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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan
Autoren: Jeffrey Deaver
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sich alle auf dem Weg zum Mittagessen befanden, saß Taylor vor dem Gebäude, in dem Hubbard, White & Willis untergebracht war, auf einer Bank. Sie trug Jeans, Stiefel, ein kariertes Baumwollhemd, eine Lederjacke und eine schwarze Sonnenbrille, und im Moment beobachtete sie gerade Donald Burdick, der aus der Lobby kam und rasch in den Lincoln Town Car stieg. Sobald der Wagen gestartet war, erhob sie sich und betrat das Haus durch den Lieferanteneingang. Sie lief die Treppe hinauf, und im fünfzehnten Stock musste sie eine Pause einlegen, um wieder zu Atem zu kommen. Dann schob sie langsam die Tür auf, deren Schloss immer noch von dem Klebestreifen blockiert war – so wie Sebastian es Callaghan erzählt hatte. Vermutlich war die Klinke von Fingerabdrücken übersät. Sie hoffte um Sebastians willen, dass er seine kriminelle Karriere an den Nagel gehängt hatte. Aus ihm konnte ein brauchbarer Anwalt werden, aber als Verbrecher und Finanzmanipulator war er einfach eine Null.
    Taylor hielt die Tür auf und warf einen Blick auf den breiten Hauptflur dieser Etage. Niemand war zu sehen, aber sie wartete trotzdem noch einen Moment, ging dann geradewegs zum Aktenraum, trat ein und schloss die Tür hinter sich.
    Sie hatte schon früh die wahren Machtzentren der Kanzlei erkannt. Eines davon war Mrs. Bendix, eine kleine, etwa sechzigjährige Frau mit rundem Gesicht. Sie war die Supervisorin des Aktenraums und hatte ihre erstaunliche Fähigkeit bezüglich Assoziationen und ihr enormes Gedächtnis schon bei mehr als einer Gelegenheit eingesetzt, um einem Anwalt oder Assistenten den Hintern zu retten. Es gab kaum einen bei Hubbard, White & Willis, der ihr nicht zu Dank verpflichtet war. Taylor stand nun vor dieser Frau mit dem blau getönten Haar und sah ihr dabei zu, wie sie die Karten ihrer Karteikästen durchblätterte, mit denen sie effektiver umzugehen verstand als jeder Computer. Taylor fasste sich in Geduld. Mrs. Bendix gehörte wie Donald Burdick nicht zu den Personen, die man bei einer Tätigkeit unterbrach. Als sie fertig war, blickte sie auf und sah Taylor verwundert an. »Sie sind doch krank. Ich habe zwei Dollar für Blumen gegeben.«
    »Der Strauß war auch wunderschön, Mrs. Bendix. Ich bin eben rasch wieder gesund geworden.«
    »Aber es hieß, Sie würden mit dem Tod ringen.«
    »Die Medizin vollbringt heutzutage wahre Wunder.«
    Mrs. Bendix betrachtete kritisch Taylors Sachen. »Hier gibt es eine Kleiderordnung. Sie sind für eine Genesung zu Hause angezogen, aber nicht für die Arbeit bei Hubbard, White & Willis.«
    »Offiziell arbeite ich ja auch noch nicht wieder, Mrs. Bendix. Aber ich habe da ein Problem, und ich glaube, Sie sind der einzige Mensch, der mir dabei weiterhelfen kann.«
    »Das bin ich ganz gewiss. Sie brauchen mir gar nicht zu schmeicheln.«
    »Ich muss was über einen Fall wissen.«
    »Über welchen? Zurzeit arbeiten wir in der Kanzlei an zweihundert Fällen.«
    »Einen ziemlich alten.«
    »Dann haben Sie eine nahezu unbegrenzte Auswahl.«
    »Nun, lassen Sie mich präziser werden. Genneco Labs. Vielleicht eine Patentanmeldungsgeschichte …«
    »Hubbard, White & Willis bearbeitet keine Patentanmeldungen.«
    »Wie wäre es dann vielleicht mit einem Vertrag zur Entwicklung eines Antibotulismusmittels?«
    »Haben wir nicht.«
    Taylor blickte auf die zahllosen Regalreihen voller Aktenordner. Es mussten tausende sein. Ein neuer Gedanke blitzte in ihrem Kopf auf und nahm Gestalt an. »Hat die Kanzlei je ein Restaurant, Hotel, eine Nahrungsmittelfirma und sonst wen vertreten, der mit Essen zu tun hat?«
    »Da klingelt leider gar nichts bei mir. 1957 hatten wir allerdings einen Kreuzfahrt-Reeder als Klienten. Ich habe von ihm eine verbilligte Reise bekommen und bin auf die Bermudas gefahren. Und dann habe ich mich dort an einer Koralle geschnitten, und die Wunde hat sich infiziert. Aber ich schweife ab.«
    »Haben wir vielleicht einmal jemanden vertreten, der ein Restaurant oder ein Hotel wegen einer Lebensmittelvergiftung verklagen wollte? Vielleicht eine Suppendosenfirma?«
    »Nein.«
    »Sind Sie da ganz sicher?«
    »Ich bin mir immer ganz sicher.«
    Frustriert blies Taylor ihre Wangen auf.
    »Machen Sie nicht ein so unglückliches Gesicht, meine Liebe«, sagte Mrs. Bendix. »Fassen wir doch einmal zusammen. Sie suchen nach einem Klienten, der in einem Fall, in dem es um Lebensmittelvergiftung ging, entweder der Kläger oder der Beklagte war.«
    »Das stimmt so ziemlich hundertprozentig.«
    »Da Sie
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