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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan
Autoren: Jeffrey Deaver
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Revolver, öffnete die Trommel und stellte fest, dass alle sechs Kammern gefüllt waren. Dann zog er den Zettel aus der Tasche, den sie ihm auf den Tisch gelegt hatte. Die Zeilen, in denen sie ankündigte, Donald Burdick zu erschießen. Sie beobachtete, wie er auch dieses Stück Papier mit dem Taschentuch von seinen Fingerabdrücken reinigte.
    Er will die Notiz hier liegen lassen, oder? Damit es so aussieht, als hätte ich erst Donald ermordet und dann mich selbst erschossen. Und das ist praktisch mein Abschiedsbrief.
    »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, Taylor. Vermutlich wirst du mich nicht verstehen können. Jemand wie du kann so etwas einfach nicht verstehen. Ich musste Wendall umbringen. Nachdem ich beschlossen hatte, ihn zu töten, gab es keine Macht auf der Welt, die ihn davor bewahren konnte. Siegen ist mein Leben. Ich kann nun mal nicht verlieren.«
    Sie beugte sich zu ihm vor. »Für dich ist es zu spät, nicht wahr? Es hat sich Jahr für Jahr in dir aufgestaut. Du musst den Fall gewinnen, du musst den verdammten Fall gewinnen – das ist alles, was dich noch beschäftigt, weiter reicht dein Horizont nicht mehr. Du hast längst vergessen, worum es beim Gesetz eigentlich geht. Du hast es pervertiert, hast sein Innerstes nach außen gekehrt.«
    »Halt mir bitte keine Vorträge«, entgegnete er gelangweilt. »Vor allem nicht, wenn es um Dinge geht, von denen du keine Ahnung hast. Ich lebe das Gesetz. Ich habe es zu einem Bestandteil meiner selbst gemacht.«
    »Trotzdem lässt sich das, was Sie getan haben, nicht rechtfertigen«, erklärte Burdick. »Sie haben einen Menschen getötet.«
    Reece rieb sich die Augen. Nach einem Moment sagte er: »Man wird oft gefragt, warum man Jura studiert hat. Hast du dich dafür entschieden, weil du den Menschen helfen, weil du auf anständige Weise Geld verdienen und weil du die Gerechtigkeit siegen sehen willst? Das ist es, was die meisten von einem hören möchten. Dass man der Gerechtigkeit Genüge tun will … Und es gibt auf dieser Welt so wenig Gerechtigkeit, selbst unser eigenes Leben wird nur selten davon bestimmt. Vielleicht herrscht auf einer höheren Ebene eine Art Gleichgewicht, und möglicherweise schaut Gott von oben zu und sagt: ›Ja, okay, so könnte es gehen. Ich denke, ich belasse es dabei.‹ Aber ihr beide kennt das Gesetz so gut wie ich. Unschuldige müssen hinter Gitter, Schuldige erhalten einen Freispruch. Wendall Clayton ist so verantwortlich für Lindas Tod, als hätte er ihr etwas in den Drink getan oder sie erschossen.«
    »Der falsche Abschiedsbrief von Clayton«, sagte Taylor, »derjenige, den du getippt hast, um ihn Donald zukommen zu lassen, beginnt mit den Worten …«
    »Männer von untadeligem Charakter …«
    »Ja. Danach kommt etwas in der Art, dass sie durch das Begehen einer Straftat der Gerechtigkeit zum Sieg verholfen haben. Da hast du von dir gesprochen, nicht von Clayton, oder?«
    »Ja.« Reece nickte. »Damit habe ich mich gemeint.«
    »Und aus demselben Grund wirst du jetzt auch uns töten, nicht wahr?«, sagte sie und fragte sich, ob Wendalls Stimme sich in seinem letzten Moment genauso ruhig angehört hatte wie ihre jetzt. Und sie fragte sich außerdem, ob die Furcht vor dem Tod sie ebenso lähmen würde wie zuvor die Erkenntnis seines Betruges an ihr.
    »Mitchell«, sagte Burdick leise, »legen Sie die Waffe wieder hin. Wir gehen zur Polizei, und wenn Sie geständig sind, garantiere ich Ihnen …«
    Reece rutschte vom Tisch herunter und trat auf Taylor zu. Einen halben Meter vor ihr blieb er stehen. Sie war nicht in der Lage, sich zu rühren.
    »Nein!«, rief Burdick. »Vergessen wir die Polizei. Wir vergessen überhaupt alles, was geschehen ist. Es besteht keine Notwendigkeit, jemanden darüber in Kenntnis zu setzen. Wir brauchen nur …«
    Reece sah ihn kurz an, sagte aber nichts.
    Er strich Taylor mit der Linken über das Haar und über die Wange. Mit der Rechten drückte er die Revolvermündung an ihre Brust.
    »Ich wünschte nur …« Er spannte den Hahn. »Ich wünschte wirklich …«
    Taylor wischte sich dicke Tränen weg. »Ich bin es, Mitchell. Bist du dir überhaupt bewusst, was du hier tust?«
    »Bitte, Mitchell!«, flehte Burdick. »Geld? Wollen Sie Geld, um irgendwo anders ganz von vorn anfangen zu können?«
    Aber nicht Reece, sondern Taylor gab Burdick mit einer Handbewegung zu verstehen, er solle schweigen. »Nein, dafür ist er schon zu weit gegangen. Zumindest das begreife ich jetzt.«
    Nun
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