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Ein Traummann auf Mallorca

Ein Traummann auf Mallorca

Titel: Ein Traummann auf Mallorca
Autoren: Penny Roberts
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schneller.
    Ihr Atem ging keuchend, ihr Herz hämmerte wie verrückt. Sie wusste nicht, wohin sie rannte. Aber das war auch egal. Sie wollte einfach nur weg. Irgendwohin, wo niemand sie jemals wieder finden würde. Und wenn sie erst einmal fort war, würde es Papá ganz bestimmt leidtun.
    Aurora hatte ihn und diese fremde Frau miteinander streiten hören, als sie vorhin aus ihrem Mittagsschlaf erwacht war. Natürlich wusste sie, dass man keine Gespräche anderer Leute belauschte. Doch sie hatte es in ihrem Bett einfach nicht ausgehalten, und so war sie zum Arbeitszimmer ihres Vaters geschlichen, aus dem die lauten Stimmen kamen.
    Inzwischen wünschte sie, sie wäre nicht so neugierig gewesen.
    Ob es wirklich stimmte? Wollte ihr Papá sie wirklich auf eines dieser scheußlichen Internate schicken, von denen Dolores immer erzählte? Hatte er sie denn überhaupt nicht lieb? Anscheinend nicht, wenn er sie nicht mehr bei sich haben wollte.
    Allein die Vorstellung, dass sie ganz allein unter Fremden leben und ihren Papá nur noch in den Ferien sehen sollte, machte ihr schreckliche Angst. Sie war sicher, dass ihre Mamá so etwas, wenn sie nicht bei den Engeln wäre, niemals zugelassen hätte. Aurora hatte zwar nur noch undeutliche Erinnerungen an ihre Mutter, doch sie wusste, dass sie lieb und verständnisvoll gewesen war.
    Warum kann nicht wieder alles so sein wie früher? dachte die Sechsjährige, als sie den Strand erreichte. Mit einem Zischen liefen die schäumenden Wellen auf dem Sand aus, und im Licht der tief stehenden Sonne wirkte das Meer wie flüssiges Silber.
    Auf einmal kam Aurora ein Gedanke. So oft hatte sie zugesehen, wie die Sonne hinter dem Horizont versank. Wenn sie es schaffte, zu der Stelle zu gelangen, wo der Himmel und das Meer aufeinandertrafen, würde sie vielleicht ihre Mamá und die Engel finden. Wenn sie bloß irgendwie dort hingelangen könnte …
    Auf einmal fiel ihr das Boot ein, von dem ihre neuen Freunde Valeria und Manuel erzählt hatten. Es lag nicht weit entfernt am anderen Ende der Bucht.
    Fünf Minuten später hatte Aurora den Steg erreicht, doch das einzige Boot, das weit und breit zu sehen war, lag ein Stück oberhalb der Brandungslinie am Strand. Aurora musste es ins tiefere Wasser schieben, was nicht einfach war, da die Wellen es immer wieder zurück an den Strand drängten. Schließlich aber hatte sie es geschafft, und es gelang ihr gerade noch rechtzeitig, sich in das Boot zu hieven, ehe sie den Grund unter den Füßen verlor. Ihr Nachthemd war bis zur Brust durchnässt, und trotz der lauen Temperaturen begann sie zu frieren. Auf dem Boden des Bootes stand Wasser, aber es war so wenig, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte.
    Sie griff nach den Rudern, die rechts und links an der inneren Bordwand befestigt waren. Doch sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte nicht beide gleichzeitig betätigen, dazu waren ihre Arme schlichtweg zu kurz. Sie versuchte es, indem sie nacheinander – einmal rechts, einmal links – ruderte. Es klappte, doch sie kam nur sehr, sehr langsam voran.
    Und dann rutschte das rechte Ruder plötzlich aus seiner Halterung und glitt ins Wasser.
    Sie schrie erschrocken auf, beugte sich über die Bordwand und versuchte, es noch mit den Fingerspitzen zu erreichen. Doch es war bereits zu weit entfernt.
    Tränen brannten ihr in den Augen. Wie sollte sie es so bis zu ihrer Mamá schaffen? Mit nur einem Ruder kam sie kaum vom Fleck.
    Trotzdem versuchte sie es. Als sie nach einer Viertelstunde zurückblickte, musste sie erkennen, dass sie sich kaum mehr als zwanzig Meter vom Steg entfernt hatte. Dagegen war das Wasser im Boot mittlerweile so weit angestiegen, dass es ihr bis zu den Knöcheln stand.
    Panik keimte in ihr auf. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, mit Papá und Charlene zu sprechen, anstatt gleich davonzulaufen. Doch nun musste sie erst einmal zurück an den Strand gelangen. Papá hatte sie immer davor gewarnt, zu weit hinauszuschwimmen. Es konnte dann vorkommen, dass man in eine Strömung geriet und es nicht wieder an Land schaffte.
    Verzweifelt fing sie an zu paddeln. Immer und immer wieder stieß sie das Ruder ins Wasser, doch sie hatte das Gefühl, überhaupt nicht voranzukommen.
    „Hilfe!“, rief sie, so laut sie konnte. „Hilfe!“
    „Ich bin nicht hergekommen, um dich zu kritisieren, Javier.“ Maria Velásquez seufzte schwer. „Und schon gar nicht, um mit dir zu streiten. Wenn du mich fragst, hat es bereits genug Unfrieden in
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