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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer
Autoren: Daniela Frenken
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ausgeliefert, wenn sein Geist wieder verrücktspielte. Katrin packte den Ast fester, setzte ihm nach, holte aus, schloss die Augen und schlug zu. Sie hörte den blättergedämpften Aufprall und öffnete die Augen wieder.
    Einen Moment stand sie nur fassungslos vor dem niedergestreckten, großen Körper. Dann schluchzte sie wieder auf. Sie wollte ihn nur betäuben. Hoffentlich hatte sie ihn nicht ernsthaft verletzt. Sie kniete nieder und versuchte festzustellen, wo sie ihn getroffen hatte. Am Kopf? An der Schulter? Oder am Rücken? Sie tastete ihn fahrig ab, konnte aber nichts erkennen. Sie stand wieder auf und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Nach Hause laufen und nach Otto sehen? Oder ins Dorf zur Polizei? Was, wenn er bis dahin wieder wach werden würde? Noch einmal warf sie einen Blick auf ihn.
    Verzweiflung überkam sie. So fühlte es sich also an, wenn einem das Herz brach. „Oh, Robert.“ Sie sah noch einen Moment auf ihn hinunter, dann wischte sie sich die Augen ab, straffte die Schultern und machte sich auf den Weg nach Hause.
     
    „Wo willst du denn hin? Wir sind hier noch nicht fertig“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr, als sie gerade ein paar Schritte gegangen war. Erschrocken erstarrte sie. Ihre Härchen im Nacken stellten sich auf bei diesen drohenden Worten. Sie drehte sich nicht um, um zu sehen, ob er schon wieder auf den Beinen war. Sie rannte los.
    Durch das Rascheln der Blätter hörte sie seine schweren Schritte und obwohl es ihr unmöglich schien, rannte sie noch schneller. Sie hatte beinahe den Feldweg erreicht, als er ihr Haar zu fassen bekam und ein schmerzhafter Ruck an ihrem Kopf sie abrupt zum Stehen brachte. Sie strauchelte und fiel gegen eine harte Brust, als ihr vor Schmerz beinahe die Sinne schwanden. Sie schloss einen Moment die Augen, als die Bäume vor ihr zu flimmern begannen, öffnete sie aber wieder mit einem Stöhnen, als sie nach hinten auf den Waldboden gezerrt wurde und ihr Peiniger sie an den Haaren hinter sich herschleifte.
    Nach Atem ringend sah sie die kahlen Baumwipfel an sich vorbei ziehen. Das konnte doch nicht wirklich geschehen, schoss es ihr immer wieder durch den Kopf. Robert zog sie über den Boden wie ein Stück Vieh. Dann kam wieder Leben in sie und sie trat mit den Beinen um sich, um sich zu befreien. „Robert, lass mich los“, schrie sie, obwohl sie wusste, dass es sinnlos war. Sie hatte an seiner Stimme erkannt, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte.
    Katrin versuchte, einen Blick auf ihn zu erhaschen, aber sie konnte nicht weit genug nach hinten sehen. Was hatte er als Nächstes mit ihr vor? Plötzlich blieb er stehen und endlich ließ er ihre Haare los. Erleichtert atmete sie auf, als der Schmerz ein wenig nachließ. Ihre Kopfhaut brannte wie Feuer. Sie blieb reglos liegen und wartete. Als nichts passierte, drehte sie vorsichtig den Kopf nach links, dann noch etwas weiter, um nach hinten zu sehen. Er war nicht mehr da. Schnell sah sie zur anderen Seite und japste auf. Wie konnte das sein? Neben ihr lag der bewusstlose Robert. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und versuchte zu verstehen, was hier vor sich ging.
    „Welch angenehme Überraschung das war, als ihr beiden gerade an meiner Hütte vorbeispaziert kamt. Und wie nett von dir, dass du diesem Teufel schon einmal eins übergezogen hast. Ich hoffe, er ist jetzt endlich verreckt.“
    Katrins Blick flog in die Richtung, aus der die Stimme kam und sie sah einen Mann, der mit einem dicken Stock in der Hand aus Ottos Hütte kam. Unwillkürlich wich sie ein Stück zurück, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    „Bleib ruhig sitzen, oder ich zieh dir jetzt schon eins über.“
    Katrin gehorchte. Immer noch starrte sie die große Gestalt an, die auf sie zu trat. „Wer sind Sie?“, brachte sie heraus, als er sie nur interessiert anstarrte, als hätte er so etwas wie sie noch nie gesehen. „Warum tun Sie das?“, rief sie verzweifelt.
    „Ja, warum tue ich das alles?“ , sagte er nachdenklich, während er die zwei Gestalten auf dem Waldboden ansah. „Weil einer ja die Drecksarbeit machen muss“, beantwortete er dann ihre Frage. „Die anderen stecken ihre Köpfe in den Sand und meinen, alles erledige sich von selber.“ Er schnaufte. „Als ob sich das Böse einfach in Luft auflösen würde“, schrie er dann. „Wie oft hab ich schon gedacht, ich wäre diese Brut der Hölle endlich los. Gebetet hab ich, dass man ihm endlich den Garaus macht. Aber nein. Immer wieder kommt er
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