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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft
Autoren: Stephanie Laurens
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wachsende Angst. Ärgerte sich darüber.
    » Nein - ich habe ihn nicht umgebracht.«
    Der Ton seiner Worte schien sie zu beruhigen. Die plötzliche Anspannung wich aus ihrem Körper.
    Wieder schaute er auf die Leiche, dann zu ihr. Er winkte sie zu sich.
    »Kommen Sie, lassen Sie uns gehen. Wir müssen es melden.«
    Sie blinzelte, bewegte sich aber nicht.
    Er griff nach ihrem Ellbogen. Sie gestattete, dass er ihn nahm, ließ sich widerstandslos von ihm umdrehen und zur Terrasse führen. Ihre Bewegungen waren langsam - sie befand sich noch im Schock. Er sah ihr in das blasse Gesicht, aber die Schatten verhinderten, dass er irgendetwas erkennen konnte.
    »Hatte Ruskin eine Frau? Wissen Sie das?«
    Sie zuckte zusammen. Er spürte den Ruck, der durch sie ging. Unter halb gesenkten Lidern warf sie ihm einen erschreckten Blick zu.
    »Nein.« Ihre Antwort war knapp, ihre Stimme klang angestrengt. Sie schaute wieder nach vorne.
    »Nein, er hatte keine Frau.«
    Wenn irgendetwas, dann war sie höchstens noch blasser geworden. Er betete nur, dass sie nicht ohnmächtig werden würde, wenigstens nicht, bevor er sie im Saal hatte. Auf der Soirée seiner Patin mit einer ohnmächtigen Dame im Arm zu erscheinen würde gewiss für Aufsehen sorgen - und zwar fast schlimmeres als der Mord.
    Sie begann zu zittern, als sie die Stufen hinaufgingen, aber mit grimmiger Entschlossenheit behielt sie die Fassung, was ihm höchste Bewunderung abnötigte.
    Die Terrassentüren standen einen Spalt breit offen. Sie betraten den Salon, ohne sonderlich Aufmerksamkeit zu erregen. Endlich waren sie an einem Ort, wo es hell genug war, dass er sie genau sehen konnte. Er betrachtete ihre Züge, die gerade kleine Nase, der ein wenig zu breite Mund, die vollen, verlockenden Lippen. Sie war etwas größer als der Durchschnitt, ihr dunkles Haar hatte sie zu einer Hochfrisur aufgesteckt, was den anmutigen Schwung ihres Halses und ihre zarten Schulterknochen betonte.
    Seine Instinkte erwachten vollends; tief in ihm regte sich ein primitives Gefühl. Sexuelle Anziehung war nur ein Teil davon; wieder meldete sich der Drang, sie an sich zu ziehen, sie bei sich zu behalten.
    Sie schaute auf, erwiderte seinen Blick. Die Farbe ihrer Augen war eher grün als haselnussbraun, darüber wölbten sich dunkle Brauen - der Ausdruck ihrer Augen war leicht benommen und erschreckt.
    Glücklicherweise schien sie nicht in Gefahr zu schweben, einen Schwächeanfall zu erleiden. Er entdeckte einen Stuhl an der Wand und brachte sie dorthin; sie ließ sich erleichtert seufzend darauf nieder.
    »Ich muss mit Lady Amerys Butler sprechen. Wenn Sie hier sitzen bleiben, schicke ich Ihnen einen Lakaien mit einem Glas Wasser.«
    Alicia hob den Blick zu seinem Gesicht. Zu seinen samtschwarzen Augen, der Sorge, die sie darin las, und der Konzentration, die sie hinter den fein geschnittenen, leicht arroganten Zügen spürte. Es war das schönste und atemberaubendste Männergesicht, das sie je gesehen hatte - er war ohne Zweifel der bestaussehende Mann, der ihr bislang begegnet war: elegant, voll männlicher Anmut und stark. Seiner Stärke war sie sich am deutlichsten bewusst. Als er sie am Arm gefasst hatte und neben ihr gegangen war, hatte sie das Gefühl seiner Stärke mit all ihre Sinnen förmlich aufgesogen.
    Während sie ihm in die Augen schaute, bezog sie Kraft aus dieser Stärke, spürte, wie das Entsetzen, das sie draußen gelassen hatten, sich noch weiter zurückzog. Die Realität um sie herum trat wieder in den Vordergrund; ein Glas Wasser, einen Augenblick der Ruhe, um sich zu fassen - dann würde sie es schaffen.
    »Wenn Sie … Danke.«
    Das »Danke« war für mehr als das Glas Wasser.
    Er verbeugte sich, dann drehte er sich um und durchquerte den Raum.
    Obwohl er eigentlich keine Lust hatte, sie allein zu lassen, entfernte Tony sich, fand einen Lakaien und schickte ihn mit einer Erfrischung zu ihr, dann ignorierte er die vielen Leute, die versuchten, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und suchte Clusters, den Butler der Amerys. Nachdem es ihm gelungen war, nahm er ihn mit in die Bibliothek und erklärte ihm die Lage, gab ihm die nötigen Anweisungen.
    Er war in Amery House regelmäßig zu Besuch gewesen, seit er ein halbes Jahr alt war; die Bediensteten kannten ihn gut. Sie taten, was er ihnen aufgetragen hatte, holten Seine Lordschaft aus dem Kartenzimmer und Ihre Ladyschaft aus dem Salon und sandten einen Lakaien, um die Wache zu unterrichten.
    Er war nicht wirklich
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