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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
Autoren: Jennifer Rardin
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alles zu erkunden. Also schaute ich nach oben.«
    »Scheiße, Raoul, der Himmel steht in Flammen!« Ich duckte mich und hätte dabei fast seine Hand losgelassen. Sein Griff wurde fester und drückte Cirilai gegen meine Finger, bis sie pochten.
    »Was auch immer du tust, lass nicht los«, warnte er mich. »Wir werden von hungrigen Augen beobachtet, die nur darauf warten, dass wir die Regeln brechen.«
    »Du hast mir nur gesagt, dass wir nicht zu spät kommen dürfen, und dass wir gehen müssen, wenn wir fertig sind!«, fauchte ich. »Wenn du hier mein Leben aufs Spiel setzt …«
    »Deine Seele«, korrigierte er mich.
    »Oh, das ist natürlich viel besser.«
    Raoul starrte mich durchdringend an. Dann sagte er mit zusammengebissenen Zähnen: »Uns wurde nur eine kurze Zeitspanne hier zugestanden. Wenn sie uns voneinander trennen können, werden sie es tun. Wenn wir unsere Zeit damit verbringen, nacheinander zu suchen, verschwenden wir damit das Opfer, das nötig war, um hierher zu kommen. Noch schlimmer: Wenn wir getrennt werden und uns nicht rechtzeitig wiederfinden, könnte einer von uns oder wir beide für den Rest der Ewigkeit hier festsitzen.«
    »Opfer?«
    »Du hast zugestimmt.«
    »Wann?«

    Er zog eine Grimasse, griff in seine Brusttasche und reichte mir eine Notiz, die in meiner Handschrift verfasst war:
    Du hattest während deines Blackouts ein Meeting mit den hohen Tieren. Irgendwann wirst du dich daran erinnern können, aber jetzt ist keine Zeit für Erklärungen, und das hier ist zu wichtig, das darfst du nicht vermasseln. Letztendlich wirst du auch sagen, dass es das Opfer wert war. Also halt die Klappe und höre auf Raoul.
     
    J
    »Also sind deine Haare das Opfer?«, unterbrach mich Bergman.
    »Das bezweifle ich«, meinte der verwundete Kerl, der noch genäht werden musste. Er hatte seinen Turban abgenommen, wobei eine spiegelnde Glatze zum Vorschein gekommen war, durch die er irgendwie an ein Nashorn erinnerte, während jeder andere Weiße damit nur wie ein Krebspatient gewirkt hätte. Später erfuhr ich, dass sein Name Otto »Bumm« Perle und er vor seiner Laufbahn als Sprengstoffexperte ein wilder Teenager gewesen war, der sich bei einem Unfall mit Feuerwerkskörpern die Augenbrauen und einen Teil seiner Haare abgefackelt hatte. Nach dieser Geschichte schien kahl cool zu sein. Otto deutete auf seine Wunde. »Kommt mir so vor, als verlange die Hölle mehr als das.«
    Das sah ich auch so. Was bedeutete, dass das Opfer erst noch erbracht werden musste.
    »Dieser ganze Ort bestand also nur aus Felsen?«, fragte ein anderer Verwundeter, dessen rosige Wangen und dünner brauner Bart ihn jünger aussehen ließen als er war. Er
stellte sich als Terrence Casey vor, Vater von fünf Kindern, Großvater von einem Enkelkind, und der größte Giants-Fan aller Zeiten. Ich schüttelte den Kopf.
    Nein, da war noch mehr. Die Pflanzen, die zwischen den Felsen wuchsen, waren tückisch. Die Ranken brachten einen zum Stolpern. Die Büsche stachen mit ihren Dornen. Nur die Bäume schienen harmlos zu sein. Dann kam ein scharfer Wind auf, und mir wurde klar, dass die Stämme gar nicht so dick waren, wie ich gedacht hatte. Der zusätzliche Umfang entstand durch geschwärzte Körper, die an ihren Gliedmaßen aufgehängt waren und nun in der höllischen Brise schaukelten. Und das Schlimme war, dass sie bei Bewusstsein waren.
    Genau wie die Wanderer. Ich sah niemanden, der gesessen oder sich ausgeruht hätte. Sie waren alle in Bewegung, sprachen nie miteinander, aber oft mit sich selbst. Es erinnerte mich ein wenig an einen überfüllten Bürgersteig in New York, nur dass alle nach unten schauten, um die Steine im Auge zu behalten.
    Dann begann ich, mich auf Einzelne zu konzentrieren, und der Eindruck einer Gemeinschaft verflüchtigte sich. Direkt vor uns kämmte eine Frau immer wieder mit den Fingern ihre langen blonden Haare. Wenn sie die Spitzen erreichte, riss sie so hart daran, dass ihr Kopf zur Seite gezerrt wurde. Alle paar Sekunden nahm sie die Haare, die sie sich vom Schädel gerissen hatte, und stopfte sie sich in den Mund.
    »Warum macht sie das?«, flüsterte ich Raoul zu.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Weißt du es nicht?«
    »Es ist ja nicht so, als wären ihnen ihre Sünden auf die Stirn tätowiert.«
    »Sieh sie dir an. Sie ist wahnsinnig. Sie sind alle wahnsinnig.
« Rechts von uns bückte sich ein dünner Mann mit schwarzem Bart zum Boden, hob einen Stein auf und begann, sich damit das Hemd zu zerfetzen. Als
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