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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition)
Autoren: Cecilia Grant
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Gegend kommt?«
    »Hat nichts gesagt. Hat einfach gepackt und ist frühmorgens abgereist.«
    »Ich verstehe. Vielen Dank. Würden Sie ihm bitte meine Grüße ausrichten, falls er wieder nach Sussex kommt?« Endlich nahm er ihre Karte entgegen, und sie zog sich zurück, die Treppe hinunter. Auf der letzen Stufe trat sie ins Leere und fiel der Länge nach in die Einfahrt. Sämtliche Luft wurde aus ihren Lungen gepresst.
    Einen Augenblick lang lag sie einfach da. Der hektische Kolibri schwoll zur Größe einer Schleiereule an; seine Flügel schlugen gnadenlos gegen ihre Rippen. Niemand kam – der Diener hatte bereits die Tür geschlossen – und niemand würde kommen. Mr Mirkwood wäre ihr zu Hilfe geeilt, wenn er da gewesen wäre. Aber er war abgereist, ohne sich von ihr zu verabschieden. Sie schloss die Augen. Sie hatte einen Plan ausgeheckt, der davon abhing, dass sie einen Ehemann hatte, doch sie hatte es versäumt, sich zuerst des Mannes zu versichern.
    Stück für Stück kehrte ihr Atem zurück, und ihr Herz schrumpfte wieder auf Kolibri-Größe. Sie öffnete die Augen und blickte in den weiten Himmel von Sussex. Dann kam sie auf die Füße und begann den langen Weg zurück nach Seton Park.

18
    Es war nicht so, dass London seinen Reiz verloren hätte. Die Geschäfte in der Bond-Street, Billard und Karten im White’s, das zwielichtige nächtliche Gewimmel von Covent Garden gefielen ihm nach wie vor. Seine Wohnung hieß ihn mit den Strahlen einer schwermütigen Herbstsonne willkommen, wie gemacht, um einen Mann morgens sanft und behutsam aus dem Bett zu locken. Und die Oper war bewegend und verursachte auf mysteriöse Weise Gänsehaut und feuchte Augen, während er den Blick durchs Publikum schweifen ließ, um auszumachen, welche vornehmen Leute heute Abend anwesend waren.
    Nein, das Problem war der wehmütige Beigeschmack, den er jetzt immer verspürte, wenn er sich fragte, wie ihr das alles wohl gefallen hätte. Gern wäre er zu ihr nach Hause gekommen und hätte ihr etwas Lustiges erzählt, was im Club geschehen war. Gern hätte er einen Grund gehabt, morgens länger im Bett zu bleiben. Er hätte auf dem Weg zur Oper den Arm um sie gelegt, um sie vor dem Gesindel von Covent Garden zu schützen, und sie hätte neben ihm gesessen und ihm mit dem gefalteten Fächer aufs Knie geklopft, wenn er unaufmerksam wurde.
    Na ja, das hätte sie natürlich nicht. Ihre Umstände hätten es ihr eine ganze Weile lang gar nicht erlaubt, sich in Gesellschaft zu begeben.
    Theo streckte sich unruhig in seinem Sessel, während der Dummkopf von Sopran eine Arie über den Verlust eines treulosen Geliebten anstimmte. Seit fünf Tagen war er nun schon in der Stadt, und in seltsamen Augenblicken traf ihn das Bewusstsein, dass er eine Frau verlassen hatte, die sein Kind trug, wie ein Schlag ins Gesicht.
    Natürlich hatte sie es so gewollt. Es war ursprünglich so vereinbart worden. Und verlassen war wohl kaum das richtige Wort dafür, wenn ein Gentleman um die Hand einer Dame anhielt und abgewiesen wurde.
    Dennoch. Jetzt war er hier in London, und wenn sein Kind oder die Mutter seines Kindes Hilfe brauchte oder in Not geriete, würde er es nie erfahren. Er würde nie die Möglichkeit haben, sie zu unterstützen. Liebe und Familie hin oder her, es blieb immer noch die Verantwortung, oder nicht? Sonderbar, dass er ausgerechnet diese Idee aus Sussex mitgebracht hatte, und doch war es so.
    Andere Verpflichtungen lasteten ebenfalls auf seinem Gewissen. Andere Menschen. Granville, der ihn so sehr zu seinem Molkereiprojekt ermutigt hatte und sich jetzt allein um die Einzelheiten kümmern musste. Die Arbeiter. Er hatte ihnen von vornherein gesagt, dass er früher oder später nach London zurückkehren würde, aber sie hatten sicherlich erwartet, dass er wenigstens beim Kauf der Kühe noch dabei sein würde. Und um ehrlich zu sein, hatte er sich darauf gefreut. Mitzukommen und Mr Barrow oder einem anderen würdigen Mann das Kompliment seiner ungeteilten Aufmerksamkeit zu zollen. Zu lernen, wie man eine gute Kuh von einer schlechten unterschied. Warum sollte das nicht genauso interessant sein wie die Pferde von Tattersall?
    »Mirkwood!« Die Stimme klang ungeduldig, so als habe ihr Besitzer schon seit einer Weile versucht, seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Wo zum Teufel bist du heute mit deinen Gedanken? Ich dachte, du würdest hier in unserer Loge ein wenig aufleben, aber ich hätte besser daran getan, meine Großmutter einzuladen.« Sein Freund
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