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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer
Autoren: Daniela Frenken
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drückte ihre Mutter behutsam in einen Lehnstuhl im Esszimmer.
    „Du brauchst jetzt gar keine Krokodilstränen zu vergießen. Wer hat sich denn mit dem Teufel eingelassen?“ Oma Mine stieß ihre Enkeltochter mit dem Gehstock an. „War es das wert? Konntet ja nicht auf meine Warnungen hören.“ Omas wässrige Augen waren blutunterlaufen und mit letzter Kraft ließ sei sich in ihren Schaukelstuhl sinken. „Deine Mutter hat mir alles erzählt. Jetzt rennt ihr rum wie aufgescheuchte Hühner. Jetzt, wo es zu spät ist. Wo er den Jungen auf dem Gewissen hat.“
    Katrin sah zu, wie ihre Oma ihre blaugeäderten Hände zitternd an die Lippen hob und um Fassung rang.
    „Nein“, schluchzte sie auf und rannte hinaus.
    Sie rannte über den Hof und weiter den Weg entlang. Wohin konnte er Otto gebracht haben? Vielleicht würde sie die zwei noch rechtzeitig finden? Immer noch regnete es so stark, dass sie kaum ein paar Meter weit sehen konnte.
    Ziellos rannte sie durch die Gegend, immer laut Ottos Namen rufend. Einmal meinte sie etwas gehört zu haben, aber durch das Rauschen des Windes wusste sie es nicht genau. Vielleicht am See? So schnell ihre schmerzenden Lungen es zuließen, rannte sie zum Wasser.

Kapitel 22
     
    Der Regen hatte aufgehört und nur noch ab und an tröpfelte es von den kahlen Bäumen. Es roch nach nasser Erde, nach Laub und nach Tod.
    Robert starrte auf den Leichnam vor sich und gab einen erstickten Laut von sich. Was hatte er nur getan?
    Bis zuletzt hatte er sich immer wieder zu trösten versucht, dass es vielleicht doch für alles eine Erklärung gab. Doch jetzt hatte er endlich die traurige Gewissheit, dass er ein hoffnungslos verrückter Mörder war. Ihm wurde schwindlig und er befürchtete schon, ohnmächtig zu werden. Er konnte es einfach nicht ertragen, das, was er getan hatte.
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr und er riss den Kopf nach links. Dann schrie er auf. Da kam Anne auf ihn zu. Anklagend schrie sie ihn an, weil er sie ermordet hatte. Nein, Robert stöhnte, das war nicht Anne, Anne war blond gewesen, blond wie die Haare auf dem Beil. Das war Katrin. Plötzlich erwachte Robert aus seinem Tagtraum. Katrin kam durch den Wald auf ihn zu. Schnell lief er ihr entgegen. Sie durfte auf keinen Fall die Leiche sehen. Beinahe hatte er sie erreicht und jetzt verstand er auch, was sie die ganze Zeit rief. Sie rief nach Otto.
     
    Katrin sah Robert auf sich zukommen, doch ihre Augen suchten hektisch die Umgebung ab. Wo war ihr Bruder?
    „Otto“, rief sie wieder. Als Robert sie beinahe erreicht hatte, schrie sie ihn an. „Wo ist Otto? Was hast du mit ihm gemacht?“ Verzweifelt schlug sie mit ihren Fäusten gegen seine Brust.
    Er ließ sie gewähren, bis sie hilflos schluchzend die Arme an ihre Seite fallen ließ und nach Atem rang.
    „Robert, bitte, bitte, sag mir, wo mein Bruder ist“, flehte sie schließlich.
    „Katrin, Otto ist zu Hause“, brachte er heraus.
    „Lüg mich nicht an. Da ist er nicht.“ Ihr Blick huschte zu der Stelle, wo sie Robert wenige Minuten zuvor hatte stehen sehen.
    Robert sah, wohin ihr Blick wanderte und als sie losrannte, setzte er ihr nach. „Katrin, nicht.“ Er bekam sie zu fassen und zog sie zu sich heran. „Da ist er nicht. Ich hab ihn eben erst nach Hause geschickt. Jetzt beruhige dich.“
    „Lass mich los, ich will sehen, was da vorne ist.“ Katrin wehrte sich gegen seinen Griff wie eine Furie, aber es war zwecklos. Er überwältigte sie spielend.
    „Es tut mir leid, Katrin, aber du willst ja nicht hören.“ Unsanft zog er sie von der Stelle weg, die sie auf keinen Fall zu sehen bekommen sollte.
    „Robert, lass mich los“, rief sie zu seinem Rücken, während er sie, ohne sich umzugucken, quer durch das Wäldchen zog. Sie hatte ihn vom Feldweg aus mitten im Wald zwischen den kahlen Bäumen stehen sehen. Jetzt stapfte er in Richtung Hütte. Die Hütte, die er für Otto gebaut hatte. Mein Gott, der liebe Otto. „Robert, ich tu ja alles, was du willst, aber sag mir doch, wo Otto ist.“
    Er ließ sie los und drehte sich um. „Katrin, was faselst du immer von Otto? Ich sag dir jetzt zum dritten Mal, ich hab ihn nach Hause geschickt. Wir waren bei  Heimanns auf dem Hof. Dein Vater hat mir letzte Woche gesagt, wir müssten mal da vorbeischauen, weil er Welpen hat. Also bin ich heute mit Otto hingegangen und hab einen neuen Hofhund besorgt.“ Prüfend sah er sie an. „In Ordnung?“
    Langsam nickte Katrin, ohne ihn aus den Augen zu
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