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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel
Autoren: Hans Dominik
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ein.
    »Schmidt! Bei Ihnen kann man die Geduld verlieren. Kommen Sie! Wir wollen zu den Instrumenten auf dem Hof gehen und noch mal sehen, wie schnell die Kondensatoren sich aus der freien Luft aufladen – mit Sonnenelektronen, Herr Schmidt. Darum dreht sich’s.«
    Immer noch in ihren Disput verwickelt, zogen die beiden Gelehrten sich die vorsintflutlichen Pelze über und traten auf den Hof hinaus. Die Einrichtungen, die Wille hier aufgebaut hatte, erinnerten einigermaßen an die Freiluftanlagen eines modernen Umspannwerkes. Da standen mannshohe Zylinder aus Eisenblech, die wetterfest eingebaute Hochspannungskondensatoren enthielten. Über jedem Eisenzylinder standen auf Isolatoren zwei blinkende Messingkugeln, die mit den beiden Belägen des Kondensators verbunden waren. Dr. Wille trat an einen der Apparats heran, griff nach einem Funkenzieher und berührte die beiden Kugeln damit.
    »Der Kondensator ist leer, Herr Schmidt. Nicht das kleinste Fünkchen ist zu sehen. Nun passen Sie bitte auf!«
    Er bewegte einen Luftschalter und erdete dadurch den einen Kondensatorpol. Er bewegte einen anderen Schalter und brachte dadurch den zweiten Pol mit einer Leitung in Verbindung, die an einem hölzernen Gittermast etwa hundert Meter in die Höhe ging und dort in einem Gebilde von metallischen spitzen Kämmen endete.
    »9 Uhr 5 Minuten 10 Sekunden Greenwichzeit, Herr Schmidt«, fuhr er mit einem Blick auf seine Taschenuhr fort. Er behielt die Uhr in der Hand und folgte dem Fortschreiten des Sekundenzeigers.
    Die Sekunden verstrichen. Als die fünfzigste herankam, begannen die Kugeln zu knistern, hin und wieder huschte ein bläulicher Schimmer über sie hin. Als die Minute voll war, schlug ein krachender heller Blitzfunke zwischen ihnen über. Wille steckte seine Uhr wieder in die Tasche.
    »Eine Minute, Herr Schmidt, um einen Kondensator von hundert Mikrofarad auf eine Spannung von 50 000 Volt aufzuladen. Wie denken Sie jetzt über die Sonnenelektronen?«
    Dr. Schmidt hatte noch ein gutes Dutzend Einwände auf Lager. Aber es fror ihn zu sehr, um sie hier draußen an den Mann zu bringen.
    »Ich schlage vor, daß wir die Sache drinnen besprechen«, sagte er – wollte er sagen –, da kam ein dumpfes Brausen durch die Luft. Dann traf ein orkanartiger Sturmstoß die beiden. Einen Augenblick sah Schmidt noch die hohen Lichtmasten wie Streichhölzer zusammenknicken und niederstürzen. Dann wurde es dunkel. Er sah nichts mehr, fühlte sich nur von dem Orkan mit unwiderstehlicher Kraft in wirbelndem Schnee über den Hof gerissen und stürzte nieder. Über ihm häufte sich der Schnee zu einer starken Wehe.
    Um die gleiche Zeit saß Rudi immer noch mit Lorenzen zusammen und schmiedete hochfliegende Empfängerpläne. Die beiden hörten das aufkommende Brausen und Dröhnen, vernahmen etwas von dem Krachen der niederstürzenden Masten, sahen den Hof dunkel werden. Erschreckt starrten sie sich an. Da fühlten sie den Boden unter sich beweglich werden. In jähem Ruck hob sich die ganze Funkerbude, wirbelte durch die Luft, drehte sich dabei und schlug seitlich auf den Boden. Dichte Schneemassen fegten darüber hin.
    Karl Hagemann hatte den elektrischen Herd eingeschaltet und ein Roastbeef eben in die Pfanne getan. Mit Gott und der Welt zufrieden, stand er dabei und freute sich, wie das Fleisch in dem brodelnden Fett briet. Da schleuderte ihn ein jäher Stoß in die Ecke neben dem Herd. Er hörte Wände brechen. Schneewirbel umgab ihn. Ehe er sich rühren, sich aufrichten konnte, war er von dichten Schneemassen bedeckt. Im Schnee begraben waren im Laufe weniger Sekunden alle fünf Insassen der Station.
    Was war geschehen? Mit Schallgeschwindigkeit hatte sich eine explosionsartige Luftwelle von der Einschlagstelle des Boliden her nach allen Seiten ausgebreitet. Fünfzig Minuten nach dem Sturz des Boliden erreichte die Explosionswelle Dr. Willes Station und verwandelte sie im Augenblick in einen Trümmerhaufen.
    Mit unverminderter Geschwindigkeit stürmte die Welle weiter Und brachte noch Sturm und Unwetter über die südlichen Teile von Afrika, Australien und Amerika. Die Meßinstrumente in allen Bebenwarten der Erde gerieten in Aufruhr und zeichneten ein schweres Fernbeben in der Antarktis auf. Geologen und Meteorologen zerbrachen sich ihre Köpfe über die möglichen Ursachen. Den wahren Ursprung all dieser Erscheinungen vermochte niemand anzugeben. Nur die Besatzung von ›St 8‹ hatte den Boliden stürzen sehen, der schuld an alledem
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