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Ein Traummann auf Mallorca

Ein Traummann auf Mallorca

Titel: Ein Traummann auf Mallorca
Autoren: Penny Roberts
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jetzt, wo es zu spät war, erkannte?
    Mit dem Handrücken fuhr sie sich über die Augen und trocknete ihre Wangen. Dann atmete sie tief durch und warf einen Blick auf die Uhr. Ihr blieb noch ein wenig Zeit, um sich von Aurora und Jolanda zu verabschieden, doch sollte sie das wirklich tun? Noch hielt sie sich tapfer aufrecht, aber wenn ihr kleiner Schützling weinte, würden alle ihre Schutzwälle nicht mehr halten. Und wenn sie vor der Sechsjährigen zusammenbrach, wäre damit niemandem geholfen.
    Ich schreibe dir, mi niña , versprach sie stumm. Dann werde ich mich bei dir entschuldigen und dir erklären, dass es mein Fehler war und deinen Papá keine Schuld trifft .
    Sie straffte sich, nahm ihren Koffer und trat in den Korridor. Auf dem Weg nach unten begegnete ihr niemand. Aurora hielt ihren Mittagsschlaf, und Jolanda bereitete in der Küche den Nachmittagstee vor. Und Javier … Er würde wohl kaum kommen, um ihr Lebewohl zu sagen.
    Entschlossen blinzelte sie die aufsteigenden Tränen fort. Ihr Wagen stand noch immer auf dem Parkplatz des Hauses. Sie hatte ihn seit ihrer Ankunft in der Villa nicht mehr benutzt. Als sie ihr Gepäck in den Kofferraum hob, wurde ihr einmal mehr bewusst, dass dies ein Abschied für immer war. Der Schmerz drohte sie zu überwältigen, doch sie straffte die Schultern und stieg auf der Fahrerseite ein.
    Tränen verschleierten ihren Blick, als sie zurücksetzte und die Auffahrt zum Tor hinunterfuhr. Auf halber Strecke kam ihr ein anderes Fahrzeug entgegen, doch Charlene war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um darauf zu achten.
    Und so erkannte sie nicht, wer hinter dem Steuer saß.
    Jolanda zog das Blech mit den goldbraunen Biskuitplätzchen aus dem Ofen, als es an der Vordertür Sturm klingelte.
    „Ja, ja, ich komme ja schon“, murmelte sie ärgerlich und stellte das heiße Blech auf der Arbeitsplatte ab. Dann streifte sie sich die dick gefütterten Schutzhandschuhe von den Fingern und eilte aus der Küche.
    Als sie die Eingangshalle durchquerte, gesellte sich zu dem Klingeln der Türglocke noch ein eindringliches Klopfen. „Du liebe Güte, ja!“ Jolanda drückte die Klinke hinunter, bereit, dem unangemeldeten Besucher mit dem großen Geltungsbedürfnis eine verdiente Standpauke zu halten. Doch als sie die Person erkannte, die draußen auf dem obersten Treppenabsatz stand, fehlten Jolanda auf einmal die Worte.
    Ein überraschtes „Sie?“ war alles, was sie herausbekam.
    Maria Velásquez, die in den vergangenen Jahren kaum einen Tag gealtert zu sein schien, schenkte ihr ein freundliches, aber bestimmtes Lächeln. „Ich freue mich wirklich, Sie zu sehen, Jolanda. Ich möchte unbedingt wissen, wie es Ihnen seit unserer letzten Begegnung ergangen ist. Aber darüber unterhalten wir uns später. Zuerst muss ich jetzt mit meinem Neffen sprechen – und mit Señorita Beckett. Finde ich sie oben?“
    Nachdem Jolanda den ersten Schreck überwunden hatte, schüttelte sie den Kopf. „Tut mir leid, aber Señor Javier hat strikte Anweisung erteilt, dass er für Sie nicht zu sprechen ist.“
    Maria Velasquez’ erste Reaktion auf die Worte der Angestellten bestand aus einem tiefen Seufzen. „Ich verstehe“, sagte sie dann. „Und es tut mir sehr leid, dass ich auf die Wünsche meines Neffen keine Rücksicht nehmen kann – dazu ist die Angelegenheit zu wichtig.“ Damit drängte sie sich an Jolanda vorbei ins Haus. „ Gracias , ich finde selbst hinauf.“
    Mit einer Mischung aus Verärgerung und Bewunderung blickte Jolanda der Frau einen Moment lang nach, ehe sie wieder an ihre Pflichten dachte. „Warten Sie“, rief sie und eilte Señora Velásquez hinterher. „Lassen Sie mich Sie wenigstens anmelden …“
    Von seinem Fenster aus hatte Javier beobachtet, wie Charlene das Haus verließ, und war an seinen Schreibtisch zurückgegangen. Seltsamerweise bereitete es ihm keine Spur von Genugtuung, sie gehen zu sehen. Das Leben in seinem Haus würde nicht mehr dasselbe sein ohne sie. Vor allem Aurora stand eine schwere Zeit bevor. Seine kleine Tochter war regelrecht vernarrt in ihr Kindermädchen gewesen.
    Und du? Mach dir nichts vor, Javier! Du vermisst sie doch jetzt schon!
    Wütend ließ er seine Faust auf die Tischplatte krachen. Verdammt, er sollte nicht hier sitzen und ihr nachtrauern. Von der ersten Begegnung an war er von Charlene belogen und hintergangen worden. Sie hatte sich von seiner Tante kaufen lassen und sein Vertrauen missbraucht. Ihm war gar keine andere Wahl
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