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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition)
Autoren: Doris Lessing
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»eher werden Grenzen gesetzt.« »Für manche schon«, sagte Daniel. »Unfair, das gebe ich zu«, sagte Geoffrey.
    Sophie bekannte, sie bete nicht nur das St. Joseph’s, sondern auch Sam (den Rektor) an, und die Jungen versuchten angesichts dieser Neuigkeit gleichgültig zu wirken.
    Colin schnitt bei den Prüfungen weiterhin so schlecht ab, dass seine unbedrohte Existenz der berühmten Toleranz der Schule Ehre machte.
    Rose hegte einigen Groll gegen das Leben, und am meisten klagte sie darüber, dass man sie nicht auf eine progressive Schule geschickt habe, und wenn über deren Vorzüge oder Ähnliches gesprochen wurde, was häufig und lautstark geschah, saß sie da und schwieg, und ihr immer gerötetes Gesicht wurde noch röter vor Wut. Ihre beschissenen, schrecklichen Eltern hatten sie auf eine normale Mädchenschule in Sheffield geschickt, und obwohl sie die Schule offenbar »abgebrochen« hatte und anscheinend hier wohnte, ließen ihre Vorwürfe nicht nach, und sie neigte dazu, in Tränen auszubrechen und zu schreien, dass sie gar nicht wüssten, was für ein Glück sie hätten. Andrew hatte Roses Eltern schon kennengelernt, die beide Beamte bei der Stadtverwaltung waren. »Und was ist mit ihnen?«, hatte Frances gefragt und gehofft, etwas Gutes über sie zu hören, denn sie wollte, dass Rose ging, weil sie das Mädchen nicht mochte. (Und warum sagte sie Rose nicht, dass sie gehen sollte? Das hätte dem Zeitgeist nicht entsprochen.) »Ich fürchte, sie sind einfach normal«, antwortete Andrew lächelnd. »Das sind ganz konventionelle Leute aus der Kleinstadt, und ich glaube, sie haben keinen blassen Schimmer von Rose.«
    »Aha«, sagte Frances und sah die Möglichkeit schwinden, dass Rose nach Hause zurückkehrte. Und auch hier gab es noch etwas. Hatte sie nicht über ihre eigenen Eltern gesagt, sie seien langweilig und konventionell? Nicht, dass sie Scheißfaschisten gewesen wären, aber vielleicht hätte sie sie so bezeichnet, wenn diese Beinamen ihr so geläufig gewesen wären wie Rose. Wie konnte sie das Mädchen kritisieren, weil sie Eltern verlassen wollte,
die sie nicht verstanden
?
    Alle häuften sich schon einen Nachschlag auf den Teller – nur Andrew nicht. Er hatte sein Essen kaum angerührt. Frances tat so, als bemerkte sie das nicht.
    Andrew hatte Sorgen, aber es war schwer zu sagen, wie schlimm sie waren.
    Er hatte in Eton ziemlich gut abgeschnitten, hatte Freunde gefunden, was durchaus erwünscht war, wie sie glaubte, und sollte nächstes Jahr nach Cambridge gehen. Dieses Jahr, sagte er, werde er faulenzen. Und das tat er auch. Er schlief manchmal bis vier oder fünf Uhr nachmittags, sah krank aus und verbarg was auch immer hinter seinem Charme und seinen sozialen Qualitäten.
    Frances wusste, er war unglücklich – aber es war nichts Neues, dass ihre Söhne unglücklich waren. Es musste etwas geschehen. Es war Julia, die schließlich die Initiative ergriffen hatte: Sie war in Frances’ Bereich des Hauses heruntergekommen und hatte gesagt: »Frances, bist du in Andrews Zimmer gewesen?«
    »Ich würde es nicht wagen, in sein Zimmer zu gehen, ohne zu fragen.«
    »Du bist aber doch seine Mutter.«
    Dieser Wortwechsel warf Licht auf die tiefe Kluft zwischen ihnen, und das hatte wie immer zur Folge, dass Frances ihre Schwiegermutter hilflos anstarrte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Julia, eine makellose Gestalt, stand da wie das Jüngste Gericht und wartete, und Frances fühlte sich wie ein Schulmädchen und wäre gern von einem Fuß auf den anderen getreten.
    »Man kann vor lauter Rauch kaum durch das Zimmer sehen«, sagte Julia.
    »Ach, verstehe, du meinst Pot – Marihuana? Aber, Julia, viele rauchen das.« Sie wagte nicht zu sagen, dass sie es selbst ausprobiert hatte.
    »Für dich heißt das also nichts? Es ist nicht wichtig?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Er schläft den ganzen Tag, er benebelt sich mit dieser Raucherei, er isst nichts.«
    »Julia, was soll ich deiner Meinung nach machen?«
    »Mit ihm reden.«
    »Ich kann doch nicht … ich könnte nie … er würde mir nicht zuhören.«
    »Dann rede ich mit ihm.« Und Julia hatte sich auf einem adretten kleinen Absatz umgedreht und eine Wolke aus Rosenduft hinterlassen.
    Und Andrew und Julia redeten. Bald fing Andrew an, Julia in ihren Räumen zu besuchen, was noch niemand gewagt hatte, und er kam oft mit Informationen zurück, die Wege ebnen und Wogen glätten konnten.
    »Sie ist nicht so schlimm, wie ihr glaubt. Im
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