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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel
Autoren: Hans Dominik
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Abbruch folgte nun der Wiederaufbau. Zwei Tage und zwei Nächte nahm er in Anspruch. Dann war das Werk vollendet. Fertig und arbeitsbereit stand die Station an dem Ort, an dem man noch vor kurzem unendliche Goldmengen aus der Tiefe holte.
    Ein kurzer Abschied, ein letztes Winken und Grüßen, und die Stratosphärenflotte stieg zum Rückflug auf. Nur auf sich selbst angewiesen waren die wenigen Menschen wieder, die im Dienste der Wissenschaft und im Kampfe mit einer unwirtlichen Natur schon so viele Monate in der Antarktis verbracht hatten.
    Schon war die Mitte des kurzen antarktischen Sommers erreicht. Dr. Wille befand sich mit den Fahrzeugen der motorisierten Station auf einer Forschungsreise, die ihn bis zu den Hängen des Markham-Gebirges führen sollte. Der lange Schmidt war in der festen Station zurückgeblieben, eifrig damit beschäftigt das letzte Kapitel seines neuen Werkes niederzuschreiben.
    Ein mächtiger Raupenwagen, der gleiche, den vor Monaten ›St 11 h‹ an Bord der City of Boston absetzte, glitt nach Süden hin durch die Antarktis. Jetzt verlangsamte er seine Fahrt und hielt auf dem verschneiten Feld. Eine Tür öffnete sich, Captain Andrew kletterte hinaus und ging ein paar Schritte über den Schnee. Parlett folgte ihm, würdig wie ein englischer Lord, obwohl er mit allerlei Gerätschaften beladen war. Vor Captain Andrew begann er sie aufzubauen. Ein dreifüßiges Stativ zuerst, auf das er sorgsam einen Theodoliten mit allem Zubehör aufschraubte. Ein Tischchen kam daneben, auf dem ein Präzisionschronometer und ein elektrisches Chronoskop ihren Platz fanden.
    Soweit man sich auf die im Wagen und während der Fahrt gemachten Ortsbestimmungen verlassen konnte, mußte die Andrewsche Expedition sich in nächster Nähe dieser Stelle befinden. Aber von dem, was Garrison dort zu finden erwartete und was er Captain Andrew auf der langen Reise hierher öfter als einmal mit plastischer Deutlichkeit ausgemalt hatte, war weit und breit nichts zu sehen.
    Captain Andrew wollte sein Wort halten, aber er wollte auch nicht allzuviel von der kostbaren Zeit der wenigen Sommermonate für ein Unterfangen opfern, das ihm reichlich phantastisch vorkam. Diese Ortsbestimmung hier sollte der letzte Versuch sein. Mit den besten Mitteln und der größten überhaupt möglichen Genauigkeit wollte er sie vornehmen.
    Mr. Parlett erschien wieder auf der Szene, um Captain Andrew einen heißen Toddy zu bringen. Der trank davon und stürzte sich dann neugestärkt wieder auf seine Rechnung. Parlett trat näher an das Stativ heran. Das blinkende Fernrohr des Theodoliten interessierte ihn. Spielerisch drehte er es hin und her und brachte dabei ein Auge an das Okular, um hindurchzuschauen. Plötzlich zuckte er zusammen. »Mr. Andrew!«
    Captain Andrew blickte von seiner Rechnung auf.
    »Zum Teufel, Parlett, was fällt Ihnen ein? Was haben Sie da zu spielen, Sie haben mir die ganze Einstellung verrückt.«
    »Captain, ich sehe etwas. Ganz deutlich! Einen Funkturm!«
    Mit einem Satz war der Captain bei dem Apparat und schaute selbst hindurch. Ein Zweifel war nicht möglich. Deutlich war durch das stark vergrößernde Fernrohr des Theodoliten das feine Fachwerk eines Funkmastes zu sehen.
    »Los, Parlett! Alles zusammenpacken, in den Wagen bringen! Sie können den Mast auch sehen. Wir fahren darauf zu.«
    Gespannt kam Garrison Captain Andrew entgegen, als er in den Wagen zurückkehrte.
    »Haben Sie die genaue Ortsbestimmung, Captain?«
    Captain Andrew schüttelte den Kopf. »Nicht mehr nötig, Mr. Garrison. Wir haben einen Funkturm entdeckt, noch keine zehn Kilometer von hier entfernt. Sicher eine deutsche Station. Da wollen wir jetzt hinfahren. Vermutlich werden ja Leute dort sein. Die werden uns schon Bescheid sagen können, wo wir uns befinden.«
    Der brave Hagemann hatte an einer freien Stelle von Schmidts Arbeitstisch ein Frühstück aufgebaut, das seiner Kochkunst alle Ehre machte. Aber vergeblich hatte er schon zum dritten Male gemeldet: »Herr Ministerialrat, es ist angerichtet.« Der lange Doktor, an der anderen Seite des Tisches über sein Manuskript gebeugt, ließ die Feder über das Papier rasen und hörte und sah nichts von dem, was um ihn herum vorging.
    Der Auftrag Willes kam ihm in den Sinn. Nach kurzem überlegen entschloß er sich zu einem Gewaltstreich. Vorsichtig trat er von hinten heran, griff mit der einen Hand die Sessellehne, mit der andern eine Schulter Schmidts, zog den Sessel mitsamt dem Doktor vom Tisch fort,
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