den Hut spielerisch zu bewegen.
    «Mir wird übel», verkündete der-Bischof.
    «Aber du wirst doch nicht das Dinner versäumen, Charles?»
    «Das Dinner!» Miles gab es einen Riß. «In zwanzig Minuten kommt unser Gast!»
    «Hören Sie -» Mir selber stiegen nun Bedenken auf. «Wir sollten wirklich etwas unternehmen, und zwar rasch.»
    Mein Cousin und ich vermochten ja in vergangenen Tagen unsere kleinen Unstimmigkeiten ausgetragen haben, aber ihrer jetzt zu gedenken wäre nicht anders gewesen, als klagte man über feuchtes Bettzeug, während ein Schiff sinkt. Ich persönlich hatte gegen ein bißchen Kabarett beim Dinner nichts einzuwenden, sah jedoch ein, daß Miles unter den obwaltenden Umständen nichts dafür erübrigen konnte. Da der Bischof aussah, als käme er nach einer totalen Magenresektion frisch vom Operationstisch, Sir Lancelot sich bestürzt den Bart strich und Miles einem hysterischen Zusammenbruch nahe war, fand ich es an der Zeit, die Führung an mich zu reißen.
    «Ist doch ganz einfach», bemerkte ich. «Das Mädel dürfte für eine Show in irgendeinem Klub in Soho engagiert sein. Wir haben nichts anderes zu tun, als sie hinzubringen, und zwar so schnell wie möglich. Von allem anderen abgesehen, vermute ich, daß man sie dort bereits erwartet und zum x-tenmal die Ouvertüre spielt.»
    «Wo glauben Sie denn, daß Sie sind, Madame?» erkundigte sich Miles heftig. «Où croyez-vous que vous êtes?»
    Sie lugte erstaunt hinter dem Hut hervor. «Mais cest Willie’s Club, n'est-ce pas?»
    «Willie’s Club!» stammelte Miles.
    «Der liebe gute Willie’s Club!» rief ich aus. «Aber dort bin ich ja Mitglied! Willie und ich waren dicke Freunde, solange ich noch am St. Swithin war. Du brauchst nur ein paar Stufen von der Frith Street hinunterzusteigen und findest dort einen Barmann, der schon wer weiß wie viele Jahre in -»
    «Hol’s der Teufel, Gaston!» explodierte Miles. «Man kann doch nicht mit einem halbnackten Weib dort auftauchen! Das würde bestimmt der Presse zu Ohren kommen!»
    «Du hast noch etliches auf dem Gebiet der Unmoral zu lernen, alter Junge», grinste ich. «Wieviel Pinke hast du bei dir?»
    «Wieviel Geld? Etwa zwanzig Pfund.»
    «Da werden wir eine kleine Stiftung veranstalten. Darf ich mir Ihren Rolls ausborgen, Sir?»
    «Ich begleite Sie», sagte Sir Lancelot auf der Stelle. «Gott sei Dank, einer in Ihrer Familie verfügt noch über ein bißchen gesunden Menschenverstand.
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