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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition)
Autoren: Doris Lessing
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›gestört‹, drogenabhängig, Alkoholiker, hatten schwere Zusammenbrüche erlitten, waren der Polizei bekannt. Das war, für diese besondere Zeit, mein Wachstumszentrum, das, was ich tat, obwohl ich gleichzeitig angestrengt schrieb, vor allem an dem Roman
Die viertorige Stadt
.« Unter den Jugendlichen dieser Zeit seien viele den Drogen oder anderen Gefährdungen zum Opfer gefallen, weshalb es auch ein Missverständnis sei, die sechziger Jahre zu glorifizieren.
    Ähnlich wie ihre Romanheldin Frances Lennox hat Doris Lessing also ihrerseits als freiberuflich tätige Frau junge Leute versorgt und ihnen ein Zuhause gegeben – diese Erfahrungen dienen ihr als Material, aus dem sie ihre Romanhandlung konstruiert. Es lassen sich weitere Beispiele dafür anführen, wie die Autorin Begebenheiten und Personenkonstellationen aus ihrem Leben zu Motiven und Figuren ihres Romans verarbeitet hat. So beschreibt sie etwa in
Schritte im Schatten
die traumatischen Erfahrungen eines israelischen Linken, der in Prag verhaftet und angeklagt wurde – er ist unschwer als Vorbild für den unglücklichen Reuben Sachs aus
Ein süßer Traum
zu erkennen, dessen Erfahrungen Frances’ Ex-Ehemann Johnny und seine Genossen demonstrativ ignorieren. Darüber hinaus scheinen einige der afrikanischen Exilanten, die Doris Lessing in
Schritte im Schatten
erwähnt, im Roman für Gäste Modell gestanden zu haben, die Frances in ihrem Haus empfängt. Und Genosse Johnny, Protagonist in Doris Lessings Roman, scheint Vorbildern aus den kommunistischen Kreisen zu folgen, in denen sie für einige Jahre verkehrte, bevor sie ihnen endgültig den Rücken wandte. Er erinnert nicht zuletzt an Gottfried Lessing, mit dem die Autorin als junge Frau für kurze Zeit verheiratet war und mit dem sie in London durch ihren gemeinsamen Sohn in Verbindung blieb. »Männer wie Johnny sind heute historische Figuren, aber damals gab es viele davon«, sagt Doris Lessing 2001 im Interview. »Immer hieß es: ›Nur die Revolution zählt, das Private ist unwichtig.‹ (…) Ich war mit einem hundertprozentigen Kommunisten verheiratet, und glauben Sie mir, da ist man ziemlich schnell kuriert.«
     
    So offensichtlich die Bezüge auch sind – Realität und Fiktion dürfen auch hier nicht verwechselt werden. Doris Lessing hat aus dem, was sie selbst erlebte, Material kondensiert, und sie hat dieses Material gestaltet –
Ein süßer Traum
ist also definitiv nicht der dritte Band ihrer Autobiografie. Indem sie in ihrem Roman Erfahrung fiktionalisiert, macht sie deutlich, dass jene Träume, die nicht nur Johnny Lennox und seine Genossen hegen, sondern auch die idealistischen jungen Leute und nicht zuletzt die aufopferungsvolle Ärztin Sylvia, Phänomene der Zeit sind – Doris Lessing fängt den Geist und die Atmosphäre vor allem der sechziger Jahre ein. »Dieses Buch erweist sich letzten Endes nicht als
roman à clefs
«, schrieb die Kritik unmittelbar nach seinem Erscheinen, »denn es trägt nicht mehr (und nicht weniger) Spuren aus Lessings Leben als frühere Romane.« Wie aber verhält sich
Ein süßer Traum
zu anderen Werken der Autorin?
     
    Wenn man Doris Lessings gewaltiges Werk als Ganzes betrachtet, so wirkt es »doppelt unüberschaubar, im Umfang und in der Gleichzeitigkeit des Verschiedenen«, wie die Kritik bemerkte. »Ihre Bücher sind groß angelegte und, wie es scheint, nicht abkürzbare Suchbewegungen hin zu dem, was Menschen sind und sein könnten; Abarbeitung erinnerter Bilder und des unablässig in kleineren und größeren sozialen Räumen Beobachteten. Das Experiment ist Prinzip.« Trotz aller Vielfalt durchzieht ein Netz aus Bezugslinien und Verbindungen dieses literarische Schaffen aus sechs Jahrzehnten. Versucht man, den Roman
Ein süßer Traum
hier zu verorten, so stellt man fest, dass er in der realistischen Tradition steht, die mit dem Romanzyklus »Kinder der Gewalt« begann und in die auch Doris Lessings unbestrittenes Hauptwerk
Das goldene Notizbuch
gehört. Nicht nur Motive aus Doris Lessings Leben spiegeln sich in den realistischen Werken – es gibt auch zahlreiche Bezüge innerhalb der Werke selbst.
    Die »Haus-Mutter« Frances Lennox aus
Ein süßer Traum
ist nicht die erste oder einzige Romanfigur Doris Lessings, die sich aufopferungsvoll eines Haushalts voller mehr oder minder hilfsbedürftiger Menschen annimmt. Schon Martha Quest, deren Leben Doris Lessing in »Kinder der Gewalt« erzählt, erfüllt diese Funktion, ebenso wie Alice
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