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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto
Autoren: Léo Malet
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still!“ schnauzte Flauvigny ihn an.
    „Einen Stuhl für den Boß, Araber!“ brüllte
Albert.
    „Ihr habt meinen Sohn in eure Lasterhöhle
gelockt, Moktar“, sagte Flauvigny, nachdem er sich gesetzt hatte.
    „Ich kenne Sie nicht“, erwiderte der dicke
Araber. „Hab nicht mal Ihren Namen gehört. Alle sagen, daß Sie der Boß sind. Und
wer beweist mir das?“
    „Sie haben saubere Arbeit geleistet, Lenormand“,
sagte der alte Raubvogel grinsend. „Glückwunsch!“
    „Ach, Sie verdächtigen mich, Ihre Autorität
untergraben zu haben?“
    „Das wissen Sie ganz genau, Sie Schweinehund!
Bestimmt waren Sie’s, der Roland zu Moktar geschleppt hat. Ich wollte wissen,
was da gespielt wurde, und mußte erfahren, daß er Rauschgift nahm. Damit
wollten Sie Druck auf mich ausüben, was? Nun, zur gleichen Zeit, da ich von
seiner Sucht erfuhr, erfuhr ich von seinem Tod. Ihr habt ihn umgebracht! Ich
glaube zwar nicht alles, was ein Privatdetektiv mir erzählt, aber als der Mann
mir das gesagt hat, hab ich ihm sofort geglaubt, auch wenn er sich im Tatmotiv
geirrt hat. Das bestätigte nur meine Meinung über euch. Verdammte Bande!
Araouine, du warst doch bei der Gestapo, stimmt’s? Hast du dich nie gefragt,
warum du hinterher nicht eingesperrt worden bist? Nun, mit Geld kann man alles
erreichen. Und von wem kam das Geld, wenn nicht von mir? Wer hat euch das Geld
gegeben, mit dem ihr euren Club aufgezogen habt? In dem ihr Idioten jetzt mit
Rauschgift handelt, obwohl ich’s euch verboten habe... Wer...“
    Um Himmels willen! Der alte Geier hatte seinen
Sohn tatsächlich geliebt. Er hatte geglaubt, was ich ihm erzählt hatte, und nun
riskierte er, wenn auch nicht sein Leben, so doch zumindest den Erfolg seiner
kriminellen Unternehmungen, indem er versuchte, an diesem abgelegenen Ort mit
seinen Komplizen abzurechnen!
    Ich sah einen kleinen Hoffnungsschimmer für den
angeschlagenen Nestor, einen Weg zu seiner Rettung. Ich fing an, herumzuzappeln
und mit den Absätzen auf die Bohlen zu klopfen. Daraufhin hörte ich Alberts
kreischende Stimme: „Was ist das denn? Wer ist da oben?“
    „Nestor Burma“, antwortete Moktar haßerfüllt.
„Der Detektiv, den Sie uns auf den Hals gehetzt haben. Und Sie behaupten, unser
Boß zu sein!“
    „Bringt ihn her!“ befahl Flauvigny.
    Sie kamen zu zweit, um mich zu holen. Wenn man
Alberts Maschinenpistole mitzählte, waren es drei. Sie stießen mich die Treppe
hinunter, etwas schneller, als mir lieb war. Vor der untersten Stufe fiel ich
der Länge nach hin. Sie stellten mich wieder auf die Beine und setzten mich auf
einen Hocker. Ich drehte mich so, daß meine Hände, die auf dem Rücken gekreuzt
waren, von ihnen nicht gesehen werden konnten. Alle starrten mich an. Es
herrschte eine beängstigende Stille. Der Kongreß der Schakale!
    Ich brach als erster das Schweigen. Das war
nötig, um mir Mut zu machen.
    „Nach bestem Wissen und Gewissen“, begann ich,
„schwöre ich, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die
Wahrheit! Es ist wahr, daß der hier anwesende Maître Lenormand den ebenfalls
hier anwesenden Monsieur Flauvigny ausschalten wollte...“
    „Flauvigny?“ brüllte Moktar. „Unser angeblicher
Boß heißt Flauvigny? Die Mitgliedskarte, mit der sich dieser Detektiv ins Antinéa eingeschlichen hat, war auf den Namen Flauvigny ausgestellt. Wir haben sie in
seiner Brieftasche gefunden. Er steckte mit Inspektor Andréjol unter einer
Decke und... Wir haben uns schon gefragt, woher Andréjol seine Informationen
hatte
    „Aha!“ rief Lenormand. „Mir scheint, das ist
jetzt sonnenklar, oder? Wo ist der Verräter, bitte schön? Immerhin haben Sie
Nestor Burma engagiert, Flauvigny! Sie haben zu mir gesagt: ,Ich wollte Sie vor
ihm warnen, aber ich war so erledigt von der Nachricht über Rolands Tod, daß
mein Arzt mir ein Schlafmittel verabreicht hat. Deshalb konnte ich Sie nicht anrufen.’
Ich hab’s Ihnen abgenommen. Aber hätte nicht Albert mich benachrichtigen
können?“
    „Albert war nicht eingeweiht.“
    „Hörst du, Albert, man hat Sie ausgebootet!“
    „Schnauze, du Arsch!“ krächzte der Butler und
richtete seine Kugelspritze auf den dicken Bauch des Anwalts.
    „Tja“, sagte der gelassen, „Monsieur Burma wird
uns jetzt genauestens erzählen, wie der Auftrag lautete, den er von Flauvigny
bekommen hat. Er hat geschworen, die ganze Wahrheit zu sagen, und er ist so gut
wie tot. Zwei Gründe also, um ganz offen zu reden.“
    Er kam zu mir, blieb aber
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