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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle
Autoren: Charlaine Harris
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noch? Ich hörte Octavia die Stimme erheben und immer leiser werden, und dann vernahm ich eine furchtbare Stille.

       Kapitel 21
    Am nächsten Tag fuhr ich mit Bob zu Wal-Mart, um ihm etwas zum Anziehen zu kaufen. Amelia hatte ihm Geld in die Hand gedrückt, und der junge Zauberer hatte es angenommen, weil ihm überhaupt nichts anderes übrig blieb. Er konnte es gar nicht erwarten, von Amelia wegzukommen. Was ihm wahrhaft nicht zu verdenken war.
    Auf dem Weg in die Stadt blinzelte Bob ganz benommen in die Umgebung. Wir hatten den Laden kaum betreten, da lief er schon zum nächstbesten Gang und rieb seinen Kopf an der Wand. Ich lächelte munter, als ich Marcia Albanese sah, eine wohlhabende ältere Dame, die im Schulvorstand war. Wir hatten uns seit Halleighs Junggesellinnenabschied nicht mehr getroffen.
    »Haben Sie einen neuen Freund?«, fragte Marcia, die nicht nur sehr gesellig, sondern auch sehr neugierig war. Sie fragte nicht nach dem Kopfreiben, wofür sie bei mir auf ewig einen Stein im Brett haben würde.
    »Marcia, das ist Bob Jessup, ein Besuch von auswärts«, sagte ich und wünschte, ich hätte irgendeine Geschichte vorbereitet. Bob nickte Marcia mit weit aufgerissenen Augen an und streckte die Hand aus. Wenigstens stupste er sie nicht mit dem Kopf, um von ihr hinter den Ohren gekrault zu werden. Marcia schüttelte ihm die Hand und sagte Bob, dass sie sich freue, ihn kennenzulernen.
    »Danke, ganz meinerseits«, erwiderte Bob. Oh, ein Glück, er klang richtig normal.
    »Bleiben Sie länger in Bon Temps, Bob?«, fragte Marcia.
    »Oh Gott, nein«, sagte er. »Entschuldigen Sie mich, ich muss mir ein Paar Schuhe kaufen.« Und dann ging er (weich und geschmeidig) zur Herrenabteilung, in den hellgrünen Flip-Flops, die Amelia ihm gegeben hatte und die ihm viel zu klein waren.
    Marcia staunte nicht schlecht, aber mir fiel leider keine einzige gute Erklärung ein. »Bis bald mal«, sagte ich und folgte Bob, der sich Sneakers, Socken, zwei Hosen, zwei T-Shirts und eine Jacke sowie Unterwäsche kaufte. Ich fragte ihn, was er gern essen würde, und er wollte wissen, ob ich Lachskroketten machen könne.
    »Aber sicher.« Ich war froh, dass er sich für ein so einfaches Gericht entschieden hatte, und den Lachs kaufte er gleich selbst. Außerdem wollte er Schokoladenpudding, was auch kein Problem für mich war. Alle anderen Entscheidungen überließ er mir.
    Wir aßen früh zu Abend an diesem Tag, weil ich noch in die Arbeit musste, und Bob schienen die Kroketten und der Pudding richtig gut zu schmecken. Jetzt sah er schon viel besser aus, nach einer Dusche und in den neuen Sachen. Er sprach sogar mit Amelia. Dem Gespräch entnahm ich, dass sie mit ihm auf die Webseiten über Katrina und die Überlebenden des Hurrikans gegangen war und er Kontakt zum Roten Kreuz aufgenommen hatte. Bob war in der Familie seiner Tante aufgewachsen, die im Süden von Mississippi in Bay Saint Louis gewohnt hatte, das völlig zerstört worden war, als der heranziehende Sturm dort als Hurrikan auf Land traf.
    »Was werden Sie jetzt tun?«, fragte ich ihn. Mittlerweile hatte er ja schon eine Weile Zeit zum Nachdenken gehabt.
    »Ich muss hinfahren«, sagte er. »Ich will wissen, was aus meinem Apartment in New Orleans geworden ist, aber meine Familie ist natürlich erst mal am wichtigsten.
    Und ich muss mir eine Erklärung ausdenken, wo ich war und warum ich mich nicht gemeldet habe.«
    Wir alle schwiegen. Das war eine schwierige Sache.
    »Du könntest ihnen erzählen, dass eine böse Hexe dich verzaubert hat«, sagte Amelia bedrückt.
    Bob schnaubte. »Das würden sie vielleicht sogar glauben«, sagte er. »Sie wissen, dass ich irgendwie anders bin. Aber sie werden sich trotzdem wundern, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Vielleicht erzähle ich ihnen, dass ich mein Gedächtnis verloren hatte. Oder dass ich in Las Vegas war und geheiratet habe.«
    »Hatten Sie vor Katrina denn regelmäßig Kontakt zu Ihrer Familie?«, fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Alle paar Wochen mal. So nahe stehen wir uns nicht. Aber nach Katrina hätte ich mich auf jeden Fall gemeldet. Ich liebe sie.« Er wandte den Blick ab.
    Eine Weile spielten wir mit Ideen herum, doch es gab einfach keinen glaubwürdigen Grund dafür, warum er sich so lange nicht hätte melden sollen. Amelia sagte, sie würde Bob das Busticket nach Hattiesburg bezahlen, damit er von dort in das am schlimmsten betroffene Gebiet weiterfahren und nach seiner Familie suchen
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