Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
Gefangenen erstickt. »Ich leide unter Klaustrophobie   …«
    Als Antwort wurde er angebrüllt und weitergestoßen.
    Patrik kroch mit den anderen durch den engen Tunnel. Plötzlich verwandelte sich der Gang in einen gewölbeartigen großen Saal, durch den Wasser floss. Patrik stand auf und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass Sandrine nur ein paar Meter vor ihm war.
    Sie wateten den unterirdischen Fluss entlang, der Patrik an die Shakombe-Höhlen in Afrika erinnerte, an die Flüsse dort, die er mit Beate durchquert hatte.
    Im selben Moment stutzte er. Er spürte einen leichten Lufthauch auf dem Gesicht. Die unterirdischen Flüsse verzweigten sich normalerweise   … Im Licht einer Taschenlampe erkannte er kleine und große, teils mannshohe Spalten im Fels. Durch einen davon musste eine Verbindung zur Außenwelt bestehen.
    Patrik gab sich Mühe, klar zu denken. Niemand wäre daran interessiert, für ihn Lösegeld zu bezahlen. Auch der finnische Staat würde kaum eine Summe dafür opfern, einen Bürger zu befreien, der an einem schweren Verbrechen beteiligt gewesen war. Er war vollkommen auf sich gestellt.
    Sandrines Familie in Belgien hingegen würde jede Summe bezahlen, aber für sie würden die Taliban nicht einmal Geld verlangen. Ihr drohte in den Händen dieser Männer ein gnadenloses Schicksal.
    Er musste etwas unternehmen, und zwar jetzt.
    »Komm«, sagte Patrik, packte Sandrine am Arm und zog sie mit sich zu einem großen Felsspalt, vor dem er den leichten Luftstrom gespürt hatte. Unter ihren Füßen spritzte das Wasser auf, die Rufe der Männer hallten von den Wänden wider.
    »In den Spalt dort«, keuchte Patrik im Rennen.
    In der Dunkelheit zuckten Mündungsfeuer auf, ohrenbetäubendes Rattern erfüllte die Höhle.
    Patrik warf sich in den Spalt und zog Sandrine mit sich. Um sie herum hagelten Steinbrocken herab, losgelöst von den Kugeln, die in der Felswand einschlugen. Patrik eilte in dem schmalen Spalt weiter, zum Glück machte der Gang bald eine Biegung, sodass die Taliban von der Haupthöhle aus nicht mehr auf sie schießen konnten. Patrik musste sich seitlich vorwärtsbewegen, um durch den engen Zwischenraum zu kommen. Die Wände drückten gegen Brust und Rücken.
    Plötzlich rutschte Sandrines Hand aus seiner, sie stolperte und fiel. Die Verfolger waren ihnen unmittelbar auf den Fersen. Patrik schauderte, er hatte nicht genug Platz, um sich umzudrehen, aber er tastete mit der Hand nach Sandrine. »Kommst du hoch?«, keuchte er und spürte kurz darauf wieder ihre Hand.
    Mühsam half er ihr auf die Beine. Er zwängte sich weiter durch die Enge, und gerade als er Sandrine durch die engste Stelle zog, tauchte hinter ihnen das blendende Licht einer Handlampe in der Dunkelheit auf. Patrik zog Sandrine mit zwei Händen an sich. Man hörte die Rufe der immer näher kommenden Männer.
    Als Sandrine sich taumelnd aufrichtete, zuckten erneut die Mündungsfeuer der Waffen auf.
    Patrik rollte sich zur Seite und riss Sandrine mit sich. Die Kugeln schlugen in den Wänden ein, und Steinbrocken fielen herab.
    Das half ihnen, denn es würde die Verfolger Zeit kosten, die Steine aus dem Weg zu räumen.
    Jetzt nahm Patrik den Luftstrom stärker als zuvor wahr. Irgendwo musste es tatsächlich eine Öffnung geben, es hatte sich gelohnt, alles auf eine Karte zu setzen. Er hielt Sandrine an der Hüfte umklammert. Auf einmal spürte er etwas Feuchtes und Warmes an der Hand. Sandrine blutete.
    »Sandrine   …«
    Er blieb mit ihr stehen. Sie antwortete nicht.
    »Sandrine«, flüsterte Patrik erneut.
    Er hörte nur das Fluchen der Verfolger, die hinter ihnen die Steine aus dem Weg räumten.
    »Patrik, du   … du musst alleine weitergehen   …«
    »Nein, wir bleiben zusammen. Ich gehe nirgendwohin ohne dich.«
    »Ich schaffe es nicht, eine Kugel hat mich getroffen   … Aber du kommst durch, wenn du mich hier zurücklässt«, sagte Sandrine schwach.
    Die Verfolger würden jeden Moment durch die Engstelle kommen.
    Patrik stand auf und nahm Sandrine auf den Arm.
    »Nein«, keuchte sie. »Das geht nicht   …«
    Mit langsamen und vorsichtigen Schritten ging Patrik weiter. Über die Wände huschten bereits Lichtstreifen. Die Verfolger räumten die letzten Steine aus dem Weg.
    An den scharfen Kanten der Felswände schürfte sich Patrik die Ellbogen und Fingerknöchel blutig, während er mit Sandrine auf dem Arm mühsam vorwärtsschwankte. Ständig prallte er gegen Steine, seine Kräfte begannen zu schwinden. Aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher