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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition)
Autoren: Doris Lessing
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Sophie, und das Kind kam hereingerannt und wollte noch nicht schlafen gehen. Celia wollte bei ihnen sein, aber nicht hochgehoben, festgehalten, auf ein Knie gesetzt werden. Sie war in ihr Spiel oder in ihr Stück vertieft und sprach leise und vertraulich mit sich selbst, in Stimmen, die sie zu erkennen lernten. »Celia ist da, ja, sie ist da, das ist Celia, und da ist meine Frances, und da ist mein Clever …« So plauderte das winzige Kind in seinem bunten Kleidchen, aber mit sich selbst, und ein Stück Stoff oder eine Blume oder ein Spielzeug konnte ihm dabei als Person oder Figur oder imaginärer Spielkamerad dienen – es war so vollkommen schön, dass alle verstummten, und sie saßen da und schauten bezaubert und ergriffen zu … »Und da ist mein William …« – Celia streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, um sich seiner zu versichern, aber sie sah nicht ihn an, sondern die Blume oder das Spielzeug –, »und mein Zebedee …« Gewöhnlich stand Colin dann auf, dieser große Mann, der neben ihr so grob und schwerfällig aussah, und stellte sich neben sie und sah auf sie herab. »Und da – mein Colin, ja, das ist mein Daddy …« Colin bückte sich unter Tränen, als würde er ihr mit seinem ganzen Wesen huldigen, und streckte die Hände aus und stöhnte: »Ach, Frances, ach, Sophie, habt ihr schon einmal so etwas …«
    Aber das kleine Kind wollte nicht umfasst und festgehalten werden, es drehte sich um sich selbst und sang für sich und bei sich: »Ja, mein Colin, ja, meine Sophie, ja, und da ist mein armer kleiner Johnny …«

Dank
    Dank an meinen Lektor bei Flamingo, Philip Gwyn Jones, und an meinen Agenten Jonathan Clowes für seinen guten Rat und seine Kritik sowie an Antony Chennells für die Hilfe bei den Abschnitten des Buches, die den katholischen Glauben betreffen.

Nachwort
    »Den dritten Teil meiner Autobiografie schreibe ich nicht«, heißt es programmatisch in Doris Lessings Vorbemerkung zu
Ein süßer Traum
. Die Handlung dieses Romans, der 2001 in Großbritannien erschien, umfasst weite Strecken des 20 . Jahrhunderts, hat ihren Schwerpunkt aber in den sechziger Jahren – hier hätte Doris Lessing mit dem dritten Band ihrer Autobiografie ansetzen müssen. Mit der zitierten Vorbemerkung möchte sie nicht zuletzt dem Missverständnis vorbeugen, die »Autobiografie zum Roman gemacht« zu haben. Der Geist einer Zeit sei es, den sie in
Ein süßer Traum
habe einfangen wollen. Es geht also zunächst um die Frage, wie Doris Lessing die beiden ersten Bände ihrer Autobiografie gestaltet hat, auf die sie sich hier bezieht.
     
    Unter der Haut
und
Schritte im Schatten
erschienen 1994 beziehungsweise 1997 . In
Unter der Haut
erzählt Doris Lessing aus den ersten dreißig Jahren ihres Lebens: Sie beschreibt ihre frühe Kindheit in Kermanshah im damaligen Persien, den Umzug der Familie in den afrikanischen Busch sowie das Leben dort, Jugendjahre in der Hauptstadt der britischen Kolonie Südrhodesien. Hier muss sie als junge Frau erleben, wie ihre zwei Ehen scheitern, sie wird Mutter und macht erste Schritte als Schriftstellerin.
Unter der Haut
endet 1949 mit Doris Lessings Abreise aus Afrika, das sie mit ihrem ersten Roman im Gepäck in Richtung London verließ.
    Unmittelbar hier schließt der zweite Band an,
Schritte im Schatten
, der den Zeitraum von 1949 bis 1962 behandelt. Er umfasst die Jahre von Doris Lessings Ankunft im London der Nachkriegszeit bis zum Erscheinen ihres epochemachenden Romans
Das goldene Notizbuch
. Die Autorin berichtet, wie sie sich in den Fünfzigern für einige Jahre in kommunistischen Kreisen Londons bewegte und darüber hinaus erste Erfolge als Schriftstellerin mit ihren Aufgaben als alleinerziehende Mutter in Einklang bringen musste. Die beiden genannten großen Bände werden durch verstreute kürzere autobiografische Texte ergänzt, in denen die Autorin meist von ihren Eltern und vom Leben in Afrika erzählt. Die Zeit nach 1962 ist nie ausdrücklich Gegenstand ihres autobiografischen Schreibens geworden.
     
    Es ist interessant zu betrachten, in welchem Verhältnis Literatur und Autobiografie für Doris Lessing stehen. Sie hat diese Frage immer wieder reflektiert und in Interviews diskutiert, denn ihre Arbeit ist in mehrfacher Hinsicht autobiografisch geprägt. Das bezeugen nicht nur die soeben genannten, im engeren Sinne autobiografischen Texte – in vielen ihrer zahlreichen Romane und Erzählungen hat sie darüber hinaus Erlebnisse, Episoden, Aspekte
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