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Ein Traummann zum verzweifeln

Titel: Ein Traummann zum verzweifeln
Autoren: Susan Andersen
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mich.« Sie zog einen Vertrag aus der Schreibtischschublade und klatschte ihn auf den Schreibtisch. Dann drückte sie den Knopf der Gegensprechanlage und sagte: »Reggie, würdest du bitte mal reinkommen?« Während Nick seinen Platz wieder einnahm, beobachtete sie ihn kritisch.
    Dann trennte sie – in der Hoffnung, nicht den größten Fehler ihres Lebens zu machen – das Honorarblatt von dem Vertrag ab und schob es ihm über den Schreibtisch zu. »Jetzt erkläre ich dir, wie dein Vorschuss verwendet wird.«

2
    A m späten Nachmittag dieses Tages bestieg Daisy einen Bus zu Nicks Wohnung. Sie starrte aus dem Fenster, ohne etwas von der vorbeiziehenden Landschaft wahrzunehmen. Sie ließ sich von dem leichten Schaukeln und dem regelmäßigen, monotonen Anhalten und wieder Anfahren des Busses in eine Art Dämmerzustand lullen und konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken zu wandern begannen.
    Wenn es etwas gab, was sie während ihrer achtundzwanzig Jahre gelernt hatte, dann das, dass Männer nicht blieben. Sie war die meiste Zeit mit ihrer Mom allein gewesen. Die Männer, die in ihrem bescheidenen Haus am Rande der Stadt eingezogen und wieder ausgezogen waren, hatten mehr wie Besucher gewirkt und stellten für sie wahrhaftig keine harmonische Familie dar. Ihr Vater ging für sie wohl am ehesten als Familie durch, aber er war ständig unterwegs und außerdem hatte er seinen Hut genommen, als sie neun Jahre alt gewesen war.
    Ihre Mutter hatte sich oft als Frau hingestellt, die einen Mann brauchte, um sich vollständig zu fühlen. »Das wirst du verstehen, wenn du ein bisschen älter bist, Schätzchen«, pflegte sie zu sagen. Aber so ganz hatte sie es nie begriffen. Nach allem, was sie mitbekommen hatte, bedeutete das schlichtweg, dass eine Frau sich besser darauf einrichtete, sich die meiste Zeit ihres Lebens unvollständig zu fühlen.
    Ihre Mutter hatte, als Daisy elf war, also wieder geheiratet, aber sie war kaum zwölf, da war Papa Ray auch schon wieder futsch.
    In dem Sommer nach ihrem sechzehnten Geburtstag hatte sie sich Hals über Kopf in Nicks Vater, Dale Coltrane, verliebt. Und ihr Leben hatte eine völlig andere Richtung genommen.
    Zunächst glaubte Daisy ehrlich, dass ihr lebenslanger Traum von einer stabilen Familie mit einem Vater, der blieb, und Geschwistern, die ihr gehörten, in Erfüllung gegangen war. Sie war halt eine blauäugige, unverbesserliche Optimistin gewesen.
    Sie und ihre Mutter gehörten nicht in die Welt der Coltranes, und die, die dazu gehörten, ließen keine Gelegenheit aus, sie das auch spüren zu lassen. Ihr war nie bewusst gewesen, dass es so viele Möglichkeiten gab, nicht zu genügen. Ständig gab es Kritik, die allerdings mit ausgesuchter Höflichkeit und Finesse vorgebracht wurde, so dass es schwierig war, sich dagegen zu wehren. Was Daisy natürlich nie davon abhielt, es trotzdem zu versuchen, etwas, was ihr natürlich ebenfalls prompt vorgehalten wurde. Und während sie gegen den Snobismus rebellierte, versuchte ihre Mama verzweifelt, sich einzufügen.
    Das mit den Geschwistern lief auch nicht ganz so, wie Daisy es sich erhofft hatte. Mo war zwar nett und freundlich und auch bereit, Daisy unter ihre Fittiche zu nehmen. Aber sie war fünf Jahre älter und hatte ihre eigenen Interessen und Freunde. Daisy kannte Nick mehr oder weniger nur als muskulösen Rücken, den sie den Raum verlassen sah, wann immer sie ihn betrat. Bei ihren seltenen Zusammentreffen behandelte er sie wie eine amüsante, exotische Krankheit. Und bevor Daisy noch die Gelegenheit gehabt hatte, ihn in den Bruder umzuwandeln, den sie sich immer gewünscht hatte, war die Ehe ihrer Eltern unter unglaublich hässlichen Umständen in die Brüche gegangen.
    Am Anfang bemerkte Daisy nichts, was sie nicht auch schon vorher mitbekommen hatte: erbitterte Stimmen hinter geschlossenen Türen, kaltes Schweigen, halb ersticktes Schluchzen. Aber dann trieb Dale die Situation mit gezielter Grausamkeit auf die Spitze, etwas, was sie bis heute nicht verstand: Er verleumdete ihre Mutter bei der Presse und zerstörte ihren Ruf. Es zahlte sich vermutlich aus, reich zu sein und noch reichere Freunde zu haben. Denn wie sonst hätte er den Boulevardblättern eine solch offenkundig unwahre Geschichte über Mamas vermeintliche, schmutzige Sexualpraktiken mit dem Erbe der Campman-Kellerei, einem angeblich guten Freund von ihm, verkaufen können?
    Campmans scharfe Dementis und sein besorgter Versuch, ihre Mutter zu trösten, der von
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