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Ein reizvolles Angebot

Ein reizvolles Angebot

Titel: Ein reizvolles Angebot
Autoren: EMILIE ROSE
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vorgenommen, war die Aufstellungen durchgegangen, die Tara aus den Jahresabschlüssen zusammengestellt hatte, und hatte ihre Notizen mit den Hinweisen verglichen, die Nadia ihm gegeben hatte. Zu guter Letzt formte sich allmählich ein Bild. Eine Spur wurde erkennbar, und endlich zeichnete sich eine Antwort auf die Frage ab, wer sich auf Kosten der Reederei bereicherte.
    Wie gern hätte er Tara seine Entdeckung mitgeteilt und ihre Meinung darüber gehört. Ohne ihre Bestätigung fehlte ihm etwas. Ohne sie fehlte ihm überhaupt etwas. Auf Schritt und Tritt wurde er an sie erinnert. So auch, als er ins Bad ging, um zu duschen. Tara hatte mit großer Umsicht sein Büro eingerichtet und auch hier die Regale aufgefüllt. Alles, was er brauchte, war vorhanden. Nicht einmal sein spezielles Aftershave hatte sie vergessen.
    Als Rand aus dem Badezimmer, das direkt an sein Büro grenzte, zurückkam, einigermaßen erfrischt und in Gedanken immer noch damit beschäftigt, wie er sich mit Tara einigen sollte, hörte er nebenan ein Geräusch. Er schaute auf die Uhr. Es war punkt acht. Wer außer ihr tauchte um diese Zeit schon im Büro auf? Er stellte den Kaffeebecher, den er sich gerade vollgeschenkt hatte, auf dem Sideboard ab und ging nachsehen. Sollte sich tatsächlich jemand an Taras Schreibtisch zu schaffen machen? Glücklicherweise hatte er schon alle die Rendezvous Line betreffenden Unterlagen an sich genommen und in sein Büro geschafft.
    Rand drückte die nur angelehnte Tür ein Stück weit auf, lugte durch den Spalt und hielt überrascht den Atem an. Über Taras Schreibtisch gebeugt stand niemand anderes als – Tara. Sie war gerade dabei, ihre Handtasche in der untersten Schublade zu verstauen.
    Rand unterdrückte einen Freudenschrei. Dann überlegte er kurz und kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass Tara vermutlich nur vorhatte, ihren Schreibtisch zu räumen und das Empfehlungsschreiben abzuholen, das es ihr erleichtern sollte, einen neuen Job zu finden. Er durfte sie doch nicht einfach so gehen lassen! Sie hatte einen Vertrag unterschrieben. Er konnte ihr die Rechtsabteilung von KCL auf den Hals hetzen, die imstande war, ihr einige Schwierigkeiten zu bereiten. Oder hatte sie ihren vorzeitigen Abgang sogar von Anfang an geplant, da sie ja so auffällig frühzeitig auf dieses Empfehlungsschreiben gepocht hatte? Es war doch möglich, dass sie ihn auflaufen lassen wollte, aus Rache dafür, dass er ihr vor fünf Jahren den Laufpass gegeben hatte. Nein, dachte Rand, Rachegelüste sind nicht Taras Art.
    „Ich hatte dich heute eigentlich nicht hier erwartet“, sagte er laut.
    Erschrocken fuhr sie zusammen. In ihrem blassen Gesicht waren trotz des etwas reichlicher als sonst aufgetragenen Make-ups deutlich die Ringe unter den Augen zu erkennen. „Wieso nicht? Ich habe dir mein Wort gegeben, dass ich dieses eine Jahr hier arbeite, und mein Wort halte ich. Allerdings wird sich unser Verhältnis zueinander künftig streng auf das von Vorgesetztem und Untergebener beschränken.“
    Korrekt wie immer, dachte er, hätte von mir sein können. Trotzdem fühlte er einen Stich der Enttäuschung. „Das heißt, du wirst weiter für mich arbeiten?“
    „Wenn du mich nicht feuerst.“
    Eine Sorge weniger, immerhin. „Natürlich werde ich dich nicht feuern. Ich brauche dich dieses eine Jahr.“ Aber wieder beschlichen Rand Zweifel. Konnte jemand, der so gradlinig war wie Tara, die sich sogar nach den Ereignissen der letzten Nacht nicht dazu verleiten ließ, das einmal gegebene Wort zu brechen, ihn wirklich so belügen, wie er es annahm? Aber was er in jener Nacht vor dem Schlafzimmer seines Vaters gesehen hatte, war eindeutig. Daran gab es nichts zu rütteln.
    Er wollte gerade etwas sagen, als Tara ausrief: „Wo sind die Rendezvous-Akten? Ich hatte sie hier eingeschlossen.“
    „Sie sind bei mir. Ich brauche sie noch eine Weile. Tara …“
    Die Tür flog auf, und Mitch kam hereingestürmt. „Was geht hier vor?“, fragte er barsch. „Der Wachmann erzählte mir, du hast im Büro geschlafen.“
    „Und wenn schon!“, erwiderte Rand schroff.
    „Hast du?“
    „Ja.“
    Mitch sah aus, als würde er gleich explodieren. „Kann ich dich unter vier Augen sprechen?“
    Tara drehte sich zu ihrem Schreibtisch und schaltete den Computer ein, so als ob sie gar nicht bemerkte, was um sie herum geschah. Rand war noch immer erleichtert, dass sie überhaupt da war, und wollte es nicht vermasseln. Alles Weitere musste sich später finden – was
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