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Ein verführerischer Pakt

Ein verführerischer Pakt

Titel: Ein verführerischer Pakt
Autoren: Lyn Stone
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zusätzlichen Kosten zusammengezuckt. Alte Angewohnheiten ließen sich eben nur schwer ablegen.
    Er setzte eine freundliche Miene auf. "Ich dachte, wir hätten uns für morgen früh verabredet?"
    "Es hat sich … eine plötzliche Veränderung in meiner Planung ergeben", erwiderte Brinks zögernd. "Ich bin äußerst interessiert an dieser Anstellung und könnte sofort anfangen, noch heute Nacht, Sir. Ich müsste nur dorthin gebracht werden."
    Seine Stimme klang ziemlich hoch. Und er schien Angst zu haben, so wie er den Kopf gesenkt hielt. Das konnte nicht gut gehen. Wenn er schon vor einem normalen Menschen Furcht hatte, dann würde er eine derart schwierige Persönlichkeit wie den Earl erst recht nicht ertragen.
    "Nun, noch habe ich Sie ja nicht eingestellt, nicht wahr? Ist Ihnen gekündigt worden?" fragte Guy unverblümt.
    "Nein, Mylord. Ich habe zwei Empfehlungsschreiben dabei."
    "Darf ich sie sehen?"
    "Selbstverständlich." Mit vorsichtigen Schritten und immer noch gesenktem Kopf trat der junge Mann näher.
    "Los, los, geben Sie sie her", drängte Guy ungeduldig.
    Brinks gehorchte, und Guy fiel auf, wie weich die Hand aussah, die ihm jetzt die Umschläge reichte. Die Fingernägel waren zwar sorgfältig geschnitten, aber ein wenig schmutzig. Guy hätte lieber ein Anzeichen dafür entdeckt, dass der Kerl kräftig zupacken konnte, zumindest aber, dass er auf Reinlichkeit Wert legte. Er zog die Schreiben aus den Umschlägen und überflog sie flüchtig. Das eine stammte von einem Sir Alexander Morison, der vor drei Jahren Arzt im Hoxton-Hospital für Geisteskranke gewesen war, das andere von dem Direktor, der jetzt dort tätig war. In beiden stand, dass Mr. John Brinks ein engagierter Angestellter gewesen war, der stets pünktlich und zuverlässig seine Pflichten wahrgenommen hatte.
    Guy legte die Schreiben beiseite, spreizte beide Hände flach auf dem Tisch und betrachtete seinen Besucher mit einer gewissen Belustigung. "Meinen Sie, ich könnte von Ihnen noch mehr zu sehen bekommen als nur Ihren Scheitel? Sie haben doch sicher keine Angst vor mir, oder, Mr. Brinks?"
    Jetzt war das Gesicht im warmen Schein der Lampe zu erkennen, und Guy stockte der Atem. Kein Wunder, dass der Junge es vor ihm verborgen hatte. Ein so hübscher Kerl musste es schwer haben, eine Anstellung zu finden, es sei denn auf einer Theaterbühne, um weibliche Rollen darzustellen. Oder vielleicht in einer Anstalt, in der seine Schutzbefohlenen so krank waren, dass ihnen sein Aussehen gar nicht mehr auffiel.
    Wie dem auch sein mochte, irgendetwas stimmte hier nicht. Brinks sah nicht so alt aus, als hätte er schon seit drei Jahren gearbeitet. "Wie alt sind Sie?" erkundigte Guy sich und ließ den Blick interessiert über die schlanke, anmutige Gestalt wandern, ehe er ihn wieder auf das junge Gesicht richtete.
    "Sechsundzwanzig, Mylord. Fast siebenundzwanzig."
    "Was Sie nicht sagen!" meinte Guy kopfschüttelnd. "Trotzdem. Ich bedauere, aber ich kann Sie leider nicht einstellen. Sie sind nicht geeignet."
    "Warum nicht?" Die Frage war kaum mehr als ein Flüstern.
    "Unter anderem, weil Sie zu schmächtig sind. Diese Arbeit erfordert sehr viel Kraft. Es tut mir Leid."
    Brinks rührte sich nicht.
    "Ach so." Guy merkte, dass die Empfehlungsschreiben immer noch auf dem Tisch lagen. Rasch schob er sie wieder in die Umschläge und gab sie zurück. "Ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihrer weiteren Suche. Und noch einmal – vielen Dank für Ihre Bewerbung." Trotz dieser eindeutigen Entlassung machte Brinks keinerlei Anstalten zu gehen. Er schien außer Stande, sich zu bewegen. "Gibt es noch etwas?" fragte Guy und stützte das Kinn auf seine verschränkten Hände.
    "Sie müssen mich einstellen, Mylord, bitte! Ich muss London umgehend verlassen. Je eher, desto besser."
    Guy studierte eingehend seine einzigartigen Gesichtszüge. Furcht spiegelte sich in den ehrlich wirkenden dunkelblauen Augen mit den langen Wimpern. Hohe Wangenknochen, um die ihn jede Frau beneiden würde. Schön geschwungene rote Lippen, die er jetzt allerdings zu einem schmalen Strich zusammenpresste. "Warum haben Sie es so eilig, fortzukommen, Mr. Brinks? Erklären Sie es mir, vielleicht kann ich Ihnen ja helfen."
    Einen Augenblick lang schien Mr. Brinks verwirrt, dann seufzte er schwer. "Ein Patient, Mylord. Er ist aus der Anstalt entlassen worden und verfolgt mich jetzt. Ich wage es nicht einmal mehr, in meine Wohnung zurückzukehren und meine Sachen zu holen. Der Mann ist gefährlich, er
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