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Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche
Autoren: Cate Tiernan
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so vielen Dingen belogen. Vielleicht lag es ganz in seiner Absicht, dass wir uns in ihn verlieben und folglich nicht auf die Idee kommen, er könne uns umbringen wollen.«
    »K eine Ahnung«, sagte Thais nach einer langen Pause. »I ch kann’s mir nicht vorstellen. Rein logisch gesehen, wäre es möglich. Aber ich will es einfach nicht glauben.«
    »J a. Ich weiß.« Ich atmete aus und fühlte mich unfassbar müde. Herauszufinden, dass das eigene Leben aus einem Lügennetz bestand, konnte schon mal so eine Wirkung haben. »A ber dennoch … Wir sollten diese Möglichkeit nicht außer Acht lassen. Er hat uns schamlos belogen. Hat uns glauben gemacht … Ich meine, er war doch sehr überzeugend, oder? Wer weiß, wozu er noch fähig ist?« Ich sprach die Worte aus, obwohl sich etwas in mir sträubte, sie zu glauben.
    »W ir sind jedenfalls nicht außer Gefahr«, fuhr ich fort. »V or allem, da Nan immer noch verschollen ist. Aber mir ist gerade etwas eingefallen… Es gibt da einen Zauber.«
    Ich erwartete beinahe schon, dass Thais wieder ihren berühmten Gesichtsausdruck bekommen würde, der an saure Milch erinnerte, und ich wurde nicht enttäuscht. Obwohl sie die Magie im Zirkel der Treize so genossen hatte, fand sie es immer noch schwer, sich mit dem ganzen Hexenspuk anzufreunden.
    »E s ist ein Zauberspruch, bei dem zwei Menschen ihre Macht gewissermaßen teilen«, sagte ich und versuchte mich daran zu erinnern, wo ich das zuletzt gesehen hatte. »M enschen, die sich lieben, benutzen ihn, um ihre Verbindung miteinander zu stärken und sich noch näher zu kommen. Ein Elternteil könnte ihn dazu verwenden, sein Kind beim Magiestudium zu unterstützen und es stärker zu machen. Er macht es leichter, die eigenen Kräfte zusammenzuführen. Wenn wir es tun… würden wir beide stärker. Bei allem, was eventuell noch auf uns zukommt.«
    Thais nickte nachdenklich. »I st es gefährlich?«
    Ich runzelte die Stirn. »I ch denke nicht. Ich hol mal das Buch.« Ich wusste, was sie meinte. Thais und ich hatten uns bereits in Magie geübt, eine gemeinsame Vision gehabt, doch das Ganze hatte sich seltsam intensiviert und war außer Kontrolle geraten. Ich wusste nicht, weshalb. Unsere Großmu… Petra hatte uns erzählt, dass die Leute in unserer famille Angst vor Zwillingen hatten, da deren Magie im Doppelpack beängstigend stark werden könne. Ich war mir nicht sicher, ob das der Wahrheit entsprach.
    In dem kleinen Haus, das ich mit Nan teilte, hatten wir im Erdgeschoss ein Wohnzimmer, ein Arbeitszimmer, ein Esszimmer, ein kleines Badezimmer und eine Küche. Im oberen Stockwerk gab es zwei kleine Schlafzimmer und ein weiteres Bad. Die Bücherregale im Arbeitszimmer waren vollgestopft mit Werken über Magie. Als Thais das erste Mal hierhergekommen war, hatte sie der Anblick unserer Bücher und der magischen Hilfsmittel völlig entsetzt. Beim Gedanken daran kicherte ich.
    »S teht der Spruch vielleicht hinten im Register?«, fragte Thais. »K ann ich dir beim Nachgucken helfen?«
    »S prichst du Altfranzösisch?«
    »N ö, nicht mal Französisch«, antwortete sie. »Z umindest nicht besonders viel.«
    »O kay, dann bleib einfach ruhig sitzen. Ich müsste es eigentlich finden…«
    Wenig später hatte ich den Spruch in dem alten grimoire, einem Zauberbuch, das Nan gehörte, rausgesucht. Im Altfranzösischen war ich zwar nicht flüssig, aber ich kam gerade so durch. Der Zauber hieß »J oindre tous les deux« oder »B eide vereinigen«.
    Schnell raffte ich die Hilfsmittel zusammen.
    »W arum nur fühle ich mich wie in der Addams-Family?«, fragte Thais, während sie mir zusah. »F ehlen dir nicht noch ein Molch und ein Fledermausflügel?«
    Ich sah sie an. »D ie Magie im Haus von Axelle hat dir doch gefallen, oder nicht?«
    Sie senkte den Blick und ihr Lächeln verschwand. »J a.«
    »A lso, dann komm rein«, sagte ich. Thais stellte sich neben mich, während ich um uns herum auf den Boden des Arbeitszimmers einen Kreidekreis zeichnete.
    »D u bist richtig gut darin, Kreise zu malen.« Thais klang nervös.
    »V iel Übung. Grundlagenkurs Zirkelzeichnen.« Ich wiederholte das Gleiche mit Salz, holte dann Nans vier Zinnpokale herbei, welche die vier Elemente symbolisieren sollten, und stellte sie an die Spitzen eines imaginären Kompasses. In einer war Wasser, in einer Weihrauch als Symbol für Luft, in einer Dreck aus unserem Garten als Symbol für, na ja, Erde und in einer eine Kerze für das Feuer.
    »F euer ist unser Element«,
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