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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
Autoren: Georg R. Kristan
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im »Sonnentiegel« keinen Stein in diesem Abschnitt des Rheinufers ungeprüft lassen.
    Die letzte Meldung entkleidete den Fall ganz und gar seines Geheimnisses. Der 19jährige Sohn der Wirtsleute vom Ausflugslokal »Rheinrose« war um Mitternacht mit seinem Motorrad von einer reichlich kühl ausgefallenen Open-air-Veranstaltung aus Bonn zurückgekommen und hatte in einer von ihm als Abkürzungsweg benutzten Nebenstraße einen weißen Mercedes 380 SEL gesehen, der halb auf dem Gehweg geparkt war.
    Einen Schuß allerdings hatte in der »Rheinrose« niemand gehört. »Dafür donnern uns die Bundesbahnzüge die Ohren voll und vergraulen die Gäste«, hatte der Wirt noch bemerkt.
     
     
    Lupus kam von »Haus Falkenlust« zurück und sah den Kommissar vorwurfsvoll an. Freiberg ignorierte den Blick. »Wie hat sie’s aufgenommen?«
    »Nicht so leicht, wie ich dachte. Der Schock ging tief. So habe ich eine Frau noch nie weinen sehen. Da muß etwas wieder aufgebrochen sein von den verschütteten Gefühlen. Sie hat auch nicht nach dem Geld gefragt.«
    »Aber du hast doch erwähnt, daß es eingezogen wird?«
    »Habe ich. – Und was läuft hier?«
    »Alles läuft: Falkenhorsts BMW in Oberkassel gefunden, Autoschlüssel von einem Spürhund am Rheinufer entdeckt, und der weiße Mercedes hat gegen Mitternacht in der Nähe des vermutlichen Tatorts geparkt. Lassen wir also Nelson kommen – und du hältst dich bitte zurück.«
    Kaum zehn Minuten später wurde Freddy Nelson in Handschellen von einem Beamten des Polizeigewahrsamsdienstes vorgeführt; unbemerkt vom Publikum, denn dafür gab es einen besonders gesicherten Aufzug.
    »Ich protestiere gegen meine Festnahme!« rief Nelson und ließ sich auf den ihm angebotenen Stuhl fallen. »Und mit den Dingern an den Knochen sage ich kein einziges Wort«, damit schlug er die Handschellen auf die Schreibtischplatte.
    »Abnehmen, bitte«, sagte Freiberg.
    Freddy Nelson drehte erleichtert seine Unterarme und rieb sich die Handgelenke. »Freiheitsberaubung; das wird Sie teuer zu stehen kommen.«
    Lupus hielt es nicht mehr auf dem Stuhl. Er stand auf und lehnte sich an die Wand.
    Freiberg blieb ganz ruhig. »Herr Nelson, hören Sie zu! Ich beschuldige Sie des Mordes an Andreas Falkenhorst, und jetzt beschuldige ich Sie auch des Mordes an Michail Artanow, alias Werner Schulze. Nach dem Gesetz steht es Ihnen frei, sich zur Beschuldigung zu äußern oder nichts zur Sache auszusagen. Ich stelle Ihnen anheim, einen Verteidiger beizuziehen.«
    »Haben Sie noch mehr solche Überraschungen auf Lager?«
    »Nur Tatsachen. Falkenhorst hat Ihnen hunderttausend Mark geliehen.«
    »Und? – Das hätten Sie nie erfahren, wenn dieses Miststück Evelyn nicht gequatscht hätte. Die fliegt raus, im hohen Bogen.«
    »Dann haben Sie angenommen, Falkenhorst hätte sich das Geld auf eine krumme Tour beschafft und Sie könnten noch mehr aus ihm herausholen. Versuchte Erpressung nennt man das.«
    »Alles Unsinn. Aber da muß doch etwas faul gewesen sein, wenn dieser Bumsheini von Evelyn, dieser Schulze oder Attanich oder wie der heißen soll, mir in die Ohren brüllt, er hätte ein Anrecht auf das Geld.«
    »Lassen wir das. Wo waren Sie am Mittwoch zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht?«
    Nelson dehnte gelangweilt seine Antwort: »Mein – Gott – in – Köln. Da war ich letzte Nacht auch. Ich muß mich von Zeit zu Zeit nach neuen Mädchen umsehen.«
    »Die dann von Zeit zu Zeit in die Schweiz verschwinden. Angelina und Dorothee bleiben jedenfalls hier. Meine Anordnung.«
    »Ich werde dafür Schadenersatz fordern.«
    »Und ich werde dir gleich eins auf den Nuschel hauen«, brummelte Lupus.
    »Was war das?« fragte Nelson.
    »Ach nichts, mein Kollege philosophiert«, wiegelte Freiberg ab. »Herr Nelson, wo waren Sie in Köln, Adressen bitte?«
    »Diese dämliche Fragerei geht mir auf die Nerven. Jeder Mensch ist sein eigenes Alibi.«
    Jetzt kam der erste gezielte Schlag. »Warum haben Sie von Falkenhorst weitere dreihunderttausend Mark gefordert?«
    Freddy Nelson schluckte. »Ääh, hmm, ich soll das gefordert haben? Alles Quatsch!«
    Kommissar Freiberg wiederholte eine früher gestellte Frage: »Wo waren Sie am Mittwoch abend, nachdem Sie den ›Sonnentiegel‹ verlassen hatten?«
    »Ja verdammt, in Köln!«
    »Direkt hin und zurück?«
    »Autobahn. Direkter geht’s nicht.«
    »Bursche, du lügst nicht mehr lange«, fuhr Lupus dazwischen.
    Freddy Nelson richtete sich entrüstet auf. »Herr Kommissar,
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