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Ein sueßes Stueck vom Glueck

Ein sueßes Stueck vom Glueck

Titel: Ein sueßes Stueck vom Glueck
Autoren: Laura Florand
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einst die Zunfthäuser erbauten, schien sie eigentlich recht selbstbewusst das Recht für sich in Anspruch zu nehmen, jedwede Situation zu beherrschen.
    Sie war sicherlich selbst in Jeans dominant, aber sie legte Wert darauf, sich fürs Business entsprechend gut zu kleiden. Vielleicht war das ein Ausdruck ihres Stolzes. Vielleicht war es ein bisschen wie sein eigenes Beharren, selbst in seinem eigenen Laboratoire Berufskleidung zu tragen, obwohl er selbst nach einer langen Nacht nicht nachlässig gekleidet erscheinen würde.
    Davon abgesehen gefällt es ihr, gut auszusehen, dachte er mit einem Lächeln und erinnerte sich an ein paar ihrer Outfits, die aufreizender waren. Sie mochte Kleider.
    Irgendwann würde sie bestimmt die Zeit finden, bei den Designern in der Rue du Faubourg Saint-Honoré reinzuschauen, wie es die meisten wohlhabenden Frauen taten. Er fand es bezaubernd, dass Shopping an sich auf ihrer Prioritätenliste eher zweitrangig war und dass es weit hinter wichtigen Dingen wie Schokolade rangierte. Aber eines Tages würde sie es tun, und er freute sich schon darauf zu sehen, womit sie dann nach Hause kam.
    Er ballte die Hand in seiner Manteltasche zur Faust und übte sich in Vorsicht mit dieser Art von Vision, denn dazu gehörte, dass sie in seiner Wohnungstür erschien, beladen mit eitlen Nichtigkeiten, die sie auf den Wohnzimmerboden fallen lassen würde, um ihm die Errungenschaften vorzuführen. Mit anderen Worten: Das Zuhause, in das sie käme, wäre seines.
    Das Problem war, dass er, wann immer er sich vorstellte, wie sie etwas in der Zukunft tat, irgendwie daran teilhaben wollte – ob er nun am Ende des Tages davon zu hören bekäme oder selbst dabei wäre. Seine Lieblingsvorstellung von der Zukunft war, dass sie bei ihm war.
    Bei seiner Vision von dem, was er sich auf dieser Welt wünschte, gab es zahllose Momente, die wunderschön waren, so wie dieser schön war, mit dem Licht des Rathauses, das die Linie ihrer Wangenknochen vergoldete und auf ihrem Haar in dieser kalten Nacht des Nordens widerstrahlte, die in ihm den Wunsch weckte, sie an sich zu ziehen und sie beide zu wärmen.
    »Und weißt du noch was?«, sagte sie, wobei ihre Stimme einen Augenblick lang schwankte, als sei das der letzte Strohhalm. »Es ist Thanksgiving. Und die Firenze-Brüder wissen nicht einmal, was eine verdammte Pumpkin-Pie ist.«
    »Thanks-gi-ving. Das ist ein besonderer Tag für euch, stimmt’s? Der einzige Tag im Jahr, an dem Amerikaner etwas Anständiges essen oder so?«
    »Sylvain – das bringt mich nicht weiter.« Aber sie hörte sich an, als sei das Gegenteil der Fall, als stabilisiere sein Galgenhumor das Schwanken.
    Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Wo ist dein Hotel?«
    »Ich werde einschlafen, sobald ich im Bett liege«, warnte sie ihn bedauernd.
    »Ein wehrloses Opfer. Das gefällt mir.«
    Sie war wirklich wohlig müde, lächelte und war wie Wachs in seinen Händen, als würde jede Berührung seiner Hand alle Spannung von ihr nehmen und damit auch das letzte bisschen Energie. Sie war fast so etwas wie seine Puppe, nur menschlicher, wärmer, die mit kleinen Geräuschen jeder Berührung nachgab.
    Auch das war erotisch. Als sie nur wenige Sekunden später kam, war es, als ob die Wellen ihres Orgasmus sie in den Schlaf wiegten. Als er nur ein paar Sekunden später kam, hatte er das Gefühl, sie schliefe schon und empfinge ihn in ihren Träumen.
    Noch in ihr rollte er sich vorsichtig auf die Seite und beobachtete sie, auf den Ellbogen gestützt und mit einer Hand sacht ihren Rücken und Po streichelnd.
    Ihr Körper erschien ihm klein gegen seinen, zerbrechlich, obwohl er wusste, dass sie das nicht war, sehr zart und ganz fein. Ihr glattes braunes Haar, nun aus dem Knoten entlassen, glitt über ihre Haut und streichelte sie mit jedem seiner Atemzüge. In diesem Augenblick war sie ganz sein, aber sie entglitt ihm bereits, ihre Träume trugen sie an Orte außerhalb seiner Vorstellung.
    Sie hatte ihn gefragt, ob er je versucht hätte, das Herz einer Frau zu erobern. Es war gut, dachte er bei sich, dass sie, wie bei seinen vollendet cremigen Pralinen, die Mühe dahinter nicht erkennen konnte.

29
    Drei Wochen später …
    In den Fenstern von »Sylvain Marquis, Chocolatier« ragten große, rustikale Tannenbäume aus Schokolade auf, mit grob gestalteten Ästen, als seien sie aus einem Steinblock gehauen und weiß bestäubt worden. Das vorgeblich primitive Schnitzwerk, das Ausmaß der Fläche, die Anzahl der
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