Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
Beauchamp herein.»
    Ich hatte Basil Beauchamp - sprich Beecham - seit meinen Studententagen nicht mehr gesehen, als wir dieselbe Bude teilten; ich erinnerte mich, daß er ständig abgebrannt war und die Hauswirtin ihr Töchterchen zur Tante senden mußte. Doch jedermann, der je das Mißgeschick hatte, mit ihm unter demselben Dach zu wohnen, konnte sein Gesichterschneiden vor dem Spiegel leicht als sein normales Benehmen diagnostizieren - der Arme war unseligerweise Schauspieler und konnte sich, wie alle Schauspieler, sozusagen nie abstellen. Es war an den Abenden recht schwierig gewesen, für die Prüfungen zu büffeln, während im Nebenzimmer ein Othello raste. Und wenn ich ihm einen Shilling für den Gasautomaten lieh, damit er ein Bad nehmen und mich dadurch ein bißchen in Ruhe lassen könne, war er die nächste Woche bestimmt Heinrich V., der bekanntlich noch geräuschvoller ist.
    «Allmächt’ger!» Basil erschien auf der Schwelle des Ordinationszimmers, wie eh und je ein Bild der vereinten Bemühungen erlesener Schneider- und Friseurkünste. «Gaston Grimsdyke steht vor mir!»
    «Hallo, alter Junge!» begrüßte ich ihn. «Scheint schon etliche Zeit seit den Tagen verstrichen zu sein, da wir uns gegenseitig das Badewasser geklaut haben.»
    Er starrte mich an wie Macbeth den Banquo beim Gastmahl.
    «Ja - ja, was tust du denn hier, um alles in der Welt? Wo ist Dr. Potter-Phipps?»
    «Der erfreut sich eines wohlverdienten Weihnachtsurlaubs in St. Moritz», klärte ich ihn auf. «Ich amtiere hier als sein Stellvertreter.»
    «Was? Du willst doch damit nicht sagen, daß du am Ende ein qualifizierter Arzt bist?» Er brach in schallendes Gelächter aus. «Nein, so was! Undenkbar!»
    Seine Bemerkung verletzte mich zwar einigermaßen, doch eingedenk des eigenartigen Sinns für Humor, den manche Schauspieler haben, wies ich ihn mit immerhin höflicher Geste an, Platz zu nehmen.
    «Und wie steht’s mit dir, Basil?» fragte ich, ihm Potter-Phipps’ silberne Zigarettendose anbietend. «Hast du deine großen Träume von Erfolg und Ruhm auf den Brettern, die die Welt bedeuten, glücklich von dir getan?»
    Genau genommen hatte ich von dem Burschen nichts mehr gehört, seit ich nach einem fürchterlichen Streit mit dem Gasmann -wegen der Shillinge - plötzlich auszog, und ich hatte doch die ganze Zeit darauf gebaut, seinen Namen in Neonbuchstaben auf leuchten zu sehen und Freikarten für die Londoner Theater zu erhalten.
    «Natürlich hab ich die Bühne nicht aufgegeben!» Nun war’s an Basil, aufgebracht zu sein. «Woche für Woche weise ich Rollen zurück, die mir nicht konvenieren.»
    «Oh, entschuldige -»
    «Von einem Auftreten in einer neuen Revue unmittelbar nach Weihnachten ganz zu schweigen.»
    «Du kannst drauf zählen, daß ich sie mir ansehen und dir Beifall klatschen werde, bis ich umfalle», sagte ich, noch immer auf einen Freiplatz hoffend.
    «Sie findet - äh - natürlich nicht im West End statt.» Basil wetzte leicht hin und her. «Blackport-under-Tyne ist dir doch ein Begriff? Regsames Städtchen droben im Norden. Im Grunde handelt sich’s um eine Pantomime. Ich bin der Geisterkönig.»
    «Eine Pantomime?»
    Es wollte mir nicht einleuchten, daß der Bursche, der am Sonntagmorgen in der Badewanne den halben «Coriolanus» rezitierte, in ländlichen Bezirken Geisterkönige mimen sollte.
    «Weißt du, das ist sehr lustig und kommt mir durchaus gelegen. Ein Junge, den ich in einem Wirtshaus der King’s Road traf, empfahl mir Potter-Phipps», fuhr er, das Thema wechselnd, fort, «obwohl ich mir, wie ich gestehen muß, nichts so Großartiges erwartete.» Basil sah sich im Ordinationszimmer um. «Eure Patienten müssen wohl schauerlich reich sein?»
    «Nicht mehr, wenn sie die Rechnungen bezahlt haben.»
    «Nun, es tut mir wirklich von Herzen wohl, Jungchen», eröffnete er mir überschwenglich, «dich unter so gedeihlichen Umständen wiederzusehen.»
    «Na, so ist’s wieder nicht. Ich glaube, Razzy gab mir den Posten nur, weil er annahm, ich würde mit der Einrichtung schonend umgehen.»
    «Ach, du warst schon immer so bescheiden.»
    «Nicht doch -»
    «Gewiß, so bescheiden. Und so großzügig.»
    Er streifte die Asche seiner Zigarette auf dem Chippendale-Schreibtisch ab.
    «Unsere liebe alte gute Bude!» Basil ließ eine Kette von Rauchringen aufsteigen. «Was für dicke Freunde wir doch in jenen unbeschwerten Tagen waren, nicht wahr, Grim? Erinnerst du dich noch, wie ich dir meinen Abendanzug borgte? Und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher