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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft
Autoren: Stephanie Laurens
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überall in Frankreich und den angrenzenden Staaten Informationen über feindliche Truppen, Schiffe, Vorräte und Strategien zu sammeln. Sie hatten ihre Berichte an Dalziel geschickt, einen Meisterspion, der irgendwo in den Tiefen von Whitehall hauste, wie eine Spinne in der Mitte ihres Netzes hockte; ihm unterstanden alle englischen Militärspione auf fremdem Boden.
    Sie waren überragend gut in ihrer Arbeit gewesen; als Beweis dafür diente allein schon die Tatsache, dass sie alle noch am Leben waren. Jetzt jedoch war der Krieg vorüber und das Zivilistenleben hatte sie eingeholt. Jeder hatte Reichtum, Titel und Ländereien geerbt; alle stammten aus vornehmer Familie, dennoch war ihnen ihr natürliches Umfeld - der elitäre Kreis, zu dem sie von Geburt an Zutritt hatten und an dem teilzuhaben durch ihre Titel und ihren Besitz mitsamt den dazugehörigen Verpflichtungen für sie unumgänglich war - in weiten Gebieten fremd.
    Um Informationen zusammenzutragen, sie zu bewerten und zu untersuchen - darin waren sie schließlich Experten - hatten sie den Bastion Club gegründet. Die Absicht war, sich gegenseitig bei ihren einzelnen Vorhaben zu unterstützen und beizustehen. Wie Charles es so dramatisch umschrieben hatte, war der Club ihr sicherer Zufluchtshafen, ihre Ausgangsbasis, von der aus ein jeder sich unter die gute Gesellschaft mischen würde, die Dame, die er heiraten wollte, finden und dann die Stellungen des Feindes im Sturm nehmen und die Auserwählte an sich binden. So lautete der Plan.
    Tony nahm einen kleinen Schluck von seinem Brandy und dachte daran, dass er der Erste gewesen war, der erkannt hatte, dass sie eine sichere Zuflucht brauchten. Mit einer französischen Mutter und seiner französischen Patin, die alle, die Lust dazu verspürten, einzuladen schienen, ihm schöne Augen zu machen, war er doppelt gestraft - beide Damen waren sich im Übrigen darüber im Klaren, dass eine solche Taktik die Garantie dafür war, dass er selbst unverzüglich die Initiative ergriff, sich eine Frau zu suchen. Daher hatte er im Freundeskreis hier warnend die Stimme erhoben - die gute Gesellschaft war kein sicherer Ort für Männer wie sie.
    Auch in den Herrenklubs waren sie nicht sicher. Verfolgt von vernarrten Vätern und grimmig blickenden Matronen, begraben unter einer wahren Lawine von Einladungen, die täglich bei ihnen eintrafen, war das Leben eines unverheirateten, wohlhabenden und in jeder Hinsicht begehrenswerten Herren mit Titel voller Gefahren.
    Zu viele waren auf den Schlachtfeldern auf der spanischen Halbinsel und - noch nicht so lange her - bei Waterloo gefallen.
    Die Überlebenden waren angezählt.
    Sie waren vielleicht zahlenmäßig unterlegen, aber sie wollten verdammt sein, wenn sie sich einfach überrennen ließen.
    Sie waren schließlich Fachmänner im Kampf, in Taktik und Strategie; sie würden nicht einfach erobert werden. Wenn sie in der Sache etwas zu sagen hatten, würden sie die Eroberer sein.
    Das war im Grunde genommen der Sinn und Zweck des Bastion Clubs.
    »Gibt es noch etwas?« Christian blickte in die Runde.
    Alle schüttelten die Köpfe; dann leerten sie ihre Gläser.
    »Ich muss mich heute bei Lady Hollands Soirée blicken lassen.« Charles schnitt eine Grimasse.
    »Ich nehme an, sie hat das Gefühl, Trentham zur Hand gegangen zu sein, und meint nun, sie müsse ihr Glück an mir ausprobieren.«
    Gervase hob die Brauen.
    »Und du willst ihr die Gelegenheit dazu bieten?«
    Charles, der bereits aufgestanden war, erwiderte seinen Blick.
    »Meine Mutter, meine Schwestern und meine Schwägerinnen sind in der Stadt.«
    »Oje! Verstehe. Spielen sie mit dem Gedanken, einstweilen hier ihre Zelte aufzuschlagen?«
    »Nein, gegenwärtig nicht, aber ich will nicht abstreiten, dass mir der Gedanke gekommen ist, sie könnten auf die Idee verfallen.«
    »Ich begleite dich.« Christian ging um den Tisch herum.
    »Ich möchte ohnehin mit Leigh Hunt über das Buch sprechen, das er gerade schreibt. Er ist sicherlich in Holland House anzutreffen.«
    Tony erhob sich.
    Christian sah ihn an.
    »Genießt du noch deinen ledigen Familienstand?«
    »Ja, dem Himmel sei Dank - meine Mutter ist in Devon.« Er zuckte die Achseln, damit sein Rock richtig saß.
    »Meine Patin hat mich aber nach Amery House zu einer Gesellschaft bestellt. Ich werde dort kurz erscheinen müssen.« Er schaute sich um.
    »Kommt jemand mit?«
    Gervase, Jack und Deverell verneinten. Sie hatten beschlossen, sich in die Bibliothek des Clubs
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