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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition)
Autoren: Cecilia Grant
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Mundwinkel erweckte in ihm den Wunsch, sie einmal richtig lächeln zu sehen.
    »An einen etwas lebhafteren Ort.« Sie hatte den Blick auf ihre Gabel gerichtet, mit der sie minutiös ihren Kuchen zerlegte. »An einen Ort, an dem ich in Gesellschaft von … lebensfroheren Menschen wäre. Mit abwechslungsreicheren Zerstreuungen. Wäre ich dergleichen gewöhnt, würde ich das vorziehen, denke ich. Wenn ich ein junger Mann wäre.« Armes unschuldiges Ding, dem Gewimmel eines Badeorts all den weltoffenen Zauber anzudichten, der in ihrem eigenen Leben fehlen musste.
    »Brighton muss ein ganz reizender Ort sein.« Er stellte den Kuchen ab und trank noch etwas Tee, um den gutmütigen Spott zu verbergen, den sein Lächeln jetzt verriet, wie ihm wohl bewusst war. »Für eine junge Dame ebenso wie für einen jungen Mann.«
    Das war nicht die richtige Antwort gewesen. Ihre Miene verriet es ihm sofort. Doch weshalb sollte es in solch einem Gespräch überhaupt eine richtige Antwort geben? Hier gingen offenbar Dinge vor, die er noch nicht so ganz durchschaute.
    »Wie ich höre, gibt es in Brighton ausgezeichnete Geschäfte.« Jetzt klang sie, als wolle sie ihn aus seinem Sessel schweben lassen und ohne Umschweife direkt über Brighton abwerfen.
    »Das bezweifle ich nicht.« Geräuschlos stellte er seine Tasse auf der Untertasse ab. Was zum Teufel ging hier vor? Wollte sie etwa andeuten, dass er die Nachbarschaft verlassen sollte? Aber sie hatte ihn doch gerade erst kennengelernt. Konnte ein einziges Lächeln in der Kirche eine solche Missbilligung hervorrufen?
    »Vergnügungen auch.« Sie nahm das Teesieb und lehnte sich vor, um seine Tasse aufzufüllen. »Man sagt, die Vergnügungen in Brighton seien gerade für junge Männer besonders reizvoll.«
    Er versuchte, den Sinn ihrer Worte zu ergründen, während sie ihm eingoss, doch ehe er sich’s versah, ergründete er plötzlich ihr Dekolleté. Apropos Vergnügungen, die für junge Männer besonders reizvoll waren. Sie trug kein Fichu, und er konnte gerade genug sehen, um einschätzen zu können, wie eine ihrer Brüste in seine Hand passen würde. Es wäre noch viel Hand übrig. Sie war bescheiden ausgestattet, und seine Hände waren groß. Daran war nichts auszusetzen.
    Nicht, dass das von Belang gewesen wäre. »Wenn ich Ihnen von Nutzen sein könnte, indem ich die Vergnügungen Brightons erprobe und Ihre Informationen bestätige, würde ich das sehr gern tun.« Wunderbar, was ein Einblick in den Ausschnitt einer Frau für seine Stimmung tun konnte. »Es ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich, dass ich während meines jetzigen Aufenthalts in Sussex dorthin kommen werde.«
    »Da Ihnen die nötigen Mittel fehlen, meinen Sie, jetzt, wo Sie kein Einkommen mehr haben.« Sie sagte es leise, während sie das Sieb wieder auf sein Schälchen stellte.
    Aha. Ein Klatschweib. Ihr früher Besuch bei ihm erschien plötzlich in einem für sie beide wenig schmeichelhaften Licht. Sie wollte also den Londoner Taugenichts begaffen und ihm ein paar neue Geschichten entlocken, um sie ihren Freundinnen weiterzuerzählen, ja? Nun, den Gefallen würde er ihr nicht tun. »Ich muss gestehen, mir ist nicht klar, inwiefern Sie das etwas angeht.« Er ließ seine Stimme kühl wie Quellwasser klingen und probierte den zweiten Kuchen. Walnuss, nur passabel. Nicht geeignet, ihn gesprächiger zu machen.
    »Ich bitte um Verzeihung.« Sie saß völlig still, die Hände im Schoß. »Ich hätte das Thema Geld niemals angeschnitten, wenn es mich nicht gerade in diesem Moment selbst beträfe.«
    Was für ein unsinniges Rätselraten war das? »Ich bin kein scharfsinniger Mann, Mrs Russell. Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, sagen Sie es bitte rundheraus.« Er gab den Kuchen auf und griff zu seiner wieder aufgefüllten Teetasse.
    »Rundheraus dann. Rundheraus.« Sie atmete tief durch und schenkte ihm ihre volle Aufmerksamkeit. »Ich kann Ihnen Geld verschaffen, Mr Mirkwood, im Gegenzug für etwas von Ihnen. Ich muss ein Kind empfangen.«
    Nur dank heldenhafter Willenskraft und der schnellen Verwendung seiner Serviette konnte Theo verhindern, dass ein Schwall Tee aus seinem Mund auf seinen Schoß spritzte. Er keuchte und hustete und griff hastig nach der neuen Serviette, die sie ihm hinhielt, während seine Tasse unbeholfen und sehr geräuschvoll auf ihre Untertasse prallte.
    »Ich bin bereit, Ihnen für Ihre Mitwirkung fünfhundert Pfund zu zahlen, des Ergebnisses ungeachtet, und weitere fünfzehnhundert, wenn sie die
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