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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot
Autoren: MARY BRENDAN
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geeilt war, als diese allein von ihrem Spaziergang zurückkam, und wie sie tröstend den Arm um sie gelegt hatte. Kurz darauf war Helen von einem recht kleinlauten George Kingston zu seiner Kutsche begleitet worden.
    Jason sah immer noch zur Straße hinüber, als könne er durch reine Willenskraft die Kutsche wieder herschaffen, in der Helen abgefahren war. Dass sein Bruder sich verliebt hatte, stand für Mark außer Zweifel, und doch schien Jason zu glauben, dass er seine Gefühle gut verbarg. In der Stimmung, in der er sich jetzt befand, würde allerdings selbst eine diskrete Nachfrage Mark nicht mehr einbringen als eine Tirade erlesener Schimpfwörter.
    „Ich nehme an, du ziehst dich ebenfalls zurück“, sagte er in Jasons Richtung, aber sein Blick ruhte auf Emilys nachdenklichem Gesicht. Er hörte seinen Bruder nur knapp etwas antworten, und als er sich zu ihm umdrehte, war Jason schon auf dem Weg zum Ausgang.
    Mark kam der Gedanke, dass er seinen alten Freund Tarquin heute noch gar nicht begrüßt hatte. Es wurde höchste Zeit, dass er das nachholte.
    Tarquin klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, als er zu ihm trat, und bezog ihn sofort in den Kreis seiner Freunde mit ein. Einige von ihnen versuchten, Miss Beaumont mit Geschichten über ihr außergewöhnliches Können im Umgang mit den Zügeln zu beeindrucken. Emily lächelte geistesabwesend, doch in Gedanken war sie ganz offensichtlich mit etwas anderem beschäftigt – bis ihr Bruder den Namen Hunter erwähnte.
    In diesem Moment erwachte sie aus ihrem Tagtraum und ließ den Blick kurz, aber unfreundlich über den Gentleman gleiten, der sich zu ihnen gesellt hatte. Im nächsten Moment jedoch richtete sich ihre Verachtung auf jemand anderes, denn wie aus dem Nichts erschienen plötzlich zwei junge Damen neben ihr, denen offenbar erst jetzt eingefallen war, Emily zu begrüßen.
    Moira und Felicity Watson hatten sie bis zu diesem Augenblick nahezu ignoriert, obwohl sie den ganzen Abend nur wenige Schritte entfernt gestanden hatten. Tarquins Gefängnisaufenthalt hatte Emily einige Freundschaften gekostet, die ihr wohl zu Unrecht als solche erschienen waren. Doch nun, da Mark Hunter ihren Kreis mit seiner Gegenwart beehrte, schien den beiden Cousinen eingefallen zu sein, dass die Beaumonts existierten, und sie waren wimpernflatternd herbeigeeilt.
    Emily antwortete ihnen nur einsilbig und wandte sich dann halb von ihnen ab, sodass sie allerdings Mark Auge in Auge gegenüberstand. Sie hob stolz das Kinn und erwiderte herausfordernd seinen ungezwungenen Blick. Dann nickte sie ihm zu, als hätte sie seine Anwesenheit gerade erst bemerkt, aber ihre Miene blieb eiskalt.
    Ergeben ertrug Mark ihre demonstrative Abneigung und lächelte gelassen. Es war ihm herzlich gleichgültig, ob sie ihn mochte oder nicht. Er hatte sich nur zu ihrer Gruppe hinzugesellt, um zu erfahren, was zum Kuckuck zwischen Helen und Jason vorgefallen war. Sein Bruder hatte sein Haus am Grosvenor Square bester Laune verlassen. Die Tatsache, dass Jason großzügiger mit seinem Geld umging, seit er sich verliebt hatte, war nicht der unwichtigste Anreiz für Mark gewesen, die beiden Liebenden wieder zusammenzubringen.
    Es war offensichtlich, dass Emily sich entfernen wollte, und so sagte er leise und ernst: „Vergeben Sie mir, wenn ich ein recht heikles Thema zur Sprache bringe, aber mir ist aufgefallen, dass Sie in ein vertrautes Gespräch mit Mrs. Marlowe vertieft waren. Ich habe gerade eben Ähnliches mit meinem Bruder zu erreichen versucht.“ Er seufzte und schüttelte betrübt den Kopf. „Es ist bedauerlich, wenn ein Missverständnis zwei Menschen trennt, die so viel füreinander empfinden.“ Dann bedachte er sie mit seinem ehrlichsten, offensten Blick und sah ihr an, dass sie schwankte zwischen ihrer Loyalität zu Helen und dem Wunsch, alles zu tun, was in ihrer Macht stand, um ihrer Freundin zu ihrem Glück zu verhelfen.
    „Es ist in der Tat mehr als bedauerlich, Sir“, erwiderte sie schroff. „Jedoch nicht erstaunlich, da solche Missverständnisse stets männlicher Rücksichtslosigkeit entspringen.“
    Mark entspannte sich ein wenig. Wenn er es geschickt anstellte, würde er doch noch erfahren, worin das Problem bestand. „Mein Bruder hat seinen Stolz, das gebe ich zu. Aber keinem Mann gefällt es, für einen Dummkopf gehalten zu werden.“
    „Und einer Frau gefällt es nicht, für eine Betrügerin gehalten zu werden, besonders wenn sie in ihrer Selbstlosigkeit nur versucht,
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