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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition)
Autoren: Doris Lessing
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die Meilen laufen, um Wasser zu holen (…) An diesem Schreckensszenario ist nichts Erfundenes. Aber die Landschaft, in der ich aufwuchs, gibt es in der Wirklichkeit nicht mehr. Sie ist ein Ort in der Erinnerung.« Auch im Zusammenhang mit Afrika wird deutlich, dass und wie Doris Lessing auf Erlebtes zurückgreift, um eine bestimmte Atmosphäre, um den Geist einer Zeit oder eines Orts heraufzubeschwören.
     
    Ein weiteres wichtiges Thema hat Doris Lessing immer beschäftigt – so auch in
Ein süßer Traum
, obwohl es dort weniger offensichtlich zutage tritt als andere, bereits erwähnte Aspekte. Es ist das Thema Krieg, das um die Wende zum 21 . Jahrhundert immer wichtiger für die Autorin geworden ist. »Jener Krieg, der Erste Weltkrieg, (…) hat meine Kindheit überschattet. Die Schützengräben waren mir genauso präsent wie all das, was mich tatsächlich umgab. Und ich versuche noch immer, diesem monströsen Vermächtnis zu entgehen, mich davon zu befreien«, schreibt sie 2008 im Vorwort zu
Alfred und Emily
, jenem Buch, in dem sie ihren Eltern Alfred und Emily Tayler ein Denkmal setzte.
    Über den Roman
Ein süßer Traum
erklärt sie im Interview, es handele sich hier um »eine offensichtlich polemische Geschichte (…) und eine über den Krieg. Es gibt niemanden in diesem Buch, der oder die nicht vom Krieg betroffen ist.« Es fällt nicht schwer, diesen Gedanken angesichts von Figuren wie Julia und Wilhelm nachzuvollziehen, die zwei Weltkriege miterleben mussten – doch auch die jüngeren Charaktere bleiben von den Auswirkungen des Krieges nicht verschont: »Ich glaube, dass so etwas Schreckliches wie ein Krieg Narben in der Psyche eines Volkes hinterlässt. Nach einem so schrecklichen Krieg wie dem Zweiten Weltkrieg kann man nicht einfach sagen: ›So, fertig, jetzt sind wir alle wieder lieb und nett.‹ (…) Ich glaube, dass viele junge Leute in den sechziger Jahren vom Krieg beschädigt waren.« Ein weiterer Aspekt also, der Doris Lessings Werk durchzieht.
     
    Als Doris Lessing 2007 der Nobelpreis für Literatur zuerkannt wurde, charakterisierte das Komitee sie in seiner Begründung als »Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat« – mithin als eine Autorin, in deren Werk die Lebens- und Geisteswelt von Frauen im Vordergrund steht. Wie schon in ihrem Roman
Das goldene Notizbuch
von 1962 konzentriert sich Doris Lessing auch in
Ein süßer Traum
auf ihre Protagonistinnen: Julia, Frances und Sylvia kämpfen, jede auf ihre Weise und in ihrem Kontext, um ihren eigenen, authentischen Weg. Bemerkenswerterweise flammte im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von
Ein süßer Traum
eine Debatte wieder auf, die sich in den sechziger Jahren an
Das goldene Notizbuch
entzündet hatte: »Das Interessante an Doris Lessing ist nicht, dass sie keine Feministin ist, sondern dass sie so vehement darauf besteht, keine Feministin zu sein«, fasste eine englische Kritikerin 2001 die Situation zusammen.
    Als
Das goldene Notizbuch
1962 erschien, stellte die fragmentarische Form des Romans eine spektakuläre Neuerung dar. Darüber hinaus war eine intellektuelle Romanheldin, die ihr geistiges und privates Leben in erschütternder Unverblümtheit reflektierte, eine Provokation für den literarischen Betrieb – und für all jene, die ein konventionelles Frauenbild vertraten. Diese Provokation war es, die dazu führte, dass
Das goldene Notizbuch
durch Vertreterinnen des Frauenbewegung als eine Art Kampfschrift vereinnahmt und unter Vernachlässigung der revolutionären literarischen Form zur »Bibel des Feminismus« erklärt wurde – zum Verdruss der Autorin, die formale Aspekte des Romans für entscheidend und die Lesart der Feministinnen für ein Missverständnis hielt und hält. Seit nahezu fünfzig Jahren kämpft Doris Lessing gegen dieses Etikett an, mit der ihr Roman versehen wurde, wie sie sich ohnehin mit wechselndem Erfolg gegen Etikettierungen aller Art zur Wehr zu setzen pflegt: Sie habe lediglich aus eigenem Erleben schöpfend zu Papier gebracht, wie es um das Leben und Denken der Frauen ihrer Zeit bestellt gewesen sei, so schreibt sie in einem später eigens verfassten Vorwort zu
Das goldene Notizbuch
. Das heißt allerdings nicht, dass sie feministische Ansätze grundsätzlich ablehnt – Doris Lessing empfindet lediglich Vereinnahmungen dieser Art als einseitig, als Versuche, eine Vielzahl und
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