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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job
Autoren: Christopher Moore
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ihren Kopf, um aufmerksam zu wirken, doch mit ihren schwarz geschminkten Augen und den bunten Haaren sah sie eher aus wie eine Marionette, der ein Faden gerissen war. Charlie trat hinter den Tresen und setzte sich auf den Hocker. »Ich stand in der Schlange hinter diesem William Creek und hab gesehen, wie sein Regenschirm geglüht hat... «
    Und Charlie ging mit ihr die ganze Geschichte durch, der Schirm, der Bus, die Hand, die aus dem Gully kam, der Sprint nach Hause mit dem großen Schatten über den Dächern, und als er fertig war, fragte Lily: »Und woher weißt du, wie er hieß?«
    »Hä?«, sagte Charlie. Von allen schrecklichen, absonderlichen Fragen, die sie ihm hätte stellen können: Warum diese?
    »Woher weißt du, wie der Mann hieß?«, wiederholte Lily. »Du hast doch kaum mit ihm gesprochen, bevor er unter die Räder kam. Hast du seine Quittung gesehen, oder was?«
    »Nein, ich ... « Er hatte keine Ahnung, woher er den Namen wusste, aber plötzlich war ein Bild davon in seinem Kopf, in Blockbuchstaben. Er sprang vom Hocker. »Ich muss los, Lily.«
    Er rannte durch die Tür zum Lagerraum und die Treppe hinauf.
    »Ich brauch immer noch eine Entschuldigung für die Schule!«, rief Lily von unten, doch Charlie stürmte durch die Küche, vorbei an einer großen Russin, die sein Baby in den Armen wiegte, ins Schlafzimmer, griff sich den Notizblock, der immer auf seinem Nachtschrank neben seinem Telefon lag.
    Dort stand in seiner eigenen Handschrift in Blockbuchstaben der Name »William Creek«, darunter die Zahl 12. Schwer sank er aufs Bett und hielt den Notizblock wie ein Sprengstofffläschchen in die Höhe.
    Hinter sich hörte er Mrs. Korjews schwere Schritte, als sie ihm ins Schlafzimmer folgte. »Mr. Asher, was war los? Sie rennen wie brennender Bär.«
    Und da Charlie ein Betamännchen war und sich im Laufe der Jahrmillionen eine gewisse Standardreaktion auf Unerklärliches herausgebildet hatte, sagte er: »Da will mich jemand verarschen. «
     
    Lily war gerade dabei, ihren Nagellack mit schwarzem Filzstift auszubessern, als Stephan, der Postbote, in den Laden spaziert kam.
    »Alles im Lack, Darque?«, sagte Stephan, während er einen Stapel Post aus seiner Tasche fischte. Er war vierzig, klein, muskulös und schwarz. Seine Wrap-Around-Sonnenbrille saß fast immer oben auf den festen Reihen schmaler Cornrows. Lily hatte ihm gegenüber gemischte Gefühle. Sie mochte ihn, weil er sie »Darque« nannte, die Kurzform von »Darquewillow Elventhing«, der Name, unter dem sie im Laden Post bekam, aber weil er fröhlich war und die Menschen zu mögen schien, traute sie ihm nicht.
    »Du musst unterschreiben«, sagte Stephan und hielt ihr ein Gerät mit elektronischem Schreibfeld hin, auf dem sie mit elegantem Schwung Charles Baudelaire kritzelte, ohne auch nur hinzusehen.
    Stephan knallte die Post auf den Tresen. »Schon wieder allein? Wo sind denn alle?«
    »Ray ist auf den Philippinen, Charlie steht unter Schock.« Sie seufzte. »Die Last der Welt liegt auf meinen Schultern...«
    »Armer Charlie«, sagte Stephan. »Man sagt, es ist das Schlimmste, was einem passieren kann, wenn man seinen Ehepartner verliert.«
    »Ja, das auch. Heute steht er unter Schock, weil er gesehen hat, wie jemand oben an der Columbus Avenue vom Bus überfahren wurde.«
    »Hab davon gehört. Kommt er damit klar?«
    »Scheiße, nein, Stephan, er wurde vom Bus überfahren.« »Ich meinte Charlie.« Stephan zwinkerte trotz ihres harschen Tons.
    »Ach, wie Charlie eben so ist.«
    »Was macht das Baby?«
    »Gibt offenbar ekelerregende Substanzen von sich.« Lily hielt sich den Filzstift unter die Nase, als könnte sie damit den Geruch eines müffelnden Babys übertünchen.
    »Dann ist ja alles gut. « Stephan lächelte. »Das war’s für heute. Hast du was für mich?«
    »Ich hab gestern ein paar rote Plateaustiefel reinbekommen. Plastik. Größe vierundvierzig.«
    Stephan sammelte Ludenklamotten aus den Siebzigern . Lily sollte ein Auge darauf haben, was in den Laden kam.
    »Wie hoch?«
    »Zehn Zentimeter.«
    »Tiefflug«, sagte Stephan, als erklärte das alles. »Mach’s gut, Darque. «
    Lily winkte mit ihrem Filzstift, als er ging, und blätterte die Post durch. Das meiste waren Rechnungen, ein paar Werbezettel und ein dicker, schwarzer Umschlag, der sich wie ein Buch oder Katalog anfühlte. Adressiert war er an Charlie Asher c/o Asher ’ s Secondhand, mit einem Poststempel von Plutos Nächtger Sphär , was offenbar in irgendeinem
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