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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder
Autoren: Carter Brown
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blaues Paradies an der Küste«,
sagte ich.
    »Das
muß ein Zufall sein«, sagte sie und seufzte leise. »Ich habe noch nie einen
Burschen kennengelernt, der von außerhalb der Stadt kam und noch nicht
verheiratet war .«
    »Wenn
Sie sich bei der FBI erkundigen wollen, habe ich nichts dagegen«, erwiderte ich
gelassen. »Wenn Sie gute Nacht sagen und nach Hause gehen wollen, ebensowenig .«
    Sie
schnalzte mit der Zunge. »Mr. Holman! Wir Houris haben Pflichtgefühl — wir sind so etwas wie ein Geschenk. Wenn wir uns schon
einmal verpflichtet haben, bleiben wir dabei. Wind und Regen, Hagel und Schnee
— wir und das Postamt wanken nie .«
    »Seit
wann sind Sie eine Houri ?« fragte ich.
    »Ich
habe im Magazin als > Houri des Monats<
begonnen, als Faltbild mit ein paar merkwürdigen Falten an den merkwürdigsten
Stellen — mit und ohne Drapierungen und rund um eine Büste Shakespeares .« Sie lachte heiser. »Man bezeichnete mich als den
intellektuellen Typ, und natürlich hatte das Ganze gar nichts mit einem von
Natur aufrecht stehenden Busen zu tun. Später hörte ich dann, daß Stanton den
Club eröffnete und Mädchen suchte, und so bewarb ich mich. Ich bin seit dem
Eröffnungsabend dort, der ungefähr acht Monate zurückliegt, und wenn Sie mich
fragen, weshalb ein nettes Mädchen wie ich in so wenig Bekleidung arbeitet, so
werde ich Ihnen sagen, daß ich es deshalb tue, weil ich zweihundertfünfzig in
der Woche verdiene, was genau hundertfünfzig mehr sind als mein Gehalt als
Schullehrerin.«
    Sie
barg für einen Augenblick ihr Gesicht in ihrem dampfenden Getränk und sah mich
dann wieder an. »Das ist also die Geschichte meines Lebens — wie steht’s mit
Ihnen, Mr. Holman? Wie mogeln Sie sich durchs Dasein ?«
    »Ich
bin Wirtschaftsberater«, sagte ich.
    »Das
klingt nicht gerade aufregend .« In ihren Augen lag ein
spöttischer Ausdruck. »Sie sehen nach etwas anderem aus — vielleicht nach einer
Kreuzung aus einem Schwindler und einem Rausschmeißer ?«
    »Das
muß an dem abgeschlossenen Leben liegen, das ich führe«, sagte ich. »Aber wenn
Sie seit der Eröffnung im Club gearbeitet haben, so müssen Sie doch Shirley
Sebastian gekannt haben ?«
    Ihr
Gesicht umwölkte sich ein wenig, und sie wandte den Blick ab. »Ich erinnere
mich vage an sie«, sagte sie mit abweisender Stimme. »Sie war nur ungefähr
einen Monat da und wurde dann entlassen .«
    »Und
hat sich hinterher umgebracht .«
    »Es
war schrecklich«, sagte sie leise. »Ich habe darüber in den Zeitungen gelesen .«
    »Sie
wurde rausgeschmissen, weil sie rauschgiftsüchtig war, habe ich gehört«, sagte
ich erwartungsvoll.
    »Wirklich?
Das weiß ich nicht — ich habe sie kaum je gesehen, während sie im Club
arbeitete. In den meisten Nächten waren wir so beschäftigt, daß wir nicht
einmal die Zeit hatten, uns gegenseitig mit >Hallo< zu begrüßen .«
    Ich
überlegte, daß es offensichtlich verschwendete Zeit war, weiterzufragen, und so
ließ ich es. Als ich mit meinem Bourbon fertig war, hatte auch Nina ihren Tom
und Jerry ausgetrunken.
    »Nun?«
Ihr Gesicht hatte sich wieder erhellt. »Ich vergesse meine Pflichten als Houri . Was wünscht Ihr jetzt, Herr? Noch etwas zu trinken?
Musik? Sagt mir Eure Wünsche, sie sollen erfüllt werden .«
    »Wenn
es Ihnen nichts ausmacht, würde ich vorziehen, ins Bett zu gehen«, sagte ich
höflich. »Ich bin heute morgen früh aufgestanden .«
    Sie
zog eine Grimasse. »Natürlich ziehen Sie vor, ins Bett zu gehen, Mr. Holman.
Ich weiß wirklich nicht, weshalb ich so dumm war, einen Augenblick lang
anzunehmen, Sie unterschieden sich vom Rest der übrigen Mannsbilder, die
hierherkommen .« Sie stand mit einer geschmeidigen, straffen
Bewegung auf. »Okay, Mr. Holman , Ihre Houri wird Ihnen den Weg zeigen .«
    Ich
folgte ihr durch die Diele und die eindrucksvolle gewundene Treppe empor. Der
Name »Blaues Zimmer« erklärte sich von selbst, nachdem wir einmal drinnen waren
— angefangen von dem blauen Satinbezug auf dem einem Sultan gemäßen Bett bis zu
den blauen Vorhängen vor den Fenstern — , aber der massive, blaugefärbte, mit
Sternchen übersäte, genau über dem Bett an der Decke angebrachte Spiegel war
eine wenn auch nicht gänzlich originelle, so doch reizvolle Neuerung.
    »Carter
Stanton hatte einen Innendekorateur, der jedes Zimmer im Haus in anderem Stil
eingerichtet hat«, sagte Nina beiläufig. »Ich weiß nicht, wie er diesen Stil
hier bezeichnet hat — > Regency Bordello <
fände ich nicht
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