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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel
Autoren: Hans Dominik
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Scheinwerfer die Umgebung taghell erleuchteten. Die wenigen Zentimeter, die das Stratosphärenschiff noch über dem Deck der City of Boston hing, konnte er von seinem Standort nicht wahrnehmen; ebensowenig wie die sechs Greiferarme, die den Tankwagen schnell und sicher durch die Luke in den Laderaum senkten und dort absetzten. Er sah nur, wie das Flugschiff plötzlich wieder emporstieg, starrte ihm noch erstaunt nach, als ihm ein neuer Funkspruch gebracht wurde:
    »Tankwagen mit Andrew-Expedition auf City of Boston abgesetzt. Luke schließen. Andere Luke für hundert Tonnen Gestein öffnen. Kommen schnellstens zurück. ›St 11 h‹.«
    Kapitän Lewis lief von der Brücke hinunter auf das Vorderdeck und schaute durch die offene Luke in den Laderaum; er rieb sich die Augen, wie wenn er einen Traum verscheuchen wollte. Da unten stand tatsächlich der große Raupenwagen an seinem alten Platz, als ob er den Bauch der City of Boston niemals verlassen hätte, und aus der geöffneten Tür kletterte Andrew seelenruhig. Da begriff Kapitän Lewis, daß es angebracht sei, auch den weiteren Anordnungen dieses unbegreiflichen Stratosphärenschiffes nachzukommen, und er gab die entsprechenden Befehle.
    In Boltons Kopf war nur der eine Gedanke: Wird das Flugzeug wiederkommen? Wird es mir mein sauer erworbenes Erz wirklich abliefern? Eine Stunde und noch eine weitere verstrichen. Dann blitzten die Scheinwerfer des Stratosphärenschiffes zum zweiten Male die City of Boston an. Wieder schwebte es kurze Zeit dicht über dem Deck des Dampfers. Wie aus einer geöffneten Schleuse ergossen sich hundert Tonnen des blinkenden Metalls aus dem Flugzeug rasselnd und polternd in die offene Luke des Dampfers.
    Warum hatten die ›St‹-Piloten das erstemal auf jener verwünschten Insel das Erz behalten, warum hatten sie es ihm, Bolton, diesmal wiedergegeben? Im Augenblick kam ihm der Gedanke an diese Frage nicht. Auch noch nicht während der Wochen, in denen die City of Boston die blaue See durchpflügte und die Andrewsche Expedition nach Frisco zurückbrachte.
    Erst viel später, als er seine Beute in den chemischen Werken von Detroit verarbeiten ließ und aus der gewaltigen Masse nur knapp eine Tonne Platin, vier Tonnen Silber und nur einige Kilo Gold gewann, begann er sich Gedanken zu machen, aber da war es zu spät. Für die nächsten Monate wenigstens schützte die lange Polarnacht das Geheimnis der Antarktis.

12
    Die Obstbäume, an deren duftigem Flor Dr. Wille und seine Leute sich bei der Rückkehr in die Heimat erfreut hatten, waren verblüht, und die Früchte an ihren Zweigen begannen sich zu runden. Dem Frühling war der Sommer gefolgt, und jeder ging in die Ferien, wer die Zeit und das Geld dazu hatte. Der englische Ministerpräsident fischte in Schottlands Bergbächen Forellen, sein französischer Kollege erholte sich am Strand von Dieppe von den Anstrengungen seines Berufes, und die übrigen Staatsmänner Europas taten desgleichen. Jene Wochen brachen an, die für den Politiker wie für den Journalisten gleichmäßig unergiebig zu sein pflegen.
    Ausnahmen von der allgemeinen Ruhe- und Ferienstimmung waren nur in einigen ämtern der deutschen Regierung zu finden, in denen man sich mit gewissen immer dringender werdenden Fragen beschäftigte. Minister Schröter hatte den Ministerialdirektor Reute und Professor Eggerth zu sich gebeten, um im kleinen Kreise noch einmal die Fragen durchzusprechen, die auf der Tagesordnung der nächsten Kabinettssitzung standen.
    Reute war von der Kraterstation nach Berlin gekommen und erst vor kurzem eingetroffen. Professor Eggerth brachte die neuesten Untersuchungen der Sachverständigen mit, über die er eben Vortrag hielt.
    »Das Gesamtergebnis unserer Gutachter«, sagte er zum Schluß seiner Ausführungen, »läßt sich wie folgt zusammenfassen. Die Erzschicht auf dem Kratergrund ist ein- bis zweihundert Meter stark. Unter ihr liegt das Urgestein der Antarktis. Das Erz besteht zum weitaus größten Teil aus reinem Nickeleisen. Nur vereinzelt sind Adern eingesprengt, die Edelmetall führen, stellenweise bis zu zehn Prozent Gold oder Platin. Im Laufe der letzten achtzehn Monate haben wir Gold im Werte von vier Milliarden Dollar daraus gewonnen. Unsere Sachverständigen glauben, daß noch etwa eine Milliarde herausgezogen werden könne. Danach dürfte der Goldvorrat des großen Meteoriten so ziemlich erschöpft sein. Wir werden – vorläufig wenigstens – mit dem Gesamtbetrag von fünf Milliarden zu
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