Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin
Autoren: Sherry Thomas
Vom Netzwerk:
Srinagar am Ufer des Dal-Sees. Und ihr schmeckte das Essen in Hyderabad am besten. Er berichtete ihr Neuigkeiten über ihre gemeinsamen Freunde und Bekannten: Liebeswerben, Eheschließungen, Kinder und kleinere und größere Skandale.
    Eine Stunde verging wie im Flug.
    Schließlich hob sie ihre Teetasse und sah ihn an. „Du hast nichts von dir selbst erzählt, Fitz. Wie geht es dir?“
    Wie ging es ihm? „Ich kann mich nicht beklagen“, erwiderte er.
    Isabelle blickte ihn ein wenig spöttisch an. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Wie gut er sich an diesen besonderen Ausdruck erinnerte – sie war kurz davor, etwas Ungehöriges zu sagen. „Wie ich höre, bist du äußerst beliebt bei den Damen.“
    Er senkte den Blick. Von ihnen beiden war immer er der Schüchterne gewesen. „Man kann sich auf diese Weise die Zeit vertreiben.“
    Und sie halfen ihm, sein Unglück zu ertragen – und zu vergessen.
    „Lady Fitzhugh hat also Verständnis?“
    „Sie ist immer schon sehr vernünftig gewesen.“
    „Als ich noch in Indien war, hieß es, ihr beiden kämt gut miteinander aus. Ich habe es nicht richtig glauben können – aber ich schätze, es stimmt.“
    Endlich kamen sie auf seine Ehe zu sprechen. Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als betrachtete sie den Grabstein eines Freundes.
    „Dafür, dass ich kein Mitspracherecht in der Sache hatte“, sagte er, „habe ich mit der Frau, die ich erhalten habe, großes Glück gehabt.“
    „Du … bist also froh, dass du sie geheiratet hast?“
    Dieses Mal sah er nicht weg. „Das habe ich nicht gesagt. Du weißt, dass ich über glühende Kohlen gekrochen wäre, um dich zu heiraten, wären die Umstände anders gewesen.“
    „Ja“, erwiderte sie mit zitternder Stimme. „Ja, ich weiß.“
    Die Haustür öffnete sich, und der Klang von lebhaft plappernden Kinderstimmen wehte herein, gefolgt von einem raschen „Psst“ ihrer Gouvernante.
    „Entschuldige mich kurz“, sagte Isabelle. Sie verließ den Salon und kehrte mit einem Jungen und einem Mädchen zurück. „Darf ich dir Hyacinth und Alexander Englewood vorstellen? Kinder, das ist Lord Fitzhugh, ein alter Freund von Onkel Pelly und Mama.“
    Hyacinth war sechs, Alexander ein Jahr jünger. Beide waren hübsch und kamen nach ihrer Mutter. Plötzlich brachte Fitz kein Wort mehr heraus. Wären die Dinge anders gelaufen, wären das seine Kinder, und sie würden ihn nicht mit solch ernster und neugieriger Vorsicht betrachten, sondern ihm mit breitem Grinsen in die Arme laufen.
    Sie blieben nur eine Minute, ehe sie mit ihrer Gouvernante in den Untiefen des Hauses verschwanden. Isabelle verweilte einen Augenblick bei der Tür und sah ihnen nach. „Sie werden so schnell groß.“
    Fitz schluckte einen Kloß in seiner Kehle runter. „Dir haben die Namen Hyacinth und Alexander schon immer gefallen.“
    „Das haben sie. Hyacinth und Alexander Fitzhugh“, flüsterte sie mit Tränen in den Augen.
    Sie setzte sich wieder. Das Licht der Sonne, das durch die offenen Vorhänge fiel, glitzerte auf dem Goldrand der Untertassen. Sie drehte ihre Tasse auf dem Teller – sie war nie gut darin gewesen, still zu sitzen.
    Und dann sah sie ihn an, kühn und entschlossen, Isabelle, wie er sie kannte. „Ist es zu spät, etwas von dem, was wir hätten haben können, einzufordern?“
    Als ob sie fragen musste. Als ob er nicht seit Wochen schon dasselbe dachte, seit ihr erster Brief ihn erreichte. Als ob er diese seltene, unbezahlbare zweite Chance nicht mit beiden Händen ergreifen und niemals loslassen würde.
    „Nein“, antwortete er. „Es ist nie zu spät.“

KAPITEL 3
    Der Pakt
    1888
    Zwei Wochen nach dem gemeinsamen Dinner setzten sich die Anwälte beider Seiten erneut an den Verhandlungstisch. Obwohl sich der neue Earl den Erfordernissen seines neuen Besitzes beugte, war der Preis für seine Kapitulation so hoch wie das Matterhorn.
    Doch Mr Graves war so beeindruckt von seiner Jugend und Schönheit, dass er sich kaum darüber beschwerte, für diesen Earl das Doppelte bezahlen zu müssen. Die Verhandlungen kamen schnell zu einem Abschluss, und Millie war wieder verlobt.
    In der ganzen Zeit hörte sie kein Wort von Lord Fitzhugh selbst. Es gab keine Briefe, keine Blumen und keinen Verlobungsring. Er gab vor, zu sehr mit dem Studium beschäftigt zu sein, und lehnte ein zweites Essen bei den Graves ab. Zum vierten Juni, dem wichtigsten Feiertag in Eton, an dem Freunde und Familie in Scharen in die Schule strömten, erhielten die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher