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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel
Autoren: Hans Dominik
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karrte ihn nach der anderen Seite und schob ihn dort vor das Frühstück hin.
    »Hagemann, Sie unverschämter Kerl! Was fällt Ihnen ein?«
    »Befehl von Herrn Dr. Wille. Herr Ministerialrat müssen essen«, sagte Hagemann, während er ihm die Feder fortnahm und dafür Messer und Gabel in die Hand drückte. Dr. Schmidt wollte noch weiter schimpfen, als der Hupenton eines Kraftwagens vom Hofe her erklang.
    »Nanu! Sind unsere Herrschaften schon wieder zurück«, sagte Hagemann, während er dem Doktor eine Tasse Tee einschenkte, »entschuldigen mich Herr Ministerialrat einen Augenblick.«
    Ein Raupenwagen stand auf dem Hof, ähnlich den eigenen Fahrzeugen, doch viel größer als diese. Verwundert besah sich Hagemann das Vehikel, als sich an dem eine Tür öffnete. Ein Mann kam heraus und redete ihn in englischer Sprache an. Hagemann raffte seine englischen Brocken zusammen und wußte nach wenigen Worten, daß er es mit Captain Andrew, dem Führer einer amerikanischen Expedition, zu tun habe.
    »Herr Dr. Wille ist nicht anwesend«, sagte Hagemann, »Herr Ministerialrat Schmidt vertritt ihn im Institut …«, er wollte fortfahren: »er wird sich sicher freuen, Sie zu sehen«, als eine zweite Person aus dem Wagen stieg, bei deren Anblick ihm die Rede stockte.
    Das war ja Mr. Garrison, jener Bursche, der schon einmal in der Station zu Besuch war. Die Herren Wille und Schmidt hatten es nach Möglichkeit vermieden, in Gegenwart dritter über die Boltongruppe zu sprechen. Aber Karl Hagemann hatte doch mancherlei aufgeschnappt, was nicht für seine Ohren bestimmt war, und sich seinen Vers darauf gemacht. Schnell hatte er seine Selbstbeherrschung wiedergefunden und lud die beiden Besucher mit einer verbindlichen Bewegung ein, näher zu treten.
    »Nehmen Sie Platz, meine Herren. Ich werde Herrn Ministerialrat sofort verständigen.«
    Damit verschwand er. Captain Andrew sah sich interessiert in dem saalartigen Raum um, in den Hagemann sie geführt hatte. Seine Aufmerksamkeit wurde von einigen Instrumenten gefesselt, die an der Schmalwand des Raumes standen. Es waren Magnetometer verschiedener Konstruktion, darunter aus Bussolen, um die magnetische Deklination und Inklination zu messen. Sein wissenschaftliches Interesse wurde lebendig. Er trat näher heran und hatte, ehe er sich’s versah, die Arretierung eines Inklinometers gelöst Die Nadel, nicht mehr festgehalten, folgte der magnetischen Richtkraft und stellte sich genau senkrecht.
    »Der Pol, Garrison! Sehen Sie her! Hier ist der magnetische Südpol. Die Deutschen haben ihr Institut genau auf den Pol gesetzt. Nach dem, was man über Willes Elektronentheorie weiß, mußte man es ja auch eigentlich erwarten.«
    Als Hagemann in Schmidts Arbeitszimmer zurückkam, schob der Doktor eben den letzten Bissen in den Mund und legte Messer und Gabel beiseite.
    »Sie können das Tablett herausnehmen«, sagte er und wollte sich wieder an sein Manuskript setzen.
    »Herr Ministerialrat, es sind nicht unsere Leute«, platzte Hagemann mit seiner Neuigkeit heraus. »Es sind Amerikaner. Captain Andrew ist hier, und außerdem der andere, der schon mal hier war, Mr. Garrison, Sie werden sich erinnern, Herr Ministerialrat.«
    Dr. Schmidt stand auf und zog sich seinen Rock zurecht.
    »Es ist gut, Hagemann, ich komme sofort.«
    Als Schmidt eintrat, war Captain Andrew dabei, Garrison an einer Bussole zu zeigen, daß die horizontale Richtkraft der Magnetnadel hier gleich Null war. In jeder beliebigen Stellung, in die er die Magnetnadel drehte, blieb sie ruhig stehen.
    Schmidt machte sich durch ein Räuspern bemerkbar und trat näher. Captain Andrew fuhr auf, als ob er bei etwas Unrechtem ertappt worden wäre.
    »Ich sehe, die Herren beschäftigen sich schon mit den magnetischen Verhältnissen der Station«, sagte der lange Schmidt und schüttelte den Amerikanern die Hand. Captain Andrew überwand seine Verlegenheit.
    »Sie entschuldigen, Herr Dr. Schmidt, aber es ist so interessant. Sie sitzen hier in der Tat genau auf dem magnetischen Südpol.«
    »Vorläufig stehen wir noch darauf«, sagte der lange Schmidt trocken. »Aber wir wollen uns setzen.«
    Er bat seine Gäste, wieder Platz zu nehmen, und ließ durch Hagemann einige Erfrischungen bringen. Es währte nicht lange, und er war mit Captain Andrew in ein tiefgründiges Gespräch über Polwanderungen im allgemeinen und die auffällige Wanderung des magnetischen Südpols im besonderen verwickelt. Öfter als einmal wurde Hagemann gerufen, um Bücher
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