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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel
Autoren: Hans Dominik
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ab, bleiben achthundertachttausend Dollar für uns.«
    Bolton wühlte in den Schriftstücken und zerrte ein anderes Blatt hervor.
    »Sie rechnen wie ein Schuster, Garrison! Hier sind unsere anderen Unkosten zusammengestellt. Ich will Ihnen nur die wichtigsten Posten nennen. Ein Flugzeug verloren. Zwei Reisen der City of Boston nach dem Mac-Murdo-Sund. Captain Andrews Expedition ausgerüstet. Zum Schluß noch der unverschämte Zoll, den sie uns in Frisco für das Erz abgenommen haben. Alles in allem eine runde halbe Million Dollar. Ich danke schön für das Geschäft.«
    Ungeduldig griff Garrison wieder zum Bleistift und rechnete weiter. »Sehen wir also die halbe Million Dollar auch noch ab, so bleiben immer noch dreihundertachtzehntausend Dollar Reingewinn. Ich meine, auch damit könnten Sie zufrieden sein.«
    Bolton griff sich an die Stirn und warf seinem Partner einen wütenden Blick zu.
    »Sie sind ein kompletter Narr, Garrison! Anders kann ich mir Ihre Rede nicht erklären. Bilden Sie sich denn wirklich im Ernst ein, daß ich mir ein volles Jahr meines Lebens um die Ohren schlage, mich in Abenteuer und Strapazen stürze, um schließlich mit einem lumpigen Gewinn von dreihunderttausend Dollar …«
    »… dreihundertachtzehntausend Dollar«, wagte Garrison einzuwerfen.
    »… von dreihunderttausend Dollar, die ich noch nicht einmal habe, herauszugehen«, brüllte Bolton. »Ich habe sie ja noch nicht einmal. Die neunhundert Kilogramm Platin müssen erst noch an den Mann gebracht werden. Es sind zwanzig Prozent der jährlichen Weltproduktion. Wer weiß, wie der Markt darauf reagieren wird. Mit Gold wäre es etwas anderes. Das hält seinen Preis. Der Platinpreis schwankt von Jahr zu Jahr. Er braucht nur um dreihundert Dollar pro Kilo abzuschlagen, dann ist der ganze Gewinn beim Teufel.«
    »Man muß das Metall vorsichtig auf den Markt bringen. In kleineren Mengen, so daß der Preis nicht gedrückt wird«, versuchte ihn Garrison zu beschwichtigen.
    Bolton lachte auf. »Sehr hübsch gesagt! Sie haben ja keine Ahnung, wie es an der Metallbörse in Wirklichkeit zugeht. Die Interessenten in Chicago und New York wissen heute schon längst, daß für meine Rechnung bei der Melting and Refining Company neunhundert Kilogramm Platin lagern. Darauf können Sie Gift nehmen, Garrison! Sie wissen auch, daß ich damit auf den Markt kommen muß, und sie werden ihre Preise danach machen. Der Metallhandel ist nicht besser als der Pferdehandel.«
    Bolton sprach aus Erfahrung. Er hatte in früheren Jahren manchen fetten Fischfang an der Metallbörse gemacht und kannte sich in allen dabei üblichen Tricks und Kniffen genau aus. Einen Teil seiner Millionen hatte er mit Kupfer und Zinn verdient, indem er blanko teuer verkaufte und vor dem Liefertermin die Preise durch allerlei dunkle Manöver ins Bodenlose drückte. Jetzt waren die Rollen vertauscht, und während der nächsten Wochen bedurfte es aller Gerissenheit, um die Vorräte abzusetzen, ohne daß die Preise dabei allzusehr sanken.
    Als er das letzte Kilo glücklich los war und das Fazit zog, blieb ihm gerade noch ein Reingewinn von zweihundertfünfzigtausend Dollar. Mit saurem Gesicht schrieb er den Scheck aus, der Garrison zehn Prozent davon überwies.
    »So, Garrison! Da haben Sie Ihren Anteil. Einmal und nicht wieder. Von der Antarktis bin ich kuriert.«
    Garrison löschte den Scheck ab und barg ihn sorgsam in seiner Brieftasche.
    »Captain Andrew hofft«, begann er vorsichtig, »daß Sie ihm die Mittel für seine nächste Expedition zur Verfügung stellen werden …«
    »Da hofft Captain Andrew vergeblich«, unterbrach ihn Bolton unwirsch. »Er soll sich seinen verdammten Wagen flicken lassen, von wem er Lust hat. Die nächste Reise mag ihm meinetwegen des Teufels Großmutter bezahlen. Ich nicht, Garrison! Ein zweitesmal falle ich auf den Schwindel nicht ‘rein.«
    »Aber das Gold, Mr. Bolton. Sie haben es selbst gesehen. Ich habe Ihnen doch meine ersten Schmelzproben gezeigt.«
    »Was haben Sie mir denn gezeigt? Einen Fingerhut voll Gold!«
    Vergeblich versuchte Garrison noch ein letztesmal mit dem Hinweis auf die großen Goldgewinne der Eggerth-ReadingWerke seinen Partner umzustimmen.
    »Niemals, Garrison! Niemals wieder! Das ist mein letztes Wort in dieser Sache. Wenn Sie einen Dummen brauchen, müssen Sie sich an jemand anders wenden. Für mich ist die Sache ein für allemal erledigt.«
    Garrison sah das Zwecklose seiner Bemühungen ein und wollte gehen, als Bolton noch
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