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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
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steht für Claire. Amelia Claire.«
    Er nickte und ging weiter.
    Amelia folgte ihm mit verdrossener Miene.
    Du dusselige Kuh, schimpfte sie sich und wäre um ein Haar mit einer Bronzestatue zusammengestoßen, die die Auffahrt schmückte. Der Mann musste sie doch für völlig beschränkt halten! Er hatte ihr eine schlichte Frage gestellt. Und sie hatte drei Mal geantwortet, als wäre sie ein dressierter Papagei. »Claire«, äffte sie sich tonlos nach. »Es steht für Claire. Amelia Claire.«
    Sie fühlte ein leichtes Flattern in der Magengrube: Sie hatte Schmetterlinge im Bauch. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Es war kein gutes Omen. Und das ausgerechnet bei diesem Gentleman! Sie hatte im Ballsaal nicht übertrieben: Er war ein göttlicher Tänzer und ungemein attraktiv. Und sie hätte zu gern einmal seine dunklen Locken berührt.
    Nein, Schluss jetzt!, warnte sie eine innere Stimme. Er ist grässlich. Launisch, arrogant, unerträglich! Er weigert sich, Jack die Spielschulden zu erlassen. Er hat dich beleidigt. Er hat dich gnadenlos aus einem Ballsaal geschleift und dir Geld angeboten, damit du freundlicherweise verschwindest! Geht es dir noch gut? Jetzt willst du auch noch mitfahren und Lily Chatwick mitteilen, dass ihr Zwillingsbruder tot ist. Du bist geschmacklos und hast nicht mehr alle Tassen im Schrank, Amelia Claire-Claire-Claire d’Orsay!
    Bloß … dieser Mann zog sie magisch an. Als es in den Büschen geraschelt hatte, hatte sie intuitiv bei ihm Schutz gesucht und ihm ihr kostbares Taschentuch überlassen. Er wiederum hatte sich schützend zwischen sie und die beiden Fremden geschoben. Amelia konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie eine heimliche Allianz bildeten und sie sich inzwischen blind auf ihn verlassen konnte.
    Er strich abermals über seine Jacketttasche, und sie bekam weiche Knie.
    Oh mein Gott.
    Sie erreichten seine Kutsche, die auffällig elegant war. Kohlrabenschwarzer, glänzender Lack mit dem eindrucksvollen Wappen der Morlands auf dem Verschlag und von vier edlen Rappen gezogen.
    Der Herzog half ihr beim Einsteigen. Er umschloss mit einer Hand ihre Finger und legte ihr die andere fürsorglich an den Rücken. Bellamy und Ashworth saßen bereits hinten in der Kutsche und überließen ihnen die vorderen Plätze.
    Ihre Euphorie bekam einen mächtigen Dämpfer. Es war entsetzlich, denn er wies den Fahrer unmissverständlich an, Tempo zu machen. Und sie saß neben Morland auf der Sitzbank und sank jedes Mal an dessen Schulter, sobald die Kutsche über ein Hindernis ruckelte. Heimlich machte sie sich Vorwürfe, dass sie mitgefahren war.
    »Wie kam Harcliffe zu Tode?«, wollte der Herzog wissen.
    Danke Mylord, dachte Amelia. Sie rutschte von ihm weg und hielt sich krampfhaft an der Kante des Sitzes fest. Danke, dass Sie mich an die Dramatik der Situation erinnern und daran, dass ich mich höchst unschicklich verhalte.
    »Er wurde in Whitechapel überfallen«, antwortete Bellamy. »Straßenräuber haben ihn zusammengeschlagen. Kurze Zeit später erlag er seinen Verletzungen.«
    »Großer Gott, der Ärmste.«
    In der Kutsche war es dunkel, und Amelia ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Es war ungerecht. Waterloo war vorbei; der Krieg hatte geendet. Endlich standen die jungen attraktiven Männer wieder mitten im Leben und nicht mehr mit einem Bein im Grab. Noch vor ein paar Wochen hatte sie Leo im Theater gesehen. Er hatte in einer Loge gesessen, mit ein paar Freunden. Sie waren laut und aufmüpfig gewesen, junge Rebellen wie Leo, doch ihm wurde immer alles verziehen. Alle mochten den jungen, quirligen Marquis.
    Amelia überlief ein Schaudern. Zu Tode geprügelt, von Straßenräubern. Statt Leo hätte es genauso … Jack treffen können.
    »Es hätte genauso gut mich treffen können«, sagte Bellamy eben. »Heiliger Strohsack, ich war nämlich heute Abend mit ihm verabredet, aber ich hab abgesagt.« Ihm versagte die Stimme. »Verdammt. Wäre ich bei ihm gewesen, hätte ich unter Umständen Schlimmeres verhindern können.«
    »Oder es hätte Sie erwischt.«
    »Besser mich als ihn. Er hatte einen Titel, Verpflichtungen, eine Schwester, für die er verantwortlich war.« Er fluchte inbrünstig. »Was wird jetzt aus Lily? Es ist alles meine Schuld. Ursprünglich wollte ich mir gemeinsam mit ihm einen Boxkampf ansehen. Und dann hab ich abgesagt, ich Idiot. Bloß um den Abend mit Carnelia, diesem Luder, zu verbringen.« Er vergrub das Gesicht in seinen Händen.
    Amelia tippte, dass er mit dem
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