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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Autoren: Kerstin Gier
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mir einen vernichtenden Blick zu, der mir klar machte, dass sie niemals auch nur ein Gramm mehr gewogen hatte als jetzt. Natürlich nicht, ich Dummchen.
    »Mit diesen Keksen habe ich innerhalb von vier Wochen alles abgenommen«, sagte sie zu Petra. »Und wenn ich jetzt Hunger hab, kann ich Kekse futtern, so viel ich will, und brauche keine Angst zu haben, dass ich das Zeug am nächsten Tag auf meinen Hüften finde. Im Gegenteil: Wenn ich mal ein paar Gramm zugenommen habe, esse ich einfach ein paar von den Schneemännern.«
    »Boah«, sagte Petra wieder. »Also, nicht, dass ich’s nötig hätte, aber ich muss mir eigentlich alles verkneifen.«
    »Das kenne ich«, sagte Evelyn. »Und wenn man dochmal nicht widerstehen kann, muss man sich den Finger in den Hals stecken. Sehr lästig.«
    Petra nickte.
    »Also, mit diesen Plätzchen hat das ständige Hungern ein Ende«, sagte Evelyn.
    »Schmecken die denn auch?«, fragte ich.
    »Klar«, sagte Evelyn. »Nimm dir doch mal ’nen Stern.«
    Petra sah neidisch zu, wie ich nach einem Stern griff. Ich biss nur zögernd hinein. Nicht, dass ich mich vor fettfreier Butter und kalorienloser Schokolade fürchtete, ich hatte nur Angst, das Cannabis würde so merkwürdig schmecken, wie es roch.
    »Lecker!«, sagte ich überrascht. Petra sah noch neidischer aus.
    »Ja, nicht wahr?« Evelyn strahlte. »Ich habe Jahre daran getüftelt, denn diese Plätzchen sind im Handel unglaublich teuer. Man kann sie überhaupt nur im Ausland kaufen, hier in Deutschland ist das Patent gar nicht zugelassen.«
    »Typisch Deutschland«, sagte Petra und betrachtete die Kekse begehrlich. »Die besten Appetithemmer bekommt man sowieso nur in den USA.«
    »Ja, aber auch da sind sie unbezahlbar«, sagte Evelyn. »Meine Kekse, meine ich.«
    »Das glaube ich«, sagte ich. Ich hielt meinen halben Keks in der Hand und fühlte mich irgendwie eigenartig. Aha! Das Zeug wirkte schon.
    »Also, ich hätte durchaus Interesse an einem Schneemann.« Zum ersten Mal, seit ich sie kannte, schlug Petra einen ausgesucht höflichen Ton an.
    Evelyn zögerte. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Immerhin ist das ja hier in Deutschland nicht zugelassen.«
    »Ach, wenn du wüsstest, was ich schon alles geschluckt habe, das nicht zugelassen ist!« Petra lachte. Auch das war neu. Es war so, als habe sie bereits von den Plätzchen probiert.
    »Na gut«, sagte Evelyn und hielt ihr den Teller hin.
    Petra grabschte nur mit schlecht verhohlener Gier nach einem Schneemann. Sie biss ihm sofort den ganzen Kopf ab.
    »Lecker!«, rief sie aus.
    »Ja, nicht wahr?« Ich beobachtete sie neugierig. Mir war mittlerweile ganz mulmig zumute. Irgendwie übel.
    »So ein Schneemann ist locker seine fünfzig Euro wert«, sagte Evelyn.
    »Wirklich?« Petra biss ihrem Schneemann mit beeindruckter Miene auch noch den Bauch ab.
    »Mindestens«, sagte Evelyn und zwinkerte mir zu.
    Ich legte die Hand auf meinen Magen. Wääääh, was war mir übel.
    Aber Petra schien Schlimmeres gewohnt zu sein. Sie verputzte den ganzen Schneemann und sagte: »Wirklich köstlich.«
    »Noch einen?«, fragte Evelyn. »Die Nikoläuse sind auch göttlich.«
    »Die Schneemänner verbrauchen aber mehr Kalorien, als sie haben«, sagte Petra.
    »Ja, aber die Nikoläuse haben gar keine Kalorien.« Mein Gott, was war diese Frau doch dämlich.
    »Was hat keine Kalorien?«, fragte jemand. Hinter meinem Rücken polterten viele Füße gleichzeitig in den Laden.
    Mir blieb vor Schreck das Herz stehen. Drogenrazzia. Gefängnis. Ob die dort Gärtnereien hatten?
    Aber es war natürlich keine Razzia. Es war nur Katinka mit den Kindern und Eberhard.
    »Was wollt ihr denn hier?«, fragte ich.
    »Pflanzen kaufen, was denn sonst«, sagte Katinka und lachte. »Aber was Kalorienarmes würde ich auch zu mir nehmen.«
    »Bitte sehr«, sagte Evelyn und hielt ihr den Teller mit den Plätzchen hin. »Selbst gebacken.«
    »Evelyn!« Ich schob den Teller schnell zur Seite. Katinka war schließlich schwanger. »Was wollt ihr denn für Pflanzen, Katinka?«
    »Eberhard will eine Hecke um den Pool pflanzen, damit ihm im nächsten Sommer niemand beim Baden zusehen kann.«
    »Mmmmmh«, machte Petra. Sie knabberte nun bereits am dritten Schneemann.
    »Das verstehe ich gut«, sagte ich, und meinte Eberhards Schamhaftigkeit beim Schwimmen.
    Eberhard starrte glubschig auf Petra. »Meiner einer ist für Kirschlorbeer«, sagte er. »Das wächst schnell und ist immergrün. Und aus die Maus.«
    »Das stimmt«, sagte ich.
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