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Ein Tag, zwei Leben

Ein Tag, zwei Leben

Titel: Ein Tag, zwei Leben
Autoren: Jessica Shirvington
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wurden, mein ganzer Besitz – meine Wohnung und vor allem mein Auto – voll und ganz an Sabine übergehen.«
    Er sah mich wieder an, und ich starrte ihn an, wobei mir heiße Tränen über die Wangen liefen. Er schüttelte den Kopf und räusperte sich wieder. » Ich weiß nicht, was zwischen euch beiden gelaufen ist. Ich bin mir auch sicher, dass ich das gar nicht wissen will, aber er hat noch eine letzte Sache geschrieben.« Er lächelte. » PS : Kaufen Sie ihr eine Jeans.«
    Es war dieses PS , das mich aus der Fassung brachte. Ihn auch.
    Levi und ich heulten wie Babys.
    An diesem Abend las ich Ethans Brief.
    Meine liebe Sabine,
    Ich habe gerade dein Zimmer verlassen. Du warst so schön, wie du da gelegen und so tief geschlafen hast, dass ich es nicht übers Herz brachte, dich zu wecken. Aber es geht mir nicht so gut, und es gibt Dinge, die ich versprochen hatte, dir zu erzählen, und jetzt befürchte ich, dass ich nicht mehr die Gelegenheit dazu bekommen werde.
    Ich weiß, dass du gehofft hattest, dass ich derjenige sein würde, der Maddie deine Briefe übergibt, wenn du nicht mehr da bist. Aber wie es sich herausstellt, werde wohl ich derjenige sein, der Briefe hinterlässt.
    Sei böse auf mich. Das solltest du wirklich. Aber versuch nach all dem zu verstehen, dass ich getan habe, was ich für das Beste hielt. Ich wollte es dir sagen. So viele Male habe ich mich hinunter zu deinem Zimmer geschlichen und vorgehabt, dir alles zu erzählen, aber ich konnte es einfach nicht.
    Teilweise um deinetwillen, ja. Du brauchtest Zeit, und ich wollte deine Entscheidungen nicht beeinflussen, selbst als ich merkte, was zwischen uns passierte, danach wollte ich das sogar noch weniger. Mich in dich zu verlieben, machte diese Entscheidungen noch komplizierter, und ich befürchtete, du würdest vielleicht um meinetwillen hierbleiben wollen und dass du danach, wenn ich nicht mehr da wäre, deine Meinung ändern würdest. Das konnte ich nicht zulassen.
    Teilweise war diese Entscheidung selbstsüchtig, und das tut mir leid. So lange Zeit haben die Leute versucht, mich wieder hinzukriegen, aber während sie gescheitert sind, hast du es geschafft. Du hast mir in den letzten Wochen mehr Leben geschenkt, als ich in Jahren hatte. Mit dir zusammen zu sein, dich zu lieben, mit dir Erinnerungen zu schaffen, Angst um dich zu haben, dir die Schönheit des Lebens zeigen zu wollen, anstatt seinen Schrecken – das war bittersüß, aber was noch wichtiger war, Sabine – es war real.
    Ich weiß, jetzt käme eigentlich der Teil, in dem ich dich darum bitte, dein Leben zu leben und glücklich zu sein. Aber ich brauche dir diese Dinge nicht zu sagen. Ich kenne dich. Deine Leben werden außergewöhnlich sein. Auf jeden Fall hast du dafür gesorgt, dass sich mein Leben so anfühlt.
    Bitte hab das Herz, mir eines Tages zu vergeben. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt, aber ich möchte dir danken – weil du mir Leben in der Zeit des Todes geschenkt hast.
    Meine Liebe zu dir währt ewig.
    Ethan.
    PS : Ich habe dir mein Auto hinterlassen, weil ich weiß, dass du die Freiheit liebst – und meine Wohnung, weil du einen Ort brauchst, zu dem du zurückkehren kannst. Wir haben einmal herumgealbert, dass ich eine Ausgeburt deiner Fantasie wäre – wenn du willst, kannst du mein ganzes Leben in dieser Wohnung finden, dann kannst du immer sicher sein, dass es mich wirklich gab. Ich hoffe, sie kann zu einem Ort werden, den du Zuhause nennst – ein Ort, an dem du du selbst sein kannst.
    E.

30
    Zweieinhalb Wochen nach Dex’ Übergriff in Wellesley sah ich allmählich wieder wie ich selbst aus. Die meisten Blutergüsse auf meinem Gesicht waren verblasst, und abgesehen davon, dass ich mich wegen meiner Rippen noch immer langsam bewegen musste, funktionierte ich. Körperlich zumindest.
    Miriam und Lucy hatten mich oft im Krankenhaus besucht. Sie hatten ein paarmal versucht, mich über das, was passiert war, auszufragen, aber ich sagte ihnen einfach, dass ich nach vorne schauen müsste. Sie schienen das zu akzeptieren, aber ich sah auch die Veränderung. Wie sie mich anders anschauten als sonst. Und als ich Miriam sagte, dass ich nicht mit ihr in die Hamptons fahren könnte, den kleinen Seufzer der Erleichterung. Ich verstand. Was passiert war, hatte alles für uns verändert, und sie würden Zeit brauchen zu akzeptieren, dass unsere Illusion der Perfektion geplatzt war.
    Am zweiten Samstag, den ich aus dem Krankenhaus zurück war, rief Ryan an, um Mom und
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