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Ein verführerischer Pakt

Ein verführerischer Pakt

Titel: Ein verführerischer Pakt
Autoren: Lyn Stone
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hierher zu kommen. Das Problem war nur, Duquesne war der Einzige, den sie in London überhaupt kannte.
    Sein Haus verriet mehr über seine derzeitige finanzielle Situation, als sie geahnt hatte. Es gab nur wenige Möbelstücke, zumindest was die Eingangshalle, den Flur und dieses Arbeitszimmer betraf. Nirgends waren Bilder, Skulpturen oder andere Anzeichen von Wohlstand zu entdecken. Abgesehen von diesem Zimmer hier, machte das Haus einen verlassenen, unbewohnten Eindruck.
    Der Sessel, auf dem sie saß, bedurfte dringend einer Reparatur, und die alten Samtvorhänge vor den Fenstern wirkten zerschlissen, selbst bei dem schwachen Licht der Lampe. Jetzt bemerkte sie auch, dass die Bücherregale, die sich an drei Wänden aneinander reihten, fast völlig leer standen.
    Eine vage Hoffnung keimte in ihr auf. Wenn sie schon nicht an Duquesnes Ehre appellieren konnte, dann ließ er sich ja vielleicht bestechen? Jeder wusste, dass er Geld brauchte. Warum sollte er sonst so leben? Andererseits war er ein Einzelgänger, das war nicht zu übersehen. Vielleicht gefiel es ihm so am besten. Aber wenn nicht … Lily entschied, es darauf ankommen zu lassen. Sie würde sich seine Hilfe erkaufen, mochte es kosten, was es wollte.
    Beim Anblick seiner Kleidung zögerte sie. Diese war auf jeden Fall nicht billig. Seine Hose aus erstklassigem Nankingstoff war offenbar maßgeschneidert, genau wie das leicht zerknitterte Leinenhemd. Darüber trug er einen langen, offenen Hausmantel aus Samt, der sehr teuer aussah, auch wenn er alt und nicht mehr ganz in Mode war.
    Ihr fiel auf, dass seine Füße bloß waren. Sie waren wohlgeformt und verliehen ihm einen Hauch von Verwundbarkeit, wodurch er auf seltsame Weise menschlicher wirkte.
    Jetzt lehnte er sich an den alten, zerkratzten Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. "Nun?"
    Lily räusperte sich und legte die Hände auf ihre Knie. Sie sah ihn an und kam sich vor wie eine zerknirschte Sünderin. Ein schreckliches Gefühl. "Ich muss an Ihre Gnade appellieren, Mylord, und kann nur hoffen, dass Sie mir Schutz gewähren werden."
    Er neigte den Kopf zur Seite, als wollte er sie ermutigen, fortzufahren. Kein Anzeichen von Mitgefühl.
    Seufzend blickte sie kurz auf den abgewetzten Teppich, dann wieder zu dem Viscount. "Ich bin Baroness Bradshaw." Sie zögerte, weil sie erwartete, dass er ihre Behauptung anzweifeln würde, doch nichts dergleichen geschah. "Ich glaube, dass der Bruder meines Mannes versucht hat, mich gestern – oder vielleicht auch vorgestern … welchen Tag haben wir heute?"
    "Samstag", gab er Auskunft.
    "Dann also gestern. Meiner Meinung nach hat er mich unter Drogen gesetzt. Ich kam von meinem Ausritt zurück, betrat die Bibliothek – und er bot mir ein Glas Sherry an. Ich trank es nur zur Hälfte aus. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich in einer Zelle in Bedlam aufwachte. Dass es diese Anstalt war, begriff ich natürlich erst bei meiner Flucht, aber …"
    Lord Guy lächelte leicht und biss sich auf die Unterlippe, doch noch immer sagte er nichts.
    "Nachdem ich aufgewacht war, konnte ich die Unterhaltung zweier Männer draußen vor der Zellentür belauschen. Als der eine fortging und der andere eintrat, schlug ich ihn mit dem Absatz meines Reitstiefels nieder und betäubte ihn mit dem Mittel, was er offensichtlich für mich vorgesehen hatte. Hier ist es." Sie zog die beiden kleinen Flaschen aus ihrer Tasche. "Dann flüchtete ich in seiner Kleidung." Lily sah vielsagend an sich herab.
    Er wandte den Blick zur Seite, schüttelte den Kopf und lachte leise.
    Sie sprang auf, Tränen schossen ihr in die Augen. "Wie können Sie es wagen, über mich zu lachen!"
    Unvermittelt wurde er wieder ernst. "Wer auch immer Sie zu mir geschickt hat – richten Sie dem Spaßvogel aus, dass ich kein Dummkopf bin. Das war eine ungeheure Verschwendung nicht nur meiner, sondern auch Ihrer Zeit."
    "Niemand hat das getan!"
    "Dann kann ich mir nicht erklären, warum Sie hier sind und mir diese haarsträubende Lüge auftischen. Zufällig weiß ich, dass Bradshaw vor zwei Jahren nach einem Herzversagen gestorben ist. Sagen Sie mir endlich die Wahrheit, sonst …!"
    Lily rang verzweifelt die Hände und seufzte. "Ich bin Jonathans Witwe. Die Mutter von Beaumont, dem jetzigen Lord Bradshaw."
    "Ach", erwiderte Duquesne mit unüberhörbarer Ironie. "Dann ist Ihnen wohl nicht bekannt, dass ich der Person, die John Bradshaw geheiratet hat, schon einmal begegnet bin, und das
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